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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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wurdest. Du machst auf mich durchaus den Eindruck eines nachdenklichen jungen Mannes.« Der Inquisitor neigte den Kopf leicht zur Seite. »Die Wolldecke habe ich höchstpersönlich mit meinen eigenen Händen in die Zelle gebracht - extra für dich. Ich wollte doch nicht, dass du frierst.« 
    »Ich bin ein Vampir«, sagte Simon. »Uns wird nicht kalt.«
    »Ach.« Der Inquisitor zog ein enttäuschtes Gesicht.
    »Aber die Davidsterne und das Siegel des Salomo weiß ich wirklich zu schätzen«, fügte Simon trocken hinzu. »Es ist doch immer wieder schön mitzuerleben, wenn sich jemand aufrichtig für meine Religion interessiert.«
    »Aber ja, natürlich, natürlich!« Aldertrees Miene hellte sich schlagartig auf. »Diese Gravuren… einfach wundervoll, nicht wahr? Wirklich hinreißend und natürlich bombensicher. Ich könnte mir vorstellen, jeder Versuch, die Zellentür zu berühren, müsste dir die Haut regelrecht von der Hand sengen!« Er kicherte, sichtlich angetan von dem Gedanken. »Aber lassen wir das … Könntest du vielleicht einen Schritt zurücktreten, mein lieber Freund? Aus reiner Gefälligkeit… nur für mich … du verstehst schon.«
    Simon ging einen Schritt zurück.
    Nichts geschah, doch der Inquisitor sperrte die Augen auf, sodass sich seine aufgedunsene Gesichtshaut dehnte und glänzte. »Ah, ich verstehe«, murmelte er.
    »Was verstehen Sie?«
    »Sieh dich einmal um, wo du stehst, mein lieber Simon. Sieh dich nur um.«
    Ratlos schaute Simon sich im Raum um. Nichts hatte sich verändert und es dauerte einen Moment, bis er erkannte, was Aldertree meinte. Er stand inmitten eines hellen Sonnenstrahls, der durch ein Fenster hoch über ihm einfiel.
    Aldertree wand sich fast vor Aufregung. »Du stehst direkt im Sonnenlicht, aber es hat keinerlei Auswirkung auf dich. Ich hätte es fast nicht geglaubt… ich meine, natürlich hat man mir davon erzählt, aber so etwas habe ich noch nie mit eigenen Augen gesehen.«
    Simon schwieg - was hätte er darauf auch sagen sollen?
    »Jetzt stellt sich natürlich die Frage«, fuhr Aldertree fort, »ob du weißt, warum du diese Eigenschaft besitzt.«
    »Vielleicht bin ich einfach nur netter als andere Vampire«, platzte Simon heraus, bereute seine Antwort aber sofort. Aldertree kniff die Augen zusammen und an seiner Schläfe trat eine Ader hervor, die sich wie ein fetter Wurm unter seiner Haut schlängelte. Offensichtlich legte er keinen Wert auf irgendwelche Scherze, sofern sie nicht von ihm stammten.
    »Sehr amüsant, wirklich sehr amüsant«, sagte er. »Dann lass es mich so formulieren: Bist du seit dem Moment, in dem du dem Grab entstiegen bist, ein Tageslichtler?«
    »Nein«, erklärte Simon bedächtig und wählte seine Worte sorgfältig. »Nein. Anfangs hat die Sonne mich versengt. Schon der kleinste Lichtstrahl hat meine Haut verbrannt.«
    »Genau.« Aldertree nickte eifrig, als wollte er damit sagen, dass es sich so schließlich auch gehörte. »Und wann hast du dann zum ersten Mal festgestellt, dass du ohne Schmerzen am helllichten Tage herumspazieren kannst?«
    »Das war am Morgen nach der Schlacht auf Valentins Schiff…«
    »Während der Valentin dich gefangen nahm, ist das richtig? Er hatte dich entführt und auf seinem Schiff eingesperrt, um dein Blut zur Vollendung des Rituals der Infernalischen Umkehrung zu verwenden.«
    »Anscheinend wissen Sie schon alles«, sagte Simon. »Dann brauchen Sie mich ja nicht mehr.«
    »Aber nein, nicht doch, keineswegs!«, quietschte Aldertree und riss die Arme hoch. Er hatte sehr kleine Hände, stellte Simon fest - so klein, dass sie am Ende seiner molligen Arme etwas deplatziert wirkten. »Du hast so vieles beizusteuern, mein lieber Junge! Beispielsweise frage ich mich schon die ganze Zeit, ob auf diesem Schiff vielleicht etwas vorgefallen ist, etwas, das dich verändert hat. Hast du möglicherweise irgendeine Idee, was das sein könnte?« 
    Ich habe von Jace’ Blut getrunken, dachte Simon und hatte größte Lust, das dem Inquisitor gegenüber zu wiederholen - nur um ihn ein wenig zu reizen. Doch dann erkannte er mit einem Schlag: Ich habe von Jace’ Blut getrunken. Konnte dies der Grund für seine Veränderung sein? War das möglich? Und durfte er dem Inquisitor erzählen, was Jace getan hatte? Es war eine Sache, Clary zu schützen, überlegte Simon, aber Jace war ein ganz anderer Fall. Er schuldete dem Schattenjäger rein gar nichts. 
    Aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Jace hatte ihm sein Blut angeboten

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