Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
dem Moment, als sie durch die Tür zu Magnus’ Wohnung ging.
Das Loft wirkte riesig und war fast vollkommen unmöbliert. Die Fenster reichten vom Boden bis zur Decke und waren mit einem dicken Film aus Schmutz und Farbe beschmiert, sodass kaum Licht von der Straße hineindrang. Große Metallsäulen, um die sich bunte Lichterketten wanden, stützten eine gewölbte, rußige Decke. Die Türen waren aus den Angeln gehoben und am anderen Ende des Raumes zu einer improvisierten Theke über zerbeulte Mülltonnen gelegt worden. Eine Frau mit violetter Haut und einem metallischen Bustier mixte Drinks in hohen grellbunten Gläsern, die den darin enthaltenen Getränken eine ungewöhnliche Tönung gaben: Blutrot, Dunkelblau, Giftgrün. Selbst für eine New Yorker Barfrau arbeitete sie erstaunlich schnell und effizient – vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil sie ein zweites Paar langer, eleganter Arme hatte. Clary fühlte sich an Lukes Statue der indischen Göttin Kali erinnert.
Die Partygäste sahen ebenso seltsam aus. Ein attraktiver Junge mit grünschwarzen Haaren grinste Clary über einen Teller mit rohem Fisch hinweg an. Seine Zähne waren scharf und gezackt wie die eines Hais. Neben ihm stand ein Mädchen mit langem dunkelblondem Haar, in das Blumen geflochten waren. Die Beine unter dem Saum ihres kurzen grünen Kleids endeten in Füßen mit Schwimmhäuten. Eine Gruppe junger Frauen, die so blass waren, dass Clary sich fragte, ob sie weiße Theaterschminke trugen, schlürfte aus geschliffenen Kristallgläsern eine dunkelrote Flüssigkeit, die für Wein zu dickflüssig schien. Die Mitte des Raums war voller Körper, die zu hämmernden, von den Wänden zurückprallenden Beats tanzten, obwohl Clary nirgendwo eine Band sehen konnte.
»Gefällt dir die Party?«
Sie drehte sich um und erkannte Magnus, der an einer der Säulen lehnte. Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit. Sie ließ den Blick schweifen und stellte fest, dass Jace und die anderen verschwunden waren, von der Menge geschluckt.
Sie versuchte zu lächeln. »Gibt es einen bestimmten Anlass für die Party?«
»Den Geburtstag meiner Katze.«
»Oh. Wo ist denn Ihre Katze?«
Er stieß sich von der Säule ab und schaute ernst. »Ich weiß es nicht. Sie ist weggelaufen.«
Clary blieb eine Antwort erspart, da Jace und Alec plötzlich wieder auftauchten. Alec schaute wie üblich mürrisch drein. Jace trug eine Kette winziger schimmernder Blüten um den Hals und schien mit sich zufrieden. »Wo sind Simon und Isabelle?«, fragte Clary.
»Auf der Tanzfläche.«Jace zeigte hinter sich. Clary konnte die beiden gerade noch am Rand der Menge sehen. Simon tat, was er meistens tat, wenn er vorgab zu tanzen: Er wippte auf den Fußballen auf und ab und zog ein unbehagliches Gesicht. Isabelle wand sich geschmeidig wie eine Schlange um ihn herum und streichelte mit den Fingern über seine Brust. Sie warf ihm einen Blick zu, als beabsichtige sie, ihn in die nächste Ecke zu zerren und dort Sex mit ihm zu haben. Clary schlang die Arme um ihren Brustkorb, wobei ihre Armreifen aneinanderschlugen. Wenn sie noch enger tanzen, brauchen sie nicht einmal in eine Ecke zu gehen, dachte sie aufgebracht.
»Hör zu«, wandte Jace sich an Magnus, »wir müssen wirklich mit …«
»Magnus Bane!« Die tiefe, dröhnende Stimme gehörte zu einem überraschend kleinen Mann, der ungefähr Anfang dreißig zu sein schien. Er war kompakt und muskulös, hatte einen glatt rasierten Schädel und einen spitzen Ziegenbart. Mit einem zitternden Finger zeigte er auf Magnus. » Irgendjemand hat Weihwasser in den Tank meines Motorrads geschüttet. Es ist ruiniert. Hinüber. Alle Rohre sind geschmolzen.«
»Geschmolzen?«, murmelte Magnus. »Wie schrecklich.«
»Ich will wissen, wer das war.« Der Mann öffnete den Mund und enthüllte lange, spitze Eckzähne. Clary starrte ihn fasziniert an. Sie sahen überhaupt nicht so aus, wie sie sich Vampirzähne vorgestellt hatte, sondern waren dünn und scharf wie Nadeln. »Ich dachte, du hättest hoch und heilig versprochen, dass heute Abend keine Werwölfe hier sein würden, Bane .«
»Ich habe keine Kinder des Mondes eingeladen«, sagte Magnus und betrachtete seine glitzernden Fingernägel. »Gerade wegen eurer blöden kleinen Fehde. Wenn irgendeiner von ihnen beschlossen hat, deine Maschine lahmzulegen, war es jedenfalls keiner meiner Gäste und deshalb …«, er schenkte dem Mann ein gewinnendes Lächeln, »fällt das auch nicht unter meine
Weitere Kostenlose Bücher