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Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Clary und bekam trotz der Hitze eine Gänsehaut.
    »Das hier ist ein kleiner Scherz der Brüder«, sagte Jace. »Du wirst schon sehen.«
    Sie schaute Bruder Jeremiah an. Er hatte eine schwach leuchtende Stele aus irgendeiner Innentasche seiner Robe geholt und zog mit deren Spitze das Muster einer Rune auf dem Sockel der Statue nach. Plötzlich öffnete sich der Mund des Marmorengels zu einem stummen Schrei und ein gähnendes schwarzes Loch klaffte in dem grasbewachsenen Boden zu Jeremiahs Füßen. Es sah aus wie ein offenes Grab.
    Langsam trat Clary an den Rand des Lochs und blinzelte hinein. Stufen aus Granit, deren Kanten durch jahrelangen Gebrauch ausgetreten waren, führten in die Tiefe. In regelmäßigen Abständen waren Fackeln über der Treppe angebracht, die in intensivem Grün und Blau leuchteten. Der Fuß der Treppe verlor sich in der Dunkelheit.
    Jace nahm die Stufen mit der Leichtigkeit eines Mannes, dem die Situation zwar nicht unbedingt angenehm, aber doch vertraut war. Auf halbem Weg zur ersten Fackel blieb er stehen und blickte zu ihr hinauf. »Komm schon«, sagte er ungeduldig.
    Clary hatte kaum ihren Fuß auf die erste Stufe gestellt, als ihr Arm mit einem kalten Griff gepackt wurde. Sie schaute überrascht auf. Bruder Jeremiah hielt sie am Handgelenk und seine eisigen weißen Finger gruben sich in ihre Haut. Sie konnte den knöchernen Schimmer seines vernarbten Gesichts hinter der Kapuze sehen.
    Fürchte dich nicht, sagte seine Stimme in ihrem Kopf. Es würde mehr als eines einzelnen menschlichen Schreis bedürfen, um diese Toten aufzuwecken.
    Als er ihren Arm wieder freigab, stolperte sie mit hämmerndem Herzen hinter Jace die Stufen hinunter, der am Fuß der Treppe auf sie wartete. Er hatte eine der grün leuchtenden Fackeln aus der Halterung genommen und hielt sie auf Augenhöhe vor sich. Sie verlieh seiner Haut einen blassen grünen Schimmer. »Alles in Ordnung?«
    Clary nickte, denn sie traute sich nicht zu sprechen. Die Stufen endeten auf einem flachen Absatz; vor ihnen erstreckte sich ein langer schwarzer Tunnel, aus dessen Wänden gewundene Baumwurzeln hervorragten. An seinem Ende war ein schwaches bläuliches Licht zu erkennen. »Es ist so … dunkel«, sagte sie matt.
    »Soll ich deine Hand halten?«
    Clary hielt beide Hände hinter den Rücken, wie ein kleines Kind. »Hör auf, so von oben herab mit mir zu reden.«
    »Tja, ich kann ja wohl schlecht von unten hinauf mit dir reden. Dazu bist du zu klein.« Jace schaute an ihr vorbei und die Fackel versprühte Funken, als er weiterging. »Nur keine Umstände, Bruder Jeremiah«, sagte er gedehnt. »Geh ruhig vor. Wir sind direkt hinter dir.«
    Clary zuckte zusammen. Sie war noch immer nicht an das stille Kommen und Gehen des Archivars gewöhnt. Er schwebte lautlos an ihr vorbei und in den Tunnel hinein. Einen kurzen Moment später folgte sie ihm und schob Jace’ ausgestreckte Hand von sich.
    Das Erste, was Clary von der Stadt der Stille sah, waren endlose Reihen hoher Marmorbögen, die sich in der Ferne verloren wie ordentlich aufgereihte Spalierbäume eines Obstgartens. Der harte Marmor schimmerte in der Farbe hellen Elfenbeins und sah aus wie poliert; an einigen Stellen waren schmale Streifen Onyx, Jaspis und Jade eingesetzt. Während sie vom Tunnel aus auf den Wald aus Bögen zugingen, sah Clary, dass der Boden mit den gleichen Runen versehen war, die manchmal Jace’ Haut in Linien, Spiralen und kunstvoll verschlungenen Mustern bedeckten.
    Als die drei durch den ersten Marmorbogen schritten, tauchte etwas Großes und Weißes zu ihrer Linken auf wie ein Eisberg vor dem Bug der Titanic. Es war ein weißer Steinblock, glatt und quadratisch, in dessen Vorderseite eine Art Tür eingelassen war. Clary fühlte sich an ein Spielhäuschen für Kinder erinnert, in dem sie gerade nicht mehr aufrecht stehen konnte.
    »Das ist ein Mausoleum«, erklärte Jace und richtete das Licht der Fackel darauf. Clary sah, dass eine Rune in die mit Eisenriegeln verschlossene Tür eingemeißelt war. »Ein Grab. Hier bestatten wir unsere Toten.«
    »Alle eure Toten?« Sie hätte ihn gerne gefragt, ob auch sein Vater hier beerdigt war, aber er war bereits weitergegangen und konnte sie nicht mehr hören. Sie eilte ihm hinterher, denn sie wollte an diesem unheimlichen Ort nicht mit Bruder Jeremiah allein sein. »Hattest du nicht gesagt, es sei eine Bibliothek?«
    Die Stadt der Stille hat viele Ebenen, warf Jeremiah ein. Und nicht all unsere Toten sind hier bestattet.

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