Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
letzte Stunde nur noch im Kreis drehen.«
»Und das werden wir auch weiterhin - bis wir eine Lösung gefunden haben«, erwiderte Patrick Penhallow mit angespannter Stimme.
»Bei allem Respekt, Patrick, aber möglicherweise gibt es für dieses Problem keine Lösung«, warf Nasreen mit starkem Akzent ein. »Das Beste, worauf wir hoffen können, ist ein Plan.«
»Ein Plan, der weder Knechtschaft beinhaltet noch …«, setzte Jia, Patricks Frau, an, verstummte dann aber und biss sich auf die Lippe. Sie war eine hübsche, schlanke Frau, die ihrer Tochter Aline sehr ähnelte. Luke erinnerte sich noch daran, wie Patrick ins Institut nach Peking gewechselt war und sie geheiratet hatte. Damals hatte das einen Skandal ausgelöst, da er eigentlich ein Mädchen in Idris heiraten sollte, das seine Eltern bereits für ihn ausgesucht hatten. Doch Patrick hatten Vorschriften noch nie wirklich interessiert - eine Eigenschaft, für die Luke nun dankbar war.
»Weder Knechtschaft noch eine Allianz mit den Schattenweltlern?«, beendete Luke Jias Satz. »Ich fürchte, daran führt kein Weg vorbei.«
»Das ist nicht das Problem und das weißt du auch«, erwiderte Maryse. »Es geht um die Sitze in der Kongregation. Darauf wird der Rat sich niemals einlassen - das weißt du. Vier ganze Sitze …«
»Nein, nicht vier«, sagte Luke. »Jeweils einer für das Lichte Volk, für die Kinder des Mondes und für Liliths Kinder.«
»Die Feenwesen, die Lykanthropen und die Hexenmeister«, wiederholte Senhor Monteverde mit sanfter Stimme, aber hochgezogenen Augenbrauen. »Und was ist mit den Vampiren?«
»Sie haben sich noch nicht entschieden«, räumte Luke ein. »Und ich habe ihnen ebenfalls keine Versprechungen gemacht. Möglicherweise sind sie nicht sehr erpicht darauf, der Kongregation beizutreten - sie halten nicht viel von meinesgleichen und auch nicht von Regeln und Versammlungen. Aber sollten sie ihre Meinung ändern, sind sie jederzeit willkommen.«
»Malachi und Konsorten werden dem niemals zustimmen und ohne sie haben wir möglicherweise nicht genügend Kongregationsstimmen«, murmelte Patrick. »Außerdem: Ohne die Vampire - welche Chance haben wir da überhaupt?«
»Eine sehr gute«, fauchte Amatis, die von Lukes Plan überzeugter zu sein schien als Luke selbst. »Da draußen sind viele Schattenweltler, die auf jeden Fall mit uns kämpfen werden, und sie sind verdammt mächtig. Schon allein die Hexenmeister …«
Mit einem kurzen Kopfschütteln wandte Senhora Monteverde sich an ihren Mann. »Dieser Plan ist völliger Irrsinn. Er wird niemals funktionieren. Schattenwesen kann man nicht trauen.«
»Während des Aufstands hat es funktioniert«, hielt Luke dagegen.
Die Portugiesin verzog verächtlich die Lippen. »Aber nur weil Valentin mit einem Haufen Narren und keinem Dämonenheer angetreten ist«, erwiderte sie. »Und woher wollen wir überhaupt wissen, dass die Mitglieder seines alten Kreises nicht zu ihm zurückkehren, sobald er sie an seine Seite ruft?«
»Sei vorsichtig mit dem, was du da sagst, Senhora«, knurrte Robert Lightwood. Es war das erste Mal seit über einer Stunde, dass er sich überhaupt zu Wort meldete; den Großteil des Abends hatte er reglos dagesessen, wie betäubt von seinem Kummer. Tiefe Falten hatten sich in sein Gesicht gegraben - Falten, von denen Luke geschworen hätte, dass sie drei Tage zuvor noch nicht da gewesen waren - und die Qualen, die er litt, zeigten sich deutlich in seinen angespannten Schultern und den zusammengeballten Fäusten. Luke konnte es ihm kaum verübeln. Zwar hatte er Robert nie besonders gemocht, aber der Anblick eines solch großen Mannes, der vor Kummer ganz hilflos wirkte, ließ sich nur schwer ertragen. »Wenn du glaubst, ich würde mich Valentin nach Max’ Tod wieder anschließen, hast du dich geirrt«, wandte Robert sich erneut an die Portugiesin. »Er hat meinen Jungen kaltblütig ermorden lassen …«
»Robert«, murmelte Maryse und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.
»Wenn wir uns Valentin nicht anschließen, werden möglicherweise all unsere Kinder sterben«, warf Senhor Monteverde ein.
»Wenn ihr das glaubt, warum seid ihr dann überhaupt gekommen?«, schnaubte Amatis und sprang auf die Beine. »Ich dachte, wir wären darin übereingekommen, dass …«
Das hob ich auch gedacht. Lukes Kopf dröhnte. So war es jedes Mal mit ihnen, dachte er, zwei Schritte vor und einen zurück. Diese Schattenjäger waren genauso schlimm wie die sich gegenseitig
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