Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
sprechen?«
»Nein«, erwiderte Clary und setzte sich neben Simon auf das Sofa. »Alles, was du zu sagen hast, kannst du uns beiden sagen.«
Aline biss sich auf die Lippe. »Also schön. Es gibt da etwas, was ich Alec und Jace und Isabelle gern mitteilen möchte. Aber ich weiß nicht, wo ich sie finden kann.«
Clary seufzte. »Die Lightwoods haben ihre Beziehungen spielen lassen und sind in ein leer stehendes Haus gewechselt. Die Eigentümer sind aufs Land gezogen.«
Aline nickte. Seitdem Dämonenangriff hatten viele Familien Idris verlassen. Die meisten waren zwar geblieben, deutlich mehr Schattenjäger als Clary erwartet hätte, aber eine ganze Reihe hatte die Sachen gepackt und war fortgezogen, weshalb ihre Häuser nun leer standen.
»Es geht ihnen gut, falls du danach fragen wolltest«, erklärte Clary. »Ich habe sie auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Jedenfalls nicht seit der Schlacht. Wenn du willst, kann ich ihnen über Luke eine Nachricht zukommen lassen …«
»Ich weiß nicht recht.« Aline kaute erneut auf ihrer Unterlippe herum. »Meine Eltern haben Sebastians Tante in Paris mitteilen müssen, was er getan hat. Sie war zutiefst bestürzt.«
»Was nur natürlich ist, wenn sich der eigene Neffe als bösartiges Genie entpuppt«, bemerkte Simon.
Aline warf ihm einen finsteren Blick zu. »Sie meinte, das wäre vollkommen untypisch für ihn und dass da irgendein Irrtum bestehen müsse. Also hat sie mir ein paar Fotos von ihm geschickt.« Aline griff in ihre Tasche und zog mehrere leicht geknickte Fotografien hervor, die sie Clary reichte. »Hier, sieh mal.«
Clary warf einen Blick auf die Bilder. Sie zeigten einen lachenden, dunkelhaarigen Jungen, der mit seinem verschmitzten Grinsen und der etwas zu großen Nase auf ganz eigene Weise attraktiv wirkte. Er sah aus wie die Sorte von Jungs, mit der man bestimmt viel Spaß haben konnte - und kein bisschen wie Sebastian. »Das ist dein Cousin?«, fragte Clary entgeistert. ;i ;
»Das ist Sebastian Verlac. Was bedeutet…«
».. . dass der Junge, der hier war und sich als Sebastian ausgegeben hat, jemand vollkommen anderes war?« Mit wachsender Beunruhigung blätterte Clary durch die Fotos.
»Ich habe mir überlegt…«, setzte Aline an und strapazierte erneut ihre Unterlippe, »ich dachte, wenn die Lightwoods erführen, dass Sebastian - oder wer auch immer dieser Junge war - nicht unser Cousin ist, dass sie mir dann vielleicht vergeben würden. Uns vergeben würden.«
»Da bin ich mir sogar ziemlich sicher.« Clary versuchte, ihrer Stimme einen möglichst freundlichen, warmen Ton zu verleihen. »Aber diese Geschichte geht vermutlich noch viel weiter. Der Rat sollte darüber informiert werden, dass Sebastian nicht einfach nur ein irregeleiteter Schattenjägerjunge ist, sondern von Valentin ganz bewusst als Spion eingesetzt wurde.«
»Dabei war er so überzeugend«, sagte Aline. »Er wusste Dinge, von denen nur unsere Familie wusste. Begebenheiten aus unserer Kindheit…«
»Da stellt sich doch die Frage, was mit dem echten Sebastian passiert ist. Deinem Cousin«, meinte Simon. »Allem Anschein nach hat er Paris verlassen, um nach Idris zu reisen, ist hier aber nie angekommen. Also, was ist ihm unterwegs widerfahren?«
Darauf wusste Clary die passende Antwort: »Valentin ist ihm widerfahren. Er muss alles von langer Hand geplant und genau gewusst haben, wo Sebastian sich aufhalten würde und wie er ihn auf dem Weg hierher abfangen konnte. Und wenn er das mit Sebastian gemacht hat…«
»Dann hat er das bestimmt auch noch mit anderen gemacht«, ergänzte Aline. »Du solltest unbedingt mit dem Rat reden, Erzähle Lucian Graymark davon.« Als sie Clarys überraschten Blick auffing, fügte sie hinzu: »Die Leute hören auf ihn. Das haben zumindest meine Eltern gesagt.«
»Wie war’s, wenn du uns zur Abkommenshalle begleitest?«, schlug Simon vor. »Dann kannst du es ihm selbst erzählen.«
Aline schüttelte den Kopf. »Ich kann den Lightwoods nicht unter die Augen treten. Vor allem Isabelle nicht. Sie hat mir das Leben gerettet und ich … ich bin einfach weggerannt. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich musste einfach fort.«
»Du hast unter Schock gestanden - das ist doch nicht deine Schuld.«
Doch Aline wirkte nicht sehr überzeugt. »Und jetzt die Geschichte mit ihrem Bruder …« Sie verstummte und biss sich ein weiteres Mal auf die Lippe. »Na ja, wie dem auch sei … Aber ich wollte dir noch etwas sagen, Clary.«
»Mir?«
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