Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
in die Hände. Er war nun bereit, loszulegen. Sein Bruder ließ den Kopf von einer Seite zur anderen kreisen. Die Wirbelgelenke rieben aneinander und verursachten ein lautes, unangenehmes Knacken.
Ein lang gezogener Pfiff unterbrach die Diskussion.
„Weitermachen!“, rief der Trainer, als er merkte, dass das Spiel nicht weiterlief.
Dieses Mal tauschte der Ball die Seiten. Nun lag es an Elias und Aragon, ihren Gegenübern den Ball abzunehmen oder sie zumindest daran zu hindern, ihn bis zum Malfeld zu tragen.
Als Gast wurde Anthony die Ehre zuteil, den Ball zu führen. Gespannt warteten sie auf den Pfiff, der das Spiel fortsetzte. Mit wildem Hass in den Augen starrten sich die vier Gegner an; der Rest der beiden Gruppen bekam von dem sich auf dem Platz abspielenden Kräftemessen nichts mit.
Der Pfiff ertönte. Noch bevor die anderen Spieler auf das Signal reagieren konnten, setzten sich die beiden dunklen Brüder bereits in Bewegung und rannten los. Anthony behielt den ovalen Ball fest in seiner Umklammerung und sauste quer über das grüne Gras. Jeremy folgte ihm an seiner Seite und achtete stets darauf, ihm die Gegner vom Hals zu schaffen.
Nummer vier war der Erste, der sie einholen konnte. Er war einer der schnellsten Sprinter in der Mannschaft, und genau darin lag auch seine Stärke. Oft erhielt Nummer vier die Aufgabe, den Ball ins Ziel zu transportieren, denn bei einem Gemenge oder gar einem Zweikampf war er nicht besonders nützlich. Geschickt täuschte er ein Ablenkungsmanöver und deutete einen Angriffsversuch von der linken Seite an. Jeremy reagierte sofort und positionierte sich entsprechend. Kurz vor dem Zusammenstoß mit dem kräftigen Neuling drosselte Nummer vier seine Geschwindigkeit und ließ Jeremy an sich vorbeihuschen. Wie eine wild gewordene Raubkatze rannte er jedoch schon im nächsten Augenblick wieder los und holte Anthony fast ein.
Nummer vier unterschätzte seine Gegner und ahnte nicht, welche Fähigkeiten und Eigenschaften sie besaßen. Jeremy war ein erfahrener Krieger, ein Schattenkrieger, der bereits seit Jahrzehnten damit beschäftigt war, die Lichtkrieger zu jagen, um ihnen den Garaus zu machen. Ablenkungsmanöver rechtzeitig zu erkennen und gestellten Fallen auszuweichen lernte er bereits während seiner Ausbildung. Die langjährige Kampferfahrung bestärkte seine Fähigkeiten umso mehr.
Nummer vier konnte seine Beute regelrecht spüren. Mit jedem seiner Schritte kam er Anthony näher, bis er ihn fast packen konnte, wenn er nur seine Hand ausgestreckt und zugegriffen hätte, doch er wollte keinen Fehlversuch riskieren, sondern alles daransetzen, den Gegner endgültig zu Fall zu bringen. Abgelenkt von seinem Ehrgeiz, erkannte er die Gefahr, die sich von der Seite näherte, erst, nachdem es zu spät war. Wie ein Wirbelwind sauste Jeremy auf den nichts ahnenden Spieler zu und riss ihn mit einem wuchtigen Seitenhieb von den Füßen. Überrascht und enttäuscht zugleich flog Nummer vier mehrere Meter zur Seite, bevor er mit einem dumpfen Laut auf der Schulter landete. Benommen und nach Luft ringend lag er eine Weile da und starrte mit leerem Blick in den Himmel.
Der Weg zum Ausgleich war frei. Ohne Zwischenfälle beförderte Anthony das Ei ins Ziel und erhielt für die Leistung die jubelnden Rufe seiner Gruppe.
Jeremy umkreiste den am Boden Liegenden und sah ihn abwertend an. Wie ein zerquetschter Wurm lag er nun da und schnappte immer noch keuchend nach Luft. „ Geschieht dir recht “, dachte der Schattenkrieger bei sich, kniff die Augen zusammen, bis sie wie zwei kleine Schlitze aussahen, und lächelte böse. Ohne dem sichtlich mitgenommenen Spieler seine Hilfe anzubieten, drehte er sich um und ging mit sicherem Gang in Richtung Mittellinie, begleitet von seinem Freund Anthony.
Diesmal standen die beiden blonden Brüder an ihren Positionen und warteten auf den Ausgang des Spielzuges. Anthony wurde schnell klar, dass sie den Ausgleich nur so leicht erzwingen konnten, weil die Lichter sich aus dem Spiel herausgehalten hatten.
„Ihr schenkt uns einen Punkt, wir schenken euch einen. Auf Almosen sind wir nicht angewiesen“, sagte Elias mit lauter Stimme, als Anthony und Jeremy sich ihnen wieder näherten.
„Dann können wir ja nun mit dem richtigen Spiel beginnen“, antwortete Jeremy gelassen und reihte sich in die Spielerkette ein.
Die übrigen Schüler verstanden kaum, worum es den vieren ging. Mit verständnislosen Blicken sahen sie zunächst die einen, danach die
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