Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
Verantwortung.«
Der Vampir tobte vor Wut und zeigte mit dem Finger auf Magnus. »Willst du mir etwa sagen, dass …«
Magnus’ mit Glitter überzogener Zeigefinger zuckte nur ganz kurz, so geringfügig, dass Clary fast glaubte, er habe sich überhaupt nicht bewegt. Der Vampir hörte auf zu brüllen, würgte und fasste sich an den Hals. Sein Mund bewegte sich, aber es kam kein Laut heraus.
»Du hast meine Gastfreundschaft überstrapaziert«, sagte Magnus gedehnt und riss die Augen weit auf. Schockiert sah Clary, dass die Pupillen vertikalen Schlitzen glichen, wie denen einer Katze. »Und jetzt verschwinde.« Er spreizte die Finger seiner Hand und der Vampir drehte sich so elegant, als habe ihn jemand bei der Schulter gepackt. Er wurde herumgewirbelt und marschierte durch die Menge zur Tür.
Jace pfiff leise. »Sehr eindrucksvoll.«
»Du meinst diese kleine Stummschaltung?« Magnus schaute zur Decke. »Ich weiß. Was hat er bloß für ein Problem?«
Alec machte ein Geräusch, als würde er ersticken. Nach einem kurzen Augenblick wurde Clary klar, dass er lachte. Das sollte er öfter machen.
»Wir haben das Weihwasser in seinen Tank gekippt«, sagte er.
»Alec!«, rief Jace. »Halt den Mund.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, meinte Magnus und schaute amüsiert. »Ihr rachsüchtigen kleinen Mistkerle. Ihr wusstet, dass ihre Maschinen mit Dämonenenergie fahren. Ich glaube nicht, dass er es reparieren kann.«
»Ein motorisierter Blutsauger weniger«, sagte Jace. »Mir bricht das Herz.«
»Ich habe gehört, dass einige von ihren Maschinen fliegen können«, warf Alec ein, der ausnahmsweise einmal lebhaft wirkte. Er lächelte fast.
»Das ist lediglich ein altes Hexenmärchen«, sagte Magnus, dessen Katzenaugen funkelten. »Seid ihr deshalb zu meiner Party gekommen? Nur um die Maschine eines Blutsaugers zu ruinieren?«
»Nein.« Jace war wieder vollkommen ernst. »Wir müssen mit dir reden. Am liebsten irgendwo, wo uns keiner stört.«
Magnus zog eine Augenbraue hoch. Verdammt, dachte Clary, noch einer, der das kann. »Habe ich Ärger mit dem Rat?«
»Nein«, sagte Jace.
»Vermutlich nicht«, mischte Alec sich ein. »Au!« Er warf Jace, der ihm einen Tritt verpasst hatte, einen wütenden Blick zu.
»Nein«, wiederholte Jace. »Wir können unter dem Siegel des Bündnisses reden. Wenn du uns hilfst, wird alles, was du sagst, vertraulich behandelt.«
»Und wenn ich euch nicht helfe?«
Jace streckte seine Hände aus. Die schwarzen Runenmale auf seinen Handflächen stachen deutlich hervor. »Vielleicht passiert nichts; vielleicht bekommst du aber auch Besuch aus der Stadt der Stille.«
Magnus’ Stimme klang wie über Eisscherben rinnender Honig. »Das ist ja eine tolle Wahl, vor die du mich da stellst, kleiner Schattenjäger.«
»Es ist überhaupt keine Wahl«, entgegnete Jace.
»Ja«, sagte der Hexenmeister. »Genau das meinte ich.«
Magnus’ Schlafzimmer glich einer Explosion von Farben: kanariengelbes Bettzeug auf einer Matratze auf dem Boden, ein stahlblauer Frisiertisch, auf dem mehr Töpfe, Pinsel und Make-up-Utensilien lagen als auf dem von Isabelle. Samtvorhänge in Regenbogenfarben verdeckten die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster und ein verfilzter Wollteppich lag auf dem Fußboden.
»Hübsches Zimmer«, meinte Jace und zog einen der schweren Vorhänge zur Seite. »Man verdient wohl ganz gut als Oberster Hexenmeister von Brooklyn?«
»Es geht«, sagte Magnus. »Zusätzliche Krankenversicherungsleistungen kann man allerdings vergessen. Kein Zahnersatz.« Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Als er die Arme verschränkte, schob sich sein Hemd etwas nach oben und legte einen Teil seines flachen goldbraunen, aber nabellosen Bauches frei. »Also«, sagte er. »Was habt ihr auf dem Herzen, ihr verschlagenen kleinen Mistkerle?«
»Es geht gar nicht um sie«, sagte Clary, die ihre Stimme gefunden hatte, ehe Jace antworten konnte. »Ich bin diejenige, die mit Ihnen sprechen möchte.«
Magnus richtete seine katzenartigen Augen auf sie. »Du bist keine von ihnen«, sagte er. »Du gehörst nicht zum Rat. Aber du kannst die Verborgene Welt sehen.«
»Meine Mutter gehörte dem Rat an.« Zum ersten Mal hatte sie es laut ausgesprochen und sie wusste, dass es stimmte. »Aber sie hat mir nichts davon erzählt. Sie hat es geheim gehalten. Und ich weiß nicht, warum.«
»Dann frag sie.«
»Das kann ich nicht. Sie ist …« Clary zögerte. »Sie ist verschwunden.«
»Und
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