Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
wolle sie irgendetwas zugeben. »Jetzt komm endlich.«
Jace sah Clary an. »Dieses Haus«, fragte er und zeigte auf das Lagergebäude aus rotem Backstein. »Ist es das?«
Clary seufzte. »Ich denke schon«, meinte sie unsicher. »Aber sie sehen alle gleich aus.«
»Finden wir es heraus«, sagte Isabelle und ging mit entschlossenen Schritten die Treppe hinauf. Die anderen folgten ihr und drängten sich in den übel riechenden Eingang. Eine nackte Glühbirne baumelte an einem Kabel über ihren Köpfen und beleuchtete eine große Metalltür und eine Reihe von Klingeln an der linken Wand. Nur auf einer stand ein Name: Bane.
Isabelle drückte auf die Klingel. Nichts passierte. Sie klingelte erneut. Gerade wollte sie es zum dritten Mal versuchen, als Alec sie am Handgelenk festhielt. »Sei nicht so unhöflich«, mahnte er.
Sie funkelte ihn böse an: »Alec …«
In dem Moment flog die Tür auf.
Ein schlanker Mann stand im Rahmen und betrachtete sie neugierig. Isabelle fasste sich als Erste wieder und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Magnus? Magnus Bane?«
»Das bin ich.« Der Mann im Türrahmen war so groß und so dünn wie eine Bohnenstange; seine Haare bildeten eine Krone aus dichten schwarzen Stacheln. Der Form seiner schläfrigen Augen und dem goldenen Ton seiner gleichmäßig gebräunten Haut nach zu urteilen, war er Halbasiate. Er trug Jeans und ein schwarzes Hemd, das mit Dutzenden Metallschnallen bedeckt war. Seine Augen waren von einer Art Maske aus schwarzem Glitter umrahmt, die Lippen dunkelblau geschminkt. Er fuhr sich mit der Hand, an der fast an jedem Finger ein Ring steckte, durch die stachligen Haare und betrachtete sie nachdenklich. »Kinder der Nephilim«, sagte er. »Ich kann mich nicht erinnern, euch eingeladen zu haben.«
Isabelle holte ihre Einladung hervor und schwenkte sie wie eine weiße Fahne. »Ich habe eine Einladung. Und das hier« – mit einer ausladenden Bewegung ihres Armes deutete sie auf den Rest der Gruppe – »sind meine Freunde.«
Magnus zupfte ihr den Zettel aus der Hand und betrachtete ihn angewidert. »Ich muss betrunken gewesen sein«, sagte er. Dann riss er die Tür auf. »Kommt rein. Und versucht, meine Gäste am Leben zu lassen.«
Jace schob sich durch die Tür und musterte Magnus prüfend. »Selbst wenn einer von ihnen seinen Drink auf meine neuen Schuhe verschüttet?«
»Selbst dann.« Plötzlich schnellte Magnus’ Hand nach vorn, so rasch, dass Clary es kaum wahrnahm. Er riss Jace die Stele aus der Hand – Clary hatte gar nicht bemerkt, dass dieser sie hervorgeholt hatte – und hielt sie hoch. Jace sah leicht betreten aus. »Und das«, sagte Magnus und steckte die Stele in Jace’ Jeanstasche, »behältst du besser in der Hose, Schattenjäger.«
Magnus grinste, während er sich zur Treppe wandte und einen verblüfft dreinschauenden Jace zurückließ, der den anderen die Tür aufhielt. »Kommt rein«, sagte er. »Ehe noch jemand auf die Idee kommt, es sei meine Party.«
Sie schoben sich an Jace vorbei und lachten nervös. Nur Isabelle blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Bitte versuch, ihn nicht zu verärgern. Denn dann wird er uns nicht helfen.«
Jace wirkte gelangweilt. »Ich weiß, was ich tue.«
»Das hoffe ich.« Isabelle rauschte mit wehenden Röcken an ihm vorbei.
Magnus’ Wohnung befand sich am Ende einer langen, wackligen Treppe. Simon beeilte sich, Clary einzuholen, die es augenblicklich bereute, dass sie eine Hand auf das Geländer gelegt hatte, um sich festzuhalten. Es war mit einem klebrigen, eklig grünen Zeug beschmiert.
»Igitt«, sagte Simon und bot ihr einen Zipfel seines T-Shirts an, damit sie ihre Hand daran abwischen konnte, was sie auch tat. »Ist alles in Ordnung? Du wirkst so … verstört.«
»Er kommt mir so bekannt vor. Magnus, meine ich.«
»Du glaubst also, er geht auf die St. Xavier School?«
»Sehr witzig.« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu.
»Du hast recht. Für einen Schüler ist er zu alt. Aber ich glaube, ich hatte ihn letztes Jahr in Chemie.«
Clary lachte laut auf. Sofort war Isabelle bei ihnen und steckte ihren Kopf zwischen sie. »Was ist denn so lustig, Simon? Habe ich was verpasst?«
Simon war so anständig, verlegen zu schauen, schwieg aber. »Nein, du hast nichts verpasst«, murmelte Clary und ließ die beiden allein. Allmählich taten ihr in Isabelles hochhackigen Stiefeln die Füße weh. Als sie den oberen Treppenabsatz erreichte, humpelte sie ein wenig, doch sie vergaß den Schmerz in
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