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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Jace’ Leichnam lag, zu ihm hinzukriechen, sich neben ihn zu legen und die Arme um ihn zu schlingen, auch wenn er von ihr gegangen war. Doch die Stimme des Engels hielt sie zurück; sie rührte sich nicht von der Stelle und starrte hinauf in sein strahlend goldenes Licht.  
    Die Schlacht in der Brocelind-Ebene nähert sich ihrem Ende. Morgensterns Macht über seine Dämonen schwand mit seinem Tod dahin. Schon jetzt fliehen viele Hals über Kopf und auch die restlichen werden bald vernichtet sein. Bereits in diesem Moment sind Nephilim auf dem Weg zu diesem See. Wenn du also einen Wunsch hast, Schattenjägerin, dann äußere ihn jetzt. Der Engel schwieg einen Moment und fuhr dann fort: Und denk daran: Ich bin nicht der Allmächtige. Wähle deinen Wunsch weise.  
    Clary zögerte - nur einen Augenblick, doch der Augenblick kam ihr unendlich vor. Sie könnte den Engel um alles Mögliche bitten, überlegte sie benommen - um was immer sie wollte: das Ende allen Hungers auf Erden, aller Schmerzen, aller Krankheiten. Weltfrieden. Andererseits lagen dieseDingevielleicht gar nicht in der Macht eines Engels, denn sonst wären sie sicher längst gewährt worden. Oder die Menschheit musste selbst eine Lösung für diese Probleme finden.  
    Doch das alles spielte ohnehin keine Rolle. Letztendlich gab es auf dieser Welt nur eines, worum sie bitten konnte, nur einen einzigen Wunsch.  
    Clary hob die Augen und schaute den Engel an.  
    »Jace«, flüsterte sie.  
    Der Ausdruck des Engels blieb unverändert. Clary hatte keine Ahnung, ob Raziel ihre Bitte für weise hielt oder nicht - oder ob er ihren Wunsch überhaupt erfüllen wollte, überlegte sie, von plötzlicher Panik erfüllt.  
    Schließ die Augen, Clarissa Morgenstern, sprach der Engel.  
    Und Clary schloss die Augen - schließlich widersprach man einem Engel nicht, ganz gleich, was er vorhatte. Mit pochendem Herzen saß sie da und versuchte angestrengt, nicht an Jace zu denken. Doch sein Gesicht tauchte wie von selbst vor dem leeren dunklen Hintergrund ihrer geschlossenen Augenlider auf. Allerdings lächelte er sie nicht direkt an, sondern warf ihr nur kurz aus den Augenwinkeln einen Blick zu, sodass Clary die Narbe an seiner Schläfe sehen konnte, die spöttisch geschürzten Lippen und die silbern schimmernde Blessur an seiner Kehle, wo Simon ihn gebissen hatte: sämtliche Narben und Makel und Unvollkommenheiten, die den Menschen ausmachten, den Clary mehr als jeden anderen auf der Welt liebte. Jace. Ein strahlendes Licht färbte ihre Vision in einem leuchtenden Scharlachrot und Clary sank rückwärts in den Sand und fragte sich, ob sie in Ohnmacht fallen oder vielleicht sogar sterben würde. Aber sie wollte nicht sterben - nicht jetzt, wosie Jace’ Gesicht so deutlich vor sich sehen konnte. Sie glaubte sogar, seine Stimme zu hören, die ihren Namen rief, so wie damals in Renwicks Ruine, als er wieder und wieder ihren Namen geflüstert hatte: Clary. Clary. Clary.  
    »Clary«, sagte Jace. »Öffne die Augen.«  
    Und Clary öffnete die Augen.  
    Sie lag im Sand, in ihren zerrissenen, nassen und blutbeschmierten Sachen. So weit hatte sich also nichts verändert. Was sich jedoch verändert hatte, war die Tatsache, dass der Engel verschwunden war und mit ihm das blendende weiße Licht, das die Finsternis taghell erleuchtet hatte. Clary schaute hinauf in den Nachthimmel, zu den Sternen, die wie Spiegel in der Dunkelheit funkelten, und dann in zwei Augen, die auf sie hinabblickten und deren Licht stärker leuchtete als jeder Stern - Jace.  
    Begierig sog sie seinen Anblick in sich auf, jeden Zentimeter von ihm - von den zerzausten Haaren über sein blutverschmiertes, schlammbespritztes Gesicht bis hin zu den schmutzumrandeten Augen; von den Blutergüssen unter seinen aufgeschlitzten Ärmeln bis zu der blutgetränkten, zerrissenen Brust seines Hemdes, unter der seine nackte Haut schimmerte. Doch keine Narbe und keine klaffende Wunde zeugten noch von der Stelle, wo das Schwert ihn durchbohrt hatte. Clary konnte den Pulsschlag in seiner Kehlgrube erkennen und hätte fast die Arme um ihn geschlungen, weil dies bedeutete, dass sein Herz schlug und dass …  
    »Du lebst«, flüsterte sie. »Du lebst wirklich.«  
    Mit einem Ausdruck größter Verwunderung hob er die Hand, um sanft ihr Gesicht zu berühren. »Ich war in der Dunkelheit«, sagte er leise. »Dort gab es nichts außer Schatten und auch ich war ein Schatten … und ich wusste, dass ich tot war, dass es

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