Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
benötigst!«, stieß Jocelyn leise hervor und klang fast wieder wie die Mutter, die Clary kannte.
»Hier - ich hab ein Stück Papier«, meldete Simon sich, fischte irgendetwas aus seiner Jeanstasche und gab es Clary: Es war ein zerknittertes Flugblatt mit einer Vorankündigung für einen Auftritt von Simons Band in der Knitting Factory.
Clary zuckte die Achseln, drehte den Zettel um und nahm ihre geliehene Stele zur Hand. Als sie mit der Spitze über das Papier fuhr, sprühte der gläserne Stab kleine Funken und Clary fürchtete einen Moment, der Zettel könne Feuer fangen. Doch dann erlosch die winzige Flamme und Clary machte sich an die Zeichnung, während sie sich gleichzeitig stark konzentrierte, um alles andere um sie herum auszublenden: den Lärm der Menge, das Gefühl, dass alle sie anstarrten.
Die Rune floss auch dieses Mal fast wie von selbst auf das Papier - ein Muster aus stark miteinander verwobenen Linien, überlagert von einem Raster, das sich bis zum Rand des Blatts erstreckte, als erwarte es eine Vollendung, die noch ausstand. Behutsam wischte Clary den Staub vom Papier und hielt es hoch, wobei sie sich ein wenig merkwürdig fühlte, als wäre sie in der Schule und würde der Klasse eine Hausaufgabe präsentieren. »Das ist die Rune«, erklärte sie. »Allerdings benötigt sie eine zweite Rune, um sie zu vervollständigen … damit sie richtig funktionieren kann. Eine … eine Partnerrune.«
»Je ein Schattenweltler und ein Schattenjäger. Jeder Teil dieser Partnerschaft muss mit der Rune versehen werden«, erläuterte Luke. Dann zeichnete er eine Kopie auf die untere Hälfte des Zettels, riss diesen entzwei und reichte einen Teil seiner Schwester. »Fang schon mal an, die Rune zu verbreiten«, bat er sie. »Und zeig den Nephilim, wie sie funktioniert.«
Mit einem kurzen Nicken stieg Amatis die Stufen hinunter und verschwand in der Menge. Der Elbenritter sah ihr kopfschüttelnd nach. »Man hat mir immer erzählt, dass nur die Nephilim die Runen des Erzengels tragen können«, sagte er mit unverhohlener Skepsis in der Stimme. »Und dass wir anderen verrückt würden oder sterben, sollten wir es auch nur versuchen.«
»Bei dieser Rune handelt es sich um keine der Engelsrunen«, erwiderte Clary. »Sie stammt nicht aus dem Grauen Buch - sie stellt keinerlei Gefahr dar, das verspreche ich.«
Doch der Elbenritter wirkte nicht sonderlich beeindruckt.
Seufzend krempelte Magnus seinen Ärmel hoch und hielt Clary eine Hand entgegen. »Nur zu.«
»Das geht nicht«, widersprach Clary. »Der Schattenjäger, der dich mit der Rune versieht, wird dein Partner sein, und ich darf an der Schlacht nicht teilnehmen.«
»Das will ich auch schwer hoffen«, sagte Magnus. Dann warf er einen Blick auf Luke und Jocelyn, die dicht nebeneinanderstanden. »Ihr zwei… legt los«, forderte er sie auf. »Zeigt dem Eiben, wie das Ganze funktioniert.«
Überrascht blinzelte Jocelyn ihn an. »Wie bitte?«
»Na ja, ich bin davon ausgegangen, dass ihr beide Partner werden würdet, da ihr ja ohnehin so gut wie verheiratet seid«, erklärte Magnus.
Auf Jocelyns Wangen breitete sich schlagartig eine verräterische Röte aus. »Ich … ich habe keine Stele …«, murmelte sie und mied Lukes Blick.
»Hier, nimm meine.« Clary reichte ihr die Stele. »Na los, zeigt es ihnen.«
Jocelyn wandte sich Luke zu, der eine bestürzte Miene zog und ihr ruckartig seine Hand entgegenstreckte, ehe sie ihn darum bitten konnte. Hastig setzte sie die Stele an, doch Lukes Hand zitterte so sehr, dass sie sein Handgelenk nahm, um es ruhig zu halten. Luke schaute von oben auf Jocelyn hinab und beobachtete, wie sie die Rune präzise auf seine Haut übertrug. Beim Anblick der beiden musste Clary an das Gespräch zurückdenken, das sie vor einiger Zeit mit Luke über ihre Mutter geführt hatte - über seine Gefühle für Jocelyn. Mit einem Anflug von Trauer fragte sie sich, ob ihre Mutter überhaupt wusste, dass Luke sie liebte, und wie sie wohl darauf reagieren würde, wenn sie es erfuhr.
»So.« Jocelyn nahm die Stele fort. »Fertig.«
Luke hob seine Hand und hielt sie so, dass der Elbenritter die verschlungene schwarze Rune in der Mitte der Handfläche sehen konnte. »Bist du jetzt zufrieden, Meliorn?«
»Meliorn?«, fragte Clary. »Wir sind uns doch schon mal begegnet, oder nicht? Du bist doch früher mal mit Isabelle Lightwood gegangen.«
Meliorn verzog keine Miene, aber Clary hätte
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