Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
Gesicht wirkte konzentriert und die dunklen Haare waren ihm vor die Augen gefallen.
»Dann sollen wir uns also alle so eine Rune auftragen lassen?«, fragte Maia.
»Nur diejenigen, die in die Schlacht ziehen«, entgegnete Isabelle und musterte das andere Mädchen mit einem kühlen Blick. »Aber du siehst nicht aus, als ob du schon achtzehn wärst.«
Maia schenkte ihr ein verkniffenes Lächeln. »Ich bin keine Schattenjägerin. Lykanthropen gelten schon mit sechzehn als volljährig.«
»In dem Fall solltest du dich mit einer Rune versehen lassen«, erwiderte Isabelle. »Und zwar von einem Schattenjäger. Am besten ziehst du gleich los und suchst dir einen.«
»Aber…« Maia, die noch immer in Alecs und Magnus’ Richtung geschaut hatte, verstummte abrupt.
Simon drehte sich um, um nachzusehen, was das Werwolf-Mädchen gerade zum Schweigen gebracht hatte, und riss überrascht die Augen auf.
Alec hatte die Arme um Magnus geschlungen und küsste ihn - voll auf den Mund. Magnus, der sich in einer Art Schockzustand zu befinden schien, stand wie angewurzelt da. Verschiedene Gruppen von Leuten - Schattenjäger und Schattenweltler gleichermaßen - starrten irritiert zu den beiden hinüber und tuschelten. Verstohlen warf Simon einen Blick auf die Lightwoods, die das Schauspiel mit großen Augen verfolgten. Maryse hatte eine Hand vor den Mund geschlagen.
Und auch Maia wirkte vollkommen perplex. »Einen Moment mal«, stammelte sie. »Müssen wir das etwa auch machen?«
Zum X-ten Mal schaute Clary über die Menge, in der Hoffnung, Simon zu entdecken. Aber sie konnte ihn einfach nicht finden. Der Saal war ein einziges Gewimmel von Schattenjägern und Schattenweltlern, von denen die ersten bereits durch die offenen Türen hinaus auf den Platz strömten. Überall blitzten Stelen auf, da immer mehr Schattenwesen und Nephilim sich zu Paaren zusammenfanden und sich gegenseitig mit der Rune versahen. Clary sah, wie Maryse Lightwood ihre Hand einer großen grünhäutigen Elfe entgegenstreckte, die genauso blass und hoheitsvoll wie sie selbst wirkte, und wie PatrickPenhallow feierlich einen Hexenmeister mit blau sprühenden Haaren zum Partner wählte. Durch die Türen der Halle erkannte Clary das leuchtende Schimmern des Portals, das Magnus auf dem Platz errichtet hatte, während das Funkeln der Sterne über dem Glasdach des Saals dem Ganzen eine surreale Note verlieh.
»Erstaunlich, oder?«, meinte Luke, der vom Podium aus über die Menge schaute. »Schattenjäger und Schattenweltler, vereint in einem Raum. Mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen.« Er klang fast ehrfürchtig. Aber Clary konnte nur daran denken, wie sehr sie sich wünschte, dass Jace jetzt hier wäre und alles miterleben könnte. Es gelang ihr nicht, die Sorge um ihn beiseitezuschieben, so sehr sie sich auch bemühte. Die Vorstellung, dass er vielleicht Valentin aufgestöbert hatte und möglicherweise sein Leben riskierte, weil er sich für verflucht hielt … dass er vielleicht sterben könnte, ohne jemals die Wahrheit zu erfahren …
»Clary«, unterbrach Jocelyn Clarys Gedankengang mit einem leicht amüsierten Ton in der Stimme, »hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Ja, hab ich«, erwiderte Clary, »und es ist tatsächlich erstaunlich, ich weiß.«
Jocelyn legte ihre Hand auf Clarys. »Nein, das hab nicht ich gesagt, sondern Luke. Aber egal. Luke und ich werden beide in die Schlacht ziehen - das weißt du ja. Aber du bleibst mit Isabelle und den anderen Kindern hier.«
»Ich bin kein Kind mehr.«
»Ich weiß, aber du bist viel zu jung zum Kämpfen. Und selbst wenn du alt genug wärst, würde dir das Training fehlen.«
»Aber ich will nicht einfach hier rumsitzen und tatenlos zusehen.«
»Tatenlos?«, wiederholte Jocelyn erstaunt. »Clary, ohne dich wäre nichts von alldem hier auch nur denkbar gewesen. Wir hätten nicht einmal die Chance zu kämpfen, wenn du nicht gewesen wärst. Ich bin so stolz auf dich. Und ich wollte dir nur noch schnell sagen: Auch wenn Luke und ich gleich fort sind, werden wir auf jeden Fall zurückkehren. Mach dir keine Sorgen - alles wird gut.«
Clary schaute ihre Mutter an und sah ihr direkt in die grünen Augen, die ihren eigenen so ähnelten. »Mom, erzähl mir keine Märchen«, sagte sie.
Jocelyn zog scharf die Luft ein, richtete sich auf und nahm ihre Hand fort. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, weckte etwas anderes Clarys Aufmerksamkeit - ein
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