Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
unternehmen können.«
»Manchmal?« Simon schüttelte den Kopf. »Clary, du bist vollkommen verrückt.«
Clary spürte einen Stich in ihrem Herzen. »Du meinst…«
»Ich meine, dass ich niemals mit einem Mädchen zusammen sein würde, das darauf besteht, dich aus meinem Leben auszuschließen. Das steht nicht zur Debatte. He, wer auch immer ein Stück von diesem fabulösen Kerl will …« - Simon deutete auf sich selbst - »der bekommt meine beste Freundin gratis dazu! Ich würde dich niemals aus meinem Leben ausschließen, Clary, eher würde ich mir die rechte Hand abhacken und jemandem als Valentinsgeschenk überreichen.«
»Igitt!«, kicherte Clary. »Muss das wirklich sein?«
Simon grinste. »Oh ja, das muss sein.«
Der Platz des Engels war kaum wiederzuerkennen. Am hinteren Ende der Parkanlage leuchtete die Abkommenshalle in einem sanften Weiß, das teilweise von einem kunstvoll angelegten Hain in der Platzmitte verdeckt wurde. Die Baumriesen waren eindeutig das Ergebnis magischer Kräfte. Andererseits musste Clary bei ihrem Anblick an Magnus’ Fähigkeit denken, im Handumdrehen Möbel und dampfenden Kaffee herbeizuzaubern - also vielleicht waren die Bäume ja doch echt, wenn auch von einem anderen Ort hierher verpflanzt. Ihre Kronen reichten fast bis zur Spitze der Dämonentürme und ihre silbern schimmernden Zweige in dem dichten Blattwerk waren mit fröhlichen Bändern und bunten Lichterketten geschmückt. Der gesamte Platz, der nach weißen Blüten, Rauch und frischen Blättern duftete, war mit langen Tischen und Bänken bestückt, und überall saßen Schattenjäger und Schattenweltler, lachten, tranken und unterhielten sich. Doch trotz des Stimmengewirrs lag eine gewisse Melancholie in der Luft, verbunden mit einer feierlichen Stimmung - eine Mischung aus Trauer und Freude.
Die Geschäfte am Platz hatten ihre Türen weit geöffnet, sodass warmes Licht auf die Gehwege fiel. Aus den Gassen strömten immer mehr Feiernde herbei, in den Händen Teller mit Speisen und langstielige Gläser mit perlendem Wein und anderen leuchtend bunten Getränken. Simon beobachtete einen Wassergeist, der mit einer blauen, schwappenden Flüssigkeit in einem hohen Glas an ihnen vorbeikam, und zog fragend eine Augenbraue hoch.
»Keine Sorge, das ist hier nicht wie bei Magnus’ Party«, versicherte Isabelle ihm. »Hier sollten alle alles gefahrlos trinken können.«
»Sollten?« Aline zog ein bedenkliches Gesicht.
Alec schaute in Richtung des Miniwäldchens, dessen bunte Lichter sich in seinen blauen Augen spiegelten: Im Schatten eines der Bäume stand Magnus und unterhielt sich mit einem weiß gekleideten Mädchen mit üppigen hellbraunen Haaren. Als Magnus zu den Jugendlichen herüberblickte, drehte sie sich um und einen kurzen Moment trafen sich ihr und Clarys Blick quer über den Platz. Das Mädchen kam ihr irgendwiebekannt vor, doch sie konnte nicht sagen, woher sie sie kannte.
Magnus beendete die Unterhaltung und machte sich auf den Weg zu ihnen, während das Mädchen sich in den Schatten der Bäume zurückzog und im nächsten Moment darin verschwand. Der groß gewachsene Hexenmeister war wie ein viktorianischer Gentleman gekleidet: mit einem langen schwarzen Gehrock über einer violetten Seidenweste, aus deren Brusttasche ein besticktes Taschentuch mit den Initialen M. B. herausragte.
»Hübsche Weste«, sagte Alec lächelnd, als Magnus zu ihnen trat.
»Möchtest du vielleicht auch so eine?«, hakte Magnus direkt nach. »Natürlich in einer anderen Farbe.«
»Eigentlich mach ich mir nichts aus Mode«, protestierte Alec.
»Und genau das liebe ich an dir«, verkündete Magnus. »Allerdings würde ich dich natürlich auch lieben, wenn du vielleicht einen Designer-Anzug besäßest. Was hältst du davon? Wie war’s mit Dolce? Zegna? Armani?«
Alec stammelte hilflos, während Isabelle laut auflachte und Magnus die Gelegenheit ergriff, um Clary etwas ins Ohr zu flüstern: »Auf den Stufen der Abkommenshalle. Los, los.«
Verblüfft wollte Clary ihn fragen, was er damit meinte, doch Magnus hatte sich Alec und den anderen bereits wieder zugewandt und außerdem hatte sie eine leise Ahnung, worauf er hinauswollte. Bevor sie ging, drückte sie rasch noch einmal Simons Hand, der ihr ein kurzes Lächeln schenkte und sich dann weiter mit Maia unterhielt.
Clary bahnte sich einen Weg durch den glitzernden Miniwald auf die andere Seite des Platzes. Die Bäume
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