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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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belustigter Miene, doch seine Hände wanderten zu seiner Kehle und öffneten den Reißverschluss seiner Jacke.
    »Nein!« Simon wich in die hintere Ecke des Betts zurück. »Es ist mir egal, wie hungrig ich bin. Ich werde dein Blut nicht trinken … nicht noch mal.«
    Jace’ Mundwinkel zuckten amüsiert. »Als wenn ich dir das ein weiteres Mal gestatten würde.« Dann griff er in die Innentasche seiner Jacke und zog eine flache Glasflasche hervor, die zur Hälfte mit einer dünnen, rötlich braunen Flüssigkeit gefüllt war. »Ich dachte, du könntest das hier vielleicht gebrauchen«, sagte er. »Ich hab in der Küche ein paar Pfund rohes Fleisch ausgepresst und den Saft aufgefangen. Mehr konnte ich nicht tun.«
    Simon nahm die Flasche entgegen, doch seine Hände zitterten derart unkontrolliert, dass Jace für ihn den Deckel abschrauben musste. Die Flüssigkeit darin roch faulig - sie war zu dünn und salzig für echtes Blut und besaß einen unangenehmen Geschmack, der Simon verriet, dass das Fleisch schon ein paar Tage alt gewesen sein musste.
    »Igitt«, murmelte er nach ein paar Schlucken. »Totes Blut.«
    Jace zog die Augenbrauen hoch. »Ist Blut denn nicht immer tot?«
    »Je länger das Tier, dessen Blut ich trinke, schon tot ist, desto widerlicher schmeckt es«, erklärte Simon. »Frisches Blut ist viel besser.«
    »Aber du hast noch nie frisches Blut getrunken, oder?«
    Nun zog auch Simon fragend die Augenbrauen hoch.
    »Natürlich abgesehen von meinem«, sagte Jace. »Und ich bin mir sicher, mein Blut schmeckt einfach fantastisch.«  
    Simon stellte die leere Flasche auf die Armlehne des Sessels neben dem Bett. »Bei dir ist doch irgendwas ernsthaft nicht in Ordnung«, sagte er. »Im Oberstübchen, meine ich.« Er hatte den Geschmack des fauligen Blutes noch immer im Mund, aber die Schmerzen waren verschwunden. Und er fühlte sich deutlich besser, stärker, als wäre das Blut ein sofort wirkendes Medikament, eine Droge, die er zum Überleben brauchte. Simon fragte sich, ob Heroinabhängige sich vielleicht ähnlich fühlten. »Dann bin ich also in Idris.«
    »In Alicante, um genau zu sein«, erklärte Jace. »Die Hauptstadt. Im Grunde die einzige Stadt.« Er spazierte zum Fenster und zog die Vorhänge auf. »Die Penhallows haben uns nicht geglaubt, dass die Sonne dir keine Probleme bereitet. Deshalb haben sie diese Verdunklungsvorhänge anbringen lassen. Aber wirf selbst mal einen Blick hinaus.« 
    Simon kletterte aus dem Bett und stellte sich neben Jace ans Fenster. Dann starrte er verblüfft hinaus.
    Wenige Jahre zuvor hatte seine Mutter ihn und seine Schwester zu einem Urlaub in die Toskana mitgenommen -eine Woche mit mächtigen, unbekannten Nudelgerichten, ungesalzenem Brot, einer trockenen braunen Landschaft und einer halsbrecherischen Fahrt in einem Fiat über enge, gewundene Straßen, wobei seine Mutter häufig nur in letzter Sekunde einen Zusammenprall mit den wunderschönen, alten Gebäuden am Wegesrand hatte vermeiden können. Simon erinnerte sich, wie sie am Fuß eines Hügels direkt gegenüber einer Stadt namens San Gimignano haltgemacht hatten, einer Ansammlung rostbrauner Gebäude mit hohen Türmen, deren Spitzen steil in den Himmel hinaufragten. Wenn ihn der Anblick, der sich ihm nun bot, an irgendetwas erinnerte, dann an jene kleine Ortschaft. Doch die Stadt vor ihm war andererseits auch so fremd, dass sie sich mit keinem Ort, den er in seinem bisherigen Leben gesehen hatte, vergleichen ließ.
    Er schaute aus dem Fenster eines ziemlich hohen Gebäudes. Wenige Meter über sich bemerkte er einen steinernen Dachvorsprung und dahinter den Himmel. Gegenüber lag ein weiteres Haus, das jedoch etwas kleiner war, und dazwischen verlief ein enger dunkler Kanal, von mehreren Brücken überspannt. Daher kam also das plätschernde Geräusch, das ihn geweckt hatte. Das Haus schien teilweise in einen Hügel gebaut zu sein; weiter unterhalb wimmelte es von sandfarbenen Gebäuden entlang schmaler Gassen, die von einer grünen, ringförmigen Hügellandschaft mit dichten Wäldern eingefasst wurden. Von Simons Standort aus wirkten sie wie lange grüne und braune Streifen, die mit herbstlichen Farbtupfern gesprenkelt waren. Und dahinter erhoben sich steile, zerklüftete Berge mit schneebedeckten Gipfeln. 
    Während Simon eine solche Landschaft durchaus vertraut war, kamen ihm die offenbar wahllos über die Stadt verteilten hohen Türme, deren Spitzen mit einem reflektierenden silberweißen Material verkleidet

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