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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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wunderbar ruhig, nicht wahr? Und ich war schon immer der Ansicht, dass eine ruhige Atmosphäre dabei helfen kann, ein kleines Gedächtnisproblem zu lösen. Meinst du nicht auch?«
    Obwohl Clary sich einzureden versuchte, sie würde sich an den Weg erinnern, den Luke und sie am Abend zuvor genommen hatten, entpuppte sich das als ein Irrtum. Nachdem sie beschlossen hatte, zur Stadtmitte zu laufen, um sich von dort aus weiter zu orientieren, konnte sie nach dem kleinen Platz mit dem Brunnen nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob sie nun nach links oder rechts abbiegen musste. Ratlos schlug sie den Weg zu ihrer Linken ein, der sie jedoch in ein Labyrinth kleiner, gewundener Gassen brachte, die einander zum Verwechseln ähnlich sahen und sie nur noch weiter in die Irre führten.
    Endlich erreichte sie eine breitere Straße mit vielen Geschäften. Passanten hasteten an ihr vorbei, schenkten ihr jedoch keine Beachtung. Manche trugen ebenfalls eine Kampfmontur, aber die meisten hatten sich zum Schutz vor dem kalten Wind in einen langen, altmodischen Umhang gehüllt. Mit einem Anfall von Bedauern dachte Clary an ihr grünes Samtcape, das noch in Amatis’ Gästezimmer hing.
    Luke hatte ihr keine Märchen erzählt, als er meinte, dass zu der Vollversammlung Schattenjäger aus aller Welt zusammenkommen würden. Clary begegnete einer Inderin in einem hinreißenden goldfarbenen Sari, um deren Hüfte eine Kette mit zwei Krummdolchen geschlungen war. Und vor einem Schaufenster mit allen möglichen Sorten von Waffen stand ein hochgewachsener dunkelhäutiger Mann mit einem kantigen, aztekisch anmutenden Gesicht und betrachtete die Auslagen; Armbänder aus demselben harten, schimmernden Material wie die Dämonentürme baumelten an seinen Handgelenken. Wenige Meter weiter studierte ein Mann in einem weißen Nomadengewand einen Stadtplan. Sein Anblick machte Clary Mut, eine vorbeieilende Frau in einem schweren Brokatmantel anzusprechen und sie nach dem Weg zur Princewater Street zu fragen. Denn wenn es einen Zeitpunkt gab, zu dem die Bewohner der Stadt nicht sofort Verdacht schöpften, wenn sich jemand nicht auskannte, dann jetzt.
    Ihr Instinkt trog Clary nicht: Ohne Zögern erklärte die Frau ihr den Weg. »Am Ende des Oldcastle Canal rechts und dann über die Brücke. Von da aus kommst du direkt in die Princewater Street.« Sie schenkte Clary ein freundliches Lächeln. »Suchst du dort jemanden Bestimmtes?«
    »Ja, die Familie Penhallow.«
    »Ach, das ist das blaue Haus mit den goldenen Türbeschlägen, das direkt an den Kanal angrenzt. Es ist ein ziemlich großes Gebäude - du kannst es gar nicht verfehlen.«
    Doch die Frau sollte nicht in allen Punkten recht behalten: Beim Haus der Penhallows handelte es sich zwar tatsächlich um ein großes Gebäude, aber Clary lief zunächst daran vorbei, ehe sie ihren Fehler erkannte, auf dem Absatz kehrtmachte und einen zweiten Blick darauf warf. Genau genommen war das Haus in einem Indigoton gestrichen und nicht mit blauer Farbe, aber andererseits sahen nicht alle Menschen Farben auf die gleiche Weise wie sie selbst. 
    Viele Leute konnten noch nicht einmal zwischen Zitronengelb und Safrangelb unterscheiden. Als ob die beiden Farben auch nur annähernd beieinanderlägen! Und die Türbeschläge waren auch nicht aus Gold, sondern aus Bronze - ein attraktiver dunkler Bronzeton, als existierte das Haus schon seit vielen Jahren. Was vermutlich auch stimmte, überlegte Clary, denn alles an diesem Ort war uralt…
    Jetzt reicht’s, ermahnte sie sich. Das tat sie immer, wenn sie nervös war - ihren Gedanken freien Lauf lassen. Aufgeregt rieb sie ihre verschwitzten, feuchten Hände an der Hose ab; das Material fühlte sich rau und trocken an, wie Schlangenhaut. 
    Dann stieg sie die Stufen hinauf und griff nach dem schweren Türklopfer. Er besaß die Gestalt von zwei Engelsschwingen, und als Clary ihn fallen ließ, hörte sie, wie sein Klang dröhnend wie eine riesige Glocke durch das Hausinnere hallte. Einen Moment später wurde die Tür aufgerissen und Isabelle Lightwood erschien auf der Schwelle und riss vor Schreck die Augen weit auf.
    »Clary?«
    Clary lächelte matt. »Hi, Isabelle.«
    Isabelle lehnte sich gegen den Türrahmen und zog ein klägliches Gesicht. »Oh verdammt!«
     
    Nachdem man ihn in die Zelle zurückgebracht hatte, ließ Simon sich auf die Pritsche sinken und lauschte auf das Geräusch der sich entfernenden Wachen. Eine weitere Nacht. Eine weitere Nacht in diesem Gefängnis,

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