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Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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verloren«, fügte er hinzu. »Die Wirkung wird mit der Zeit von selbst verschwinden.«
    Clary musterte ihn scharf. »Werde ich dann alle meine Erinnerungen zurückbekommen? Alles, was aus meinem Kopf entfernt wurde?«
    »Ich weiß es nicht. Die Erinnerungen könnten alle auf einmal zurückkommen oder bruchstückweise. Möglicherweise wirst du dich aber auch an nichts mehr von dem erinnern, was du im Laufe der Jahre vergessen hast. Der Auftrag, den deine Mutter mir erteilte, war einzigartig. Ich hatte damit nicht die geringste Erfahrung – und von daher weiß ich auch nicht, was nun passieren wird.«
    »Aber ich will nicht warten.« Clary presste die Hände so fest in ihrem Schoß zusammen, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. »Mein ganzes Leben habe ich mich gefühlt, als würde etwas mit mir nicht stimmen. Als würde etwas fehlen oder als sei etwas beschädigt. Jetzt weiß ich …«
    »Ich habe dir nicht geschadet«, unterbrach Magnus sie und verzog ärgerlich die Lippen. »Jeder Teenager fühlt sich so – innerlich zerrissen oder fehl am Platz, irgendwie anders, als Königskind, das aus Versehen in eine Familie von Bauern hineingeboren wurde. In deinem Fall besteht der Unterschied darin, dass es der Wahrheit entspricht: Du bist anders. Vielleicht nicht besser, aber anders. Und es ist kein Zuckerschlecken, anders zu sein. Willst du wissen, wie es ist, wenn deine Eltern brave Kirchgänger sind und du mit dem Teufelsmal geboren wirst?« Mit gespreizten Fingern zeigte er auf seine Augen. »Wenn dein Vater bei deinem Anblick zurückzuckt und deine Mutter sich in der Scheune erhängt, in den Wahnsinn getrieben von der Erinnerung an das, was sie getan hat? Als ich zehn war, versuchte mein Vater, mich im Fluss zu ertränken. Ich wehrte mich mit aller Kraft – ließ ihn an Ort und Stelle in Flammen aufgehen. Schließlich wandte ich mich an die Priester in der Kirche, um Zuflucht zu suchen. Sie versteckten mich. Es heißt, Mitleid sei bitter, aber es ist besser als Hass. Als ich herausfand, wer ich wirklich war – nur zur Hälfte ein menschliches Wesen –, habe ich mich selbst gehasst. Und es gibt nichts Schlimmeres.«
    Als Magnus geendet hatte, herrschte einen Moment lang Schweigen. Zu Clarys Überraschung fand Alec als Erster seine Stimme wieder. »Es war nicht deine Schuld«, sagte er. »Du kannst nichts dafür, wie du geboren wurdest.«
    Magnus wirkte verschlossen. »Ich bin darüber hinweg«, murmelte er und wandte sich an Clary. »Aber ich denke, du weißt, was ich meine. Anders ist nicht besser, Clarissa. Deine Mutter hat versucht, dich zu schützen. Mach ihr das nicht zum Vorwurf.«
    Clarys Hände entspannten sich. »Es ist mir egal, ob ich anders bin. Ich will nur die sein, die ich wirklich bin.«
    Magnus fluchte in einer Sprache, die sie nicht kannte. Es klang wie knisternde Flammen. »Also gut. Hör zu. Ich kann nicht ungeschehen machen, was ich getan habe. Aber ich kann dir etwas anderes geben – einen Teil von dem, was dir gehört hätte, wenn du als echtes Kind der Nephilim aufgewachsen wärst.« Er stolzierte durch das Zimmer hinüber zum Bücherregal und nahm ein schweres Buch heraus, dessen grüner Samtumschlag stark abgenutzt wirkte. Als er darin blätterte, wirbelten Staub und dunkle Stoffstückchen durch die Luft. Die Seiten waren aus dünnem, fast durchsichtigem Pergament und jeweils mit einer tiefschwarzen Rune bedruckt.
    Jace zog die Augenbrauen hoch. »Ist das ein Exemplar des Grauen Buches?«
    Magnus, der fieberhaft in dem Band blätterte, schwieg.
    »Hodge hat eins«, bemerkte Alec. »Er hat es mir mal gezeigt.«
    »Aber es ist nicht grau«, hörte Clary sich sagen. »Es ist grün.«
    »Wenn es so etwas wie tödliche Buchstabengläubigkeit gäbe, wärst du schon als Kind gestorben«, meinte Jace. Dann wischte er den Staub von der Fensterbank und betrachtete sie eingehend – so als überlege er, ob sie wohl sauber genug sei, sich daraufzusetzen. »Grau ist das Codewort für ›Schwarze Kunst‹. Darunter versteht man »magisches, verborgenes Wissen‹. In dem Buch sind alle Runen verzeichnet, die der Erzengel Raziel im ursprünglichen Buch des Bündnisses festgehalten hat. Es gibt nicht viele Exemplare, weil jedes eigens angefertigt werden muss. Einige der Runen sind so stark, dass sie normale Seiten verbrennen würden.«
    Alec sah beeindruckt aus. »Das wusste ich gar nicht.«
    Jace hüpfte auf die Fensterbank und ließ seine Beine baumeln. »Nicht jeder schläft im

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