Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
schwören können, dass sich in seinen Augen eine Spur Unbehagen abzeichnete. Luke schüttelte den Kopf. »Clary, Meliorn ist ein Ritter am Lichten Hof. Es scheint ziemlich unwahrscheinlich, dass er…«
»Doch, doch, doch!«, widersprach Simon. »Und ob er mit Isabelle zusammen war! Aber sie hat sich von ihm getrennt. Zumindest hat sie gesagt, dass sie das vorhabe. So ein Pech auch!«
Meliorn blinzelte Simon an. »Bist du etwa der gewählte Vertreter der Nachtkinder?«, entgegnete er angewidert.
Simon schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin nur ihretwegen hier«, sagte er und deutete auf Clary.
»Die Kinder der Nacht«, erklärte Luke nach kurzem Zögern, »wirken nicht mit, Meliorn. Das habe ich deiner Königin aber auch übermitteln lassen. Sie haben sich entschlossen … eigene Wege zu gehen.«
Meliorns elegante Züge verzogen sich zu einer finsteren Miene. »Wenn ich das gewusst hätte!«, grollte er. »Die Nachtkinder sind ein weises und vorsichtiges Volk. Jeder Plan, der ihren Zorn erregt, weckt mein Misstrauen.«
»Von Zorn habe ich nichts gesagt«, erwiderte Luke, mit einer Mischung aus gewellter Gelassenheit und leichter Gereiztheit. Clary bezweifelte, dass irgendjemand, der ihn nicht gut kannte, seine Verärgerung überhaupt bemerkte. Doch dann spürte sie, dass sich seine Aufmerksamkeit verlagerte: Luke schaute auf den Saal hinab, und als Clary seinem Blick folgte, entdeckte sie eine vertraute Gestalt, die sich einen Weg durch die Menge bahnte - Isabelle, deren schwarzes Haar bei jedem Schritt hin und her schwang und die ihre Peitsche wie eine Reihe goldener Armbänder um ihr Handgelenk gewickelt hatte.
Clary wandte sich Simon zu und zog ihn einen Schritt beiseite. »Die Lightwoods. Ich hab gerade Isabelle gesehen.«
Stirnrunzelnd warf er einen Blick über die Menge. »Ich wusste nicht, dass du sie gesucht hast.«
»Bitte geh zu ihr und rede mit ihr. Ich kann hier im Moment nicht weg«, flüsterte sie und sah sich verstohlen um, ob auch niemand mithörte. Doch die anderen waren alle beschäftigt: Luke gestikulierte mit jemandem in der Menge, während Jocelyn mit Meliorn redete, der sie mit ziemlicher Beunruhigung musterte. »Bitte sag Isabelle und Alec alles, was meine Mutter mir erzählt hat. Von Jace und wer er wirklich ist, und von Sebastian. Sie müssen es unbedingt erfahren. Sag ihnen, sie sollen so bald wie möglich zu mir kommen. Bitte, Simon.«
»Okay.« Sichtlich beunruhigt von Clarys eindringlichem Ton, befreite Simon sein Handgelenk aus ihrem Griff und strich ihr kurz über die Wange, um sie zu beruhigen. »Bin gleich wieder zurück.« Damit stieg er die Stufen hinunter und verschwand im Gewimmel.
Als Clary sich wieder umdrehte, sah sie, dass Magnus mit einem schiefen Lächeln um die Lippenzu ihr herüberschaute.»Kein Problem«, sagte er - offensichtlich eine Antwort auf eine Frage, die Luke ihm gerade gestellt hatte. »Ich kenne die Brocelind-Ebene. Ich werde das Portal draußen auf dem Platz errichten. Allerdings gehe ich davon aus, dass es aufgrund der erforderlichen Größe nicht von langer Dauer sein wird. Daher solltest du alle Paare, die bereits mit der Rune versehen sind, rasch hindurchschicken.«
Als Luke nickte und sich zu Jocelyn umdrehte, beugte Clary sich schnell vor und flüsterte: »Übrigens: Vielen Dank. Für alles, was du für meine Mutter getan hast.«
Magnus’ schiefes Grinsen wurde noch breiter. »Du hast nicht geglaubt, dass ich meinen Teil der Vereinbarung einhalten würde, oder?«
»Ehrlich gesagt, hatte ich gewisse Zweifel«, räumte Clary ein. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass du es bei unserem Treffen in Fells Haus nicht für nötig gehalten hast, mir mitzuteilen, dass Jace Simon nach Alicante mitgebracht hatte. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, dich deswegen anzuschreien … aber was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Dass mich das nicht interessieren würde?«
»Ganz im Gegenteil: Dass dich das zu sehr interessieren würde«, entgegnete Magnus. »Und dass du alles stehen und liegen lassen und hinauf zur Garnison rennen würdest. Aber ich brauchte deine gesamte Aufmerksamkeit für die Suche nach dem Weißen Buch.«
»Das war skrupellos«, sagte Clary wütend. »Und außerdem liegst du völlig falsch. Ich hätte …«
»… genau das getan, was jeder getan hätte. Das, was ich getan hätte, wenn es um jemanden gegangen wäre, der mir amHerzen liegt. Ich mache dir doch gar keine Vorwürfe,
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