Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
Kein Name, den ich ausgewählt hätte.« Ein spöttisches Grinsen umspielte seine Lippen. Er weiß, dass ich seine Tochter bin, dachte Clary. Irgendwoher weiß er es. Aber er sagt es nicht. Warum hält er diese Information zurück? Wegen Jace, erkannte sie plötzlich. Jace würde denken … sie wollte sich gar nicht vorstellen, was er denken würde.
Valentin hatte beim Betreten des Saals gesehen, wie Jace und sie sich umarmt hatten; er musste wissen, welch brisante Information er damit in den Händen hielt. Irgendwo hinter diesen unergründlichen Augen arbeitete sein scharfer Verstand fieberhaft, versuchte er abzuschätzen, wie er sein Wissen am besten nutzen konnte.
Erneut warf Clary Jace einen flehentlichen Blick zu, aber er starrte auf ein Weinglas, das zur Hälfte mit einer purpurrot schimmernden Flüssigkeit gefüllt war. Sie sah, wie sich seine Brust mit jedem Atemzug rasch hob und senkte; er war bestürzter, als er zugeben wollte.
»Es interessiert mich nicht, welchen Namen du ausgewählt hättest«, sagte Clary.
»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Valentin und beugte sich vor.
»Außerdem bist du nicht Jace’ Vater. Du versuchst nur, uns reinzulegen«, fuhr sie fort. »Michael Wayland war sein Vater. Die Lightwoods wissen das. Alle wissen das.«
»Die Lightwoods waren falsch unterrichtet«, entgegnete Valentin. »Sie haben wahrhaftig geglaubt – geglaubt –, dass Jace der Sohn ihres Freundes Michael ist. Das Gleiche gilt für den Rat. Nicht einmal die Stillen Brüder kennen seine wahre Identität. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis sie es erfahren.«
»Aber der Ring der Familie Wayland …«
»Richtig, der Ring«, sagte Valentin und warf einen Blick auf Jace’ Hand, wo der Ring wie die schillernde Haut einer Schlange funkelte. »Ist es nicht lustig, dass ein M, auf den Kopf gestellt, einem W täuschend ähnlich sieht? Wenn du dir natürlich die Mühe gemacht hättest, einmal genauer darüber nachzudenken, wäre es dir wahrscheinlich merkwürdig erschienen, dass die Waylands eine Sternschnuppe als Wappen gewählt haben sollten. Dagegen passt dieses Symbol perfekt zum Namen der Familie Morgenstern.«
Clary starrte ihn an. »Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.«
»Entschuldige, ich vergaß, wie bedauernswert unvollkommen die Bildung der Irdischen ist«, spottete Valentin.
»Morgenstern – so wie in ›Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie wurdest du zu Boden geschlagen, der du alle Völker niederschlugst!‹ «
Clary lief es eiskalt über den Rücken. »Du spielst auf Satan an.«
»Oder auf jeden anderen großen Machtverlust, den man in Kauf nimmt, wenn man sich weigert, anderen zu dienen«, entgegnete Valentin. »So wie bei mir. Ich war nicht gewillt, einer korrupten Regierung zu dienen, und dafür verlor ich meine Familie, meine Ländereien und fast mein Leben …« »Du trägst die Schuld für den Aufstand!«, fauchte Clary.
»Deinetwegen sind viele Menschen gestorben! Schattenjäger wie du!«
»Clary.« Jace beugte sich vor und stieß dabei fast das Weinglas mit dem Ellbogen um. »Hör ihm einfach nur zu, okay? Es ist nicht so, wie du denkst. Hodge hat uns belogen.« »Ich weiß«, sagte Clary. »Er hat uns an Valentin verraten. Er war Valentins Marionette.«
»Nein«, sagte Jace. »Nein, Hodge wollte den Kelch der Engel all die Jahre für sich. Er hat die Ravener ausgeschickt, um deine Mutter zu holen. Mein Vater … Valentin erfuhr erst später davon und kam hierher, um ihn aufzuhalten. Er hat
deine Mutter in dieses Haus gebracht, um sie zu heilen, nicht um ihr wehzutun.«
»Und du glaubst diesen Mist?«, erwiderte Clary voller Abscheu. »Nichts davon ist wahr. Hodge hat für Valentin gearbeitet; sie waren beide gemeinsam hinter dem Kelch her. Es stimmt, Hodge hat uns reingelegt, aber er war nur ein Werkzeug …« »Aber er war derjenige, der den Kelch der Engel gebraucht hat«, sagte Jace. »Auf diese Weise konnte er sich von dem Fluch befreien und fliehen, bevor mein Vater dem Rat von seinen Untaten berichtet hätte.«
»Das stimmt nicht!«, entgegnete Clary zornig. »Ich war dabei!« Sie schaute Valentin an. »Ich war in der Bibliothek, als du aufgetaucht bist, um den Kelch zu holen. Du hast mich nicht gesehen, aber ich war da; und ich habe dich gesehen. Du hast den Kelch an dich genommen und Hodge von seinem Fluch befreit. Er hätte es allein gar nicht tun können; das hat er selbst
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