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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Anschein, als würde Jace’ mühsam bewahrte, eisige Gelassenheit zerbrechen: Er lief rot an, öffnete den Mund zu einer Entgegnung und seine Augen funkelten aufgebracht. Doch genauso schnell hatte er sich wieder im Griff und unterdrückte den drohenden Wutanfall. Er biss innerlich die Zähne zusammen und schenkte Simon ein strahlendes Lächeln. »Prima«, sagte er. »Von mir aus, komm ruhig mit nach unten, Vampir. Dann kannst du gleich die ganze traute Familie kennenlernen.«
     
    Bei ihrer ersten Reise durch ein Portal hatte Clary das Gefühl gehabt, zu fliegen oder zumindest schwerelos zu fallen. Doch dieses Mal kam sie sich vor, als wäre sie inmitten eines Orkans: Heulende Winde zerrten an ihr, rissen ihre Hand aus Lukes festem Griff und fegten ihre Schreie fort, kaum dass sie ihre Lippen verlassen hatten. Sie fiel und fiel … durch die Strudel eines schwarz-goldenen Mahlstroms.
    Plötzlich tauchte vor Clary etwas Flaches, Hartes, Silberfarbenes auf, wie die Oberfläche eines Spiegels. Mit unverminderter Geschwindigkeit stürzte sie darauf zu, stieß einen unterdrückten Schrei aus und riss die Hände schützend vors Gesicht. Sekundenbruchteile später traf sie auf der Fläche auf und brach durch sie hindurch, in eine Welt, deren schneidende Kälte ihr den Atem nahm. Haltlos sank sie durch eine dichte blaue Dunkelheit und versuchte, nach Luft zu schnappen, doch sie bekam einfach keinen Sauerstoff in ihre Lungen, nur noch mehr Eiseskälte …
    Auf einmal wurde sie hinten an ihrem Cape gepackt und nach oben gezogen. Schwerfällig trat sie um sich, doch sie war zu geschwächt, um sich aus der Umklammerung zu befreien. Irgendetwas zerrte sie nach oben und die indigoblaue Dunkelheit wandelte sich in ein helles Blau und dann in ein goldenes Schimmern, als Clary durch die Wasseroberfläche brach und verzweifelt nach Atem rang. Oder es zumindest versuchte; stattdessen hustete und prustete sie schnaufend und vor ihren Augen tanzten schwarze Pünktchen. Dann spürte sie, wie sie mit großer Geschwindigkeit durch das Wasser gezogen wurde, während Algen und Schlingpflanzen sich um ihre Arme und Beine wickelten und sie wieder nach unten zu ziehen drohten. Fieberhaft wand Clary sich hin und her und erhaschte dabei einen Blick auf eine Furcht einflößende Kreatur - halb Wolf, halb Mensch, mit spitzen Ohren und gebleckten Lefzen, sodass die scharfen weißen Zähne zum Vorschein kam. Clary versuchte zu schreien, doch aus ihrem Mund schoss nur ein Schwall Wasser hervor. 
    Einen Augenblick später wurde sie aus dem Wasser gezerrt und auf den feuchten, harten Erdboden geschleudert. Hände packten sie an den Schultern und drückten sie mit dem Gesicht nach unten in die Uferböschung. Und dann schlugen ihr die Hände auf den Rücken, wieder und wieder, bis Clarys Brust sich verkrampfte und sie einen Schwall bitteres Wasser hervorwürgte.
    Clary hustete noch immer, als die Hände sie auf den Rücken drehten. Sie schaute auf und sah Luke - ein schwarzer Schatten vor einem blauen Himmel mit weißen Wolken. Doch der sanfte Ausdruck in seinem Gesicht war verschwunden, und obwohl er seine Wolfsgestalt abgelegt hatte, musterte er sie aus rasenden, wilden Augen. Entschlossen riss er sie hoch und schüttelte sie hart und unnachgiebig, bis Clary keuchend nach Luft schnappte und sich schwach zur Wehr setzte. »Luke! Hör auf! Du tust mir weh …« 
    Ruckartig ließ er ihre Schultern los, packte sie stattdessen am Kinn und zwang ihren Kopf hoch, bis sie ihm in die Augen sah. »Das Wasser«, schnaubte er. »Hast du das Wasser vollständig ausgespuckt?«
    »Ich glaub schon«, flüsterte Clary. Wegen der geschwollenen Kehle klang ihre Stimme dünn und gepresst.
    »Wo ist deine Stele?«, fragte Luke drängend, und als Clary zögerte, hakte er scharf nach: »Clary. Deine Stele. Such sie!«
    Clary befreite sich aus seinem Griff und kramte in ihren nassen Taschen herum, doch Verzweiflung beschlich sie, als ihre Finger nur auf den feuchten Stoff trafen. Mit einem bestürzten Ausdruck in den Augen wandte sie sich Luke wieder zu. »Ich muss sie im See verloren haben«, schniefte sie. »Meine … Moms Stele …«
    »Herrje, Clary.« Luke erhob sich und verschränkte die Hände nachdenklich hinter dem Kopf. Auch er war triefend nass, das Wasser rann in dicken Rinnsalen aus seiner Jeans und der schweren Holzfällerjacke. Seine Brille, die normalerweise auf seiner Nasenspitze thronte, war verschwunden und er betrachtete Clary mit einem ernsten Blick.

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