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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Streifen auf seinen Wangen. Doch das schien er gar nicht zu bemerken. Seine Lippen waren zu einem dünnen, harten Strich zusammengepresst. »Schattenjäger«, sagte er mit unerbittlicher klarer Stimme, »zeig uns dein Gesicht.« 
    Samuel zögerte noch einen Moment und ließ dann langsam die Hände sinken. Simon hatte die Züge seines Zellennachbarn nie gesehen und es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass Samuel verhärmt oder alt aussehen könnte. Aber sein Gesicht war zur Hälfte mit einem struppigen grauen Bart bedeckt; seine Augen lagen tief in den Höhlen und seine Wangen wirkten stark gefurcht. Trotz allem erschien er Simon seltsam vertraut.
    Alecs Lippen bewegten sich, doch er brachte keinen Ton hervor. Es war Jace, der als Erster seine Stimme wiederfand.
    »Hodge«, sagte er nur. 
     
    »Hodge?«, wiederholte Simon verwirrt. »Aber das kann nicht sein. Hodge war doch … Nein, Samuel kann unmöglich …«
    »Das ist genau das, was Hodge anscheinend immer macht«, erwiderte Alec bitter. »Er lässt dich glauben, er wäre jemand anderes.«
    »Aber er hat doch gesagt…«, setzte Simon an, doch Clary verstärkte ihren Griff um seinen Arm und die Worte erstarben ihm auf den Lippen. Der Ausdruck auf Hodges Gesicht verriet alles: zwar kein Schuldgefühl und auch kein Entsetzen darüber, dass seine Tarnung aufgeflogen war, aber ein abgrundtiefer Kummer, der sich nur schwer mit ansehen ließ.
    »Jace«, sagte Hodge sehr leise. »Alec … es tut mir so leid.«
    Im nächsten Moment bewegte Jace sich so geschmeidig wie im Kampf, wie Sonnenlicht auf einer Wasseroberfläche: Im Bruchteil einer Sekunde stand er vor Hodge, mit gezücktem Messer, dessen scharfe Spitze auf die Kehle seines alten Lehrers zielte. Der Widerschein des Feuers tanzte über die Klinge. »Spar dir deine Entschuldigungen. Ich will einen vernünftigen Grund hören, warum ich dich nicht töten sollte, jetzt und hier, an Ort und Stelle.«
    »Jace.« Alec musterte ihn beunruhigt. »Jace, warte.«
    Plötzlich ertönte ein lautes Grollen, als Teile des Garnisonsdaches in Flammen aufgingen. Die Hitze ließ die Luft schimmern und den Nachthimmel orange aufleuchten. Clary konnte jeden einzelnen Grashalm auf dem Rasen und jede Falte in Hodges hagerem, schmutzigem Gesicht erkennen.
    »Nein«, erwiderte Jace. Die ausdruckslose Miene, mit der er auf Hodge hinabblickte, erinnerte Clary an ein anderes, maskenhaftes Gesicht - an das von Valentin. »Du hast gewusst, was mein Vater mit mir gemacht hat, stimmt’s? Du hast all seine schmutzigen Geheimnisse gekannt!«, herrschte Jace Hodge an.
    Alec schaute verständnislos von Jace zu seinem alten Lehrer und wieder zurück. »Wovon redest du? Was ist hier los?«
    Hodge verzog das Gesicht. »Jonathan …«
    »Du hast es die ganze Zeit gewusst und nie auch nur einen Ton gesagt. Während all dieser Jahre im Institut hast du geschwiegen.«
    Hodge ließ das Kinn sinken. »Ich … ich war mir nicht sicher«, flüsterte er. »Wenn man ein Kind seit dem Säuglingsalter nicht mehr gesehen hat… ich war mir nicht sicher, wer du warst, und schon gar nicht, was du warst.«
    »Jace?« Alecs bestürzter Blick wanderte noch immer zwischen seinem besten Freund und seinem Lehrer hin und her, aber keiner der beiden schenkte ihm auch nur einen Funken Beachtung.
    Hodge wirkte wie ein Mann in einem Schraubstock, der immer fester zugedreht wurde: Seine Hände zitterten wie vor Schmerzen und seine Augen zuckten hin und her. Clary dachte an den gepflegt gekleideten Mann in seiner mit hohen Bücherregalen gesäumten Bibliothek, der Mann, der ihr Tee und freundliche Ratschläge angeboten hatte… Das Ganze schien Tausende von Jahren zurückzuliegen.
    »Ich glaube dir nicht«, stieß Jace hervor. »Du hast gewusst, dass Valentin nicht tot war. Er muss es dir doch erzählt haben …«
    »Valentin hat mir gar nichts erzählt«, keuchte Hodge. »Als die Lightwoods mir mitteilten, dass sie Michael Waylands Sohn aufnehmen würden, hatte ich seit dem Aufstand nichts mehr von Valentin gehört. Ich dachte, er hätte mich vergessen. Und ich betete sogar, dass er tot sei, aber ich war mir eben nie sicher. Und dann, in der Nacht vor deiner Ankunft in New York, tauchte plötzlich Hugo mit einer Nachricht von Valentin auf. >Der Junge ist mein Sohn.< Das war alles, was auf dem Zettel stand.« Hodge holte kurzatmig Luft. »Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte. Und ich dachte, ich würde es wissen … ich würde es in dem Moment wissen, in dem ich

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