Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
klar, laut und resolut. Sämtliche Köpfe drehten sich nach hinten und Clary sah, wer da gesprochen hatte: Alec. Er stand am Rand des Saals, flankiert von Isabelle und Magnus. Simon war bei ihnen und auch Maryse Lightwood. Die fünf bildeten eine kleine, entschlossen wirkendeGruppe in der Nähe der Eingangstür. »Ich habe gesehen, wie sie eine Rune erschaffen hat. Sie hat sie sogar an mir ausprobiert. Und es hat funktioniert.«
»Du lügst doch«, schnaubte der Konsul, in dessen Augen sich allerdings erste Zweifelgeschlichen hatten. »Du willst doch nur deine kleine Freundin beschützen …«
»Also wirklich, Malachi«, sagte Maryse mit schneidender Stimme. »Warum sollte mein Sohn lügen, wenn die Wahrheit sich so einfach herausfinden lässt? Gib dem Mädchen eine Stele und lass sie eine Rune erschaffen.«
Im Saal erhob sich beifälliges Gemurmel. Patrick Penhallow trat einen Schritt vor und hielt Clary eine Stele entgegen. Dankbar nahm sie sie und wandte sich wieder der Menge zu.
Ihr Mund fühlte sich wie ausgetrocknet an, und obwohl noch immer Adrenalin durch ihre Adern rauschte, reichte es nicht, um ihr Lampenfieber vollständig zu unterdrücken. Was sollte sie nur tun? Welche Art von Rune sollte sie erschaffen, um diese Menge davon zu überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte? Was würde diesen Menschen die Wahrheit vor Augen führen?
Langsam hob sie den Blick und schaute über die Menge, bis sie Simon bei den Lightwoods sah, der gebannt in ihre Richtung blickte. Er schaute sie auf die gleiche Weise an wie Jace im Landhaus der Waylands. Es war das Einzige, was diese beiden Jungen, die sie so sehr liebte, miteinander verband, überlegte Clary, ihre einzige Gemeinsamkeit: Beide glaubten fest an sie, auch wenn Clary nicht einmal selbst an sich glaubte.
Den Blick auf Simon geheftet und in Gedanken bei Jace, nahm sie die Stele und führte deren sengende Spitze an die Innenseite ihres Handgelenks, auf Höhe ihrer Pulsader. Dann schloss sie die Augen und zeichnete die geschwungenen Linien blind, im festen Vertrauen darauf, dass sie genau die Rune erschuf, die sie benötigte. Als Clary fertig war, hob sie den Kopf und öffnete die Augen.
Ihr Blick fiel als Erstes auf Malachi. Sein Gesicht war kreidebleich und er wich entsetzt vor ihr zurück, während er etwas in einer Sprache murmelte, die Clary nicht verstand. Hinter ihm stand Luke und starrte sie mit leicht geöffnetem Mund an. »Jocelyn?«, fragte er ungläubig.
Clary schüttelte leise den Kopf und schaute dann auf das Meer von Gesichtern vor ihr - manche lächelten, andere sahen sich überrascht um oder wandten sich an die Person, die neben ihnen stand. Während Clary ihren Blick über die Menge schweifen ließ, entdeckte sie weitere bestürzte und verblüffte Mienen, während andere Schattenjäger erstaunt die Hand vor den Mund geschlagen hatten. Clary sah Alec, der rasch zu Magnus hinüberschaute und dann wieder zu ihr, vollkommen ungläubig; sie sah Simon, der ziemlich verwirrt schien, und dann steuerte Amatis auf sie zu, schob sich an Patrick Penhallows massiger Gestalt vorbei und rannte zum Rand des Podiums. »Stephen!«, stieß sie hervor und betrachtete Clary mit einem Ausdruck völliger Verwunderung. »Stephen!«
»Nein, Amatis«, sagte Clary, »leider nein.« Sekunden später spürte sie, wie die Kraft der Rune von ihr abfiel wie ein dünnes Tuch - sie hatte sie nur leicht gezeichnet, weil sie ihre Wirkung nur für einen kurzen Moment benötigte. Der sehnliche Ausdruck auf Amatis’ Gesicht verebbte und sie wich vom Podium zurück, eine Mischung aus Trauer und Verwunderung in den Augen.
Clary schaute auf die Menge herab, die sie nun in sprachlosem Erstaunen anstarrte. »Ich weiß, was ihr alle gerade gesehen habt«, erklärte Clary. »Und ich weiß auch, dass ihr wisst, dass diese Art von Magie jeden Zauberglanz und jede Illusion bei Weitem übersteigt. Diesen Effekt habe ich mit einer Rune erzielt, einer einzigen Rune, die ich gerade erschaffen habe. Es gibt einen Grund, warum ich diese Fähigkeit besitze, und mir ist bewusst, dass er euch vielleicht nicht gefallen wird oder ihr ihn gar nicht glauben wollt. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Das Einzige, was zählt, ist die Tatsache, dass ich euch helfen kann, diese Schlacht gegen Valentin zu gewinnen - wenn ihr mich nur lasst.«
»Es wird keine Schlacht gegen Valentin geben«, sagte Malachi, wobei er jeden Augenkontakt mit Clary vermied. »Der Rat hat einen
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