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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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dem Druck seiner Hände spüren konnte. Unentschlossen fuhr sie sich mit der Zunge über die trockenen Lippen; sie hatte einen bitteren Geschmack im Mund. »Wie kann ich dir helfen?«, fragte sie schließlich leise.
    Als Simon ihr sein Vorhaben erklärte, starrte sie ihn ungläubig an und schüttelte bereits den Kopf, ehe er seinen Satz beendet hatte. »Nein«, stieß sie hervor, »der Plan ist der reinste Irrsinn, Simon. Das ist keine Gabe - das ist eine Strafe.. .«  
    »Aber möglicherweise nicht für mich«, erwiderte Simon und schaute in Richtung der Menge. Clary folgte seinem Blick und entdeckte Maia, die am Rand stand und sie neugierig beobachtete. Sie wartete eindeutig auf Simon. Zu schnell, dachte Clary. Dos geht mir alles viel zu schnell!  
    »Es ist auf jeden Fall besser als die Alternative, Clary«, fuhr Simon fort.  
    »Nein …«  
    »Vielleicht verursacht es mir ja überhaupt keine Schmerzen. Ich meine, ich bin doch bereits gestraft, oder? Schon jetzt kann ich keine Kirche, keine Synagoge mehr betreten. Ich kann den Namen G… keine heiligen Namen aussprechen. Ich kann nicht älter werden und bin bereits von einem normalen Leben ausgeschlossen. Vielleicht würde diese Geschichte überhaupt nichts verändern.«  
    »Aber vielleicht ja doch.«  
    Simon ließ Clarys Arme los und zog Patricks Stele aus ihrem Gürtel. »Hier«, sagte er und hielt sie ihr entgegen. »Tu es für mich, Clary. Bitte.«  
    Mit tauben Fingern nahm Clary die Stele, hob sie hoch und setzte die Spitze auf Simons Stirn, direkt oberhalb der Augen. Dos erste Runenmal, hatte Magnus gesagt, das allererste. Clary konzentrierte sich und die Stele setzte sich wie von selbst in Bewegung, wie ein Tänzer beim Einsetzen der Musik. Schwarze Linien zeichneten sich auf Simons Stirn ab, wie eine Blüte,die sich im Zeitraffer entfaltet. Als Clary fertig war, schmerzte und pochte ihre rechte Hand, doch sie ließ die Stele sinken und betrachtete ihr Werk. Sie wusste, dass sie etwas Perfektes geschaffen hatte - etwas Perfektes und Ungewöhnliches und sehr Altes, etwas vom Anbeginn der Zeit. Das Mal strahlte wie ein Stern über Simons Augen, während er sich mit den Fingern über die Stirn strich, einen verwirrten und verwunderten Ausdruck im Gesicht.  
    »Ich kann es fühlen«, sagte er. »Fast wie eine Verbrennung.« »Keine Ahnung, was jetzt passieren wird«, flüsterte Clary. »Ich weiß nicht, welche Langzeitwirkungen damit verbunden sind.«  
    Simon schenkte ihr ein schiefes Lächeln und berührte Clary vorsichtig an der Wange. »Lass uns hoffen, dass wir die Gelegenheit haben, das herauszufinden.«  

 
     
    19
     
    P ENUEL
     
    Auf dem Weg in den Wald lief Maia die meiste Zeit schweigend neben Simon her; sie hielt den Kopf gesenkt, schaute nur gelegentlich mit leicht gerümpfter Nase von links nach rechts. Simon fragte sich, ob sie den richtigen Weg wohl erschnüffelte, und kam zu dem Schluss, dass dies ein sehr nützliches Talent sein musste, auch wenn es ein wenig seltsam aussah. Außerdem stellte er fest, dass er mühelos mit ihr Schritt halten konnte, ganz gleich wie schnell sie sich vorwärtsbewegte. Selbst als sie den ausgetretenen Pfad erreichten, der geradewegs in den Wald führte, und Maia zu laufen begann - schnell, ruhig und dicht über den Boden gebeugt - konnte er ihr Tempo ohne Anstrengung halten. Dies war endlich einmal ein Vorzug des Vampirdaseins, den er wirklich genoss.  
    Doch schon nach kurzer Zeit wurde der Wald zunehmend dichter und bald darauf liefen sie zwischen den Bäumen hindurch über halb verfaultes Laub, aus dem gelegentlich dicke Baumwurzeln hervorragten. Die Äste über ihnen wirkten gegen den sternenhellen Himmel wie das Muster einer Spitzendecke. Irgendwann tauchte zwischen den Bäumen eine Lichtung auf, übersät mit großen Felsbrocken, die im Nachtlicht schimmerten wie rechteckige weiße Zähne. Dazwischen lagen hier und dort große Blätterhaufen, als hätte jemand den Ort mit einem gigantischen Rechen bearbeitet.  
    »Raphael!« Maia hatte die Hände an den Mund gelegt und rief so laut, dass die Vögel in den Baumkronen über ihnen überrascht aufflatterten. »Raphael, zeig dich!«  
    Eine Weile blieb alles still. Dann raschelte es in den Schatten und kurz darauf ertönte ein gedämpftes Prasseln, wie Regentropfen auf einem Blechdach. Die Blätterhaufen auf der Erde erhoben sich in die Luft und verwirbelten zu kleinen Windhosen. Simon hört Maia husten; sie hatte die Hände erhoben, als ob

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