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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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man sich vermutlich an jeden Strohhalm. Und als sich dann herausstellte, dass er dein Bruder ist, erschien mir das wie eine Begnadigung in allerletzter Minute und ich war nur noch froh. Ich war sogar froh darüber, dass er unter der Situation schrecklich zu leiden schien - bis zu jener Nacht am Lichten Hof, als du ihn geküsst hast. Da konnte ich sehen …« Simon verstummte einen Moment.  
    »Da konntest du was sehen?«, drängte Clary, unfähig, die Pause länger zu ertragen.  
    »Die Art und Weise, wie er dich angesehen hat. In dem Augenblick wurde es mir klar. Er hatte dich zu keiner Zeit benutzt. Er liebte dich und das Ganze brach ihm das Herz.«  
    »Ist das der Grund, weshalb du anschließend zum Hotel Dumort gelaufen bist?«, flüsterte Clary. Das hatte sie schon immer wissen wollen, sich aber nie zu fragen getraut.  
    »Wegen dir und Jace? Nein, im Grunde nicht. Seit jener ersten Nacht in dem Hotel hatte ich immer an diesen Ort zurückkehren wollen. Ich habe davon geträumt. Manchmal bin ich aufgewacht und stand bereits angezogen auf der Straße, mit dem brennenden Wunsch, dorthin zurückzulaufen. Nachts war dieser Drang besonders schlimm oder wenn ich mich dem Hotel näherte. Dabei ist es mir nie in den Sinn gekommen, dass es sich um irgendeine übernatürliche Sache handeln könnte - ich hab immer gedacht, es wäre eine Art posttraumatische Reaktion oder so was. Nach jenem Besuch am Lichten Hof, als ich so erschöpft und wütend war und wir uns gar nicht weit vom Dumort aufhielten… und es außerdem tiefe Nacht war … Ich kann mich kaum erinnern, was dannpassiert ist. Ich weiß nur noch, dass ich aus dem Park gelaufen bin. Doch was danach geschah …«  
    »Aber wenn du nicht so wütend auf mich gewesen wärst, wenn wir dich nicht so verärgert hätten …«  
    »Nein, es ist ja nicht so, als ob du eine Wahl gehabt hättest«, erwiderte Simon. »Und das war mir irgendwie auch bewusst. Man kann die Wahrheit nur eine bestimmte Zeit lang unterdrücken, aber dann bahnt sie sich mit aller Macht einen Weg. Der Fehler, den ich begangen habe, bestand darin, dass ich dir nicht erzählt habe, was in mir vorging, dass ich dir nichts von meinen Albträumen erzählt habe. Aber ich bereue nicht, dass wir eine Weile zusammen waren. Ich bin froh, dass wir es versucht haben. Und dafür allein liebe ich dich, auch wenn es nie funktioniert hätte.«  
    »Ich habe mir so sehr gewünscht, dass es funktioniert«, sagte Clary leise. »Ich wollte dir ganz bestimmt nicht wehtun.«  
    »Ich würde es nicht anders wollen, als es jetzt ist«, erwiderte Simon. »Für nichts in der Welt würde ich aufhören, dich zu lieben. Weißt du, was Raphael mir gesagt hat? Er meinte, ich wüsste nicht, wie ein anständiger Vampir sich zu verhalten hätte … und dass anständige Vampire akzeptieren würden, dass sie tot sind. Aber solange ich mich noch daran erinnern kann, wie es sich angefühlt hat, dich zu lieben, werde ich mich immer lebendig fühlen.«  
    »Simon …«  
    »Sieh mal, da unten!« Mit einer ungeduldigen Geste schnitt er ihr das Wort ab und zeigte mit weit aufgerissenen Augen nach unten auf die Stadt.  
    Die Sonne war nur noch ein roter Schimmer am Horizont; als Clary hinüberschaute, flimmerte sie kurz und verschwand dann hinter dem dunklen Rand der Erde.  
    Im nächsten Moment flammten die Dämonentürme von Alicante plötzlich weiß glühend auf. In ihrem Schein konnte Clary die dunkle Menge, die sich nun unruhig vor dem Nordtor hin und her bewegte, deutlich erkennen. »Was passiert da unten?«, flüsterte sie. »Die Sonne ist untergegangen, aber warum werden die Tore nicht geöffnet?«  
    Simon saß reglos da. »Die Ratsmitglieder müssen Lukes Angebot abgelehnt haben«, sagte er leise.  
    »Aber das können sie doch nicht machen!«, protestierte Clary mit zunehmend schriller Stimme. »Das würde bedeuten…«  
    »… dass sie sich Valentin ergeben wollen.«  
    »Das können sie nicht tun!«, rief Clary erneut empört, dochnoch während sie auf Alicante hinunterblickte, sah sie, wie die Gruppen dunkler Gestalten vor dem Tor auf dem Absatz kehrtmachten und sich von der Stadt abwandten, wie Ameisen, die aus einem zerstörten Ameisenhügel herausströmten.  
    Im schwindenden Licht der Abenddämmerung wirkte Simons Gesicht wächsern und bleich. »Offensichtlich hasst der Rat uns so sehr, dass er sich lieber für Valentin entscheidet.«  
    »Hier geht’s nicht um Hass«, widersprach Clary, »sondern um

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