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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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strahlte der Himmel in einem merkwürdigen rötlichen Glanz.
    »Wir müssten bald da sein«, sagte Clary. »Gibt es vielleicht eine Abkürzung, direkt den Hügel hinunter?«
    Jace runzelte die Stirn. »Irgendetwas stimmt hier nicht«, erwiderte er knapp, setzte sich in Bewegung und lief die Straße entlang, wobei seine Stiefel kleine Staubwolken aufwirbelten, die in dem seltsamen Licht ockergelb leuchteten. Clary ignorierte die Proteste ihrer blasenübersäten Füße und musste förmlich sprinten, um mit ihm Schritt halten zu können. Als Jace hinter einer Kurve abrupt stehen blieb, prallte Clary ungebremst gegen ihn und hätte ihn fast umgerannt - unter anderen Umständen hätte sie vielleicht darüber gelacht, doch in dieser Situation war ihr nicht danach zumute.
    Das rötliche Licht hatte nun an Leuchtkraft gewonnen und überzog den Nachthimmel mit einem scharlachroten Glühen, das den Hügel, auf dem sie standen, fast taghell erleuchtete. Aus dem Tal unter ihnen stiegen Rauchfahnen hoch wie die sich entfaltenden Federn eines schwarzen Pfaus. Und aus dem schwarzen Dunst ragten die Dämonentürme von Alicante auf, deren gläserne Verkleidungen den rauchverhangenen Himmel Feuerpfeilen gleich durchbohrten. Doch zwischen den dicken Qualmwolken entdeckte Clary das Scharlachrot zuckender Flammen, die wie eine Handvoll glitzernder Rubine auf einem schwarzen Tuch über die gesamte Stadt verbreitet waren. 
    Es schien undenkbar und doch ließ sich nicht daran rütteln: Sie standen auf einer Hügelkuppe hoch über Alicante - und die Stadt unter ihnen brannte lichterloh.

 
     
    TEIL ZWEI
     
    DUNKEL
    SCHIMMERNDE
    GESTIRNE
     
    ANTONIO: Wollt Ihr nicht länger bleiben? Und wollt
    auch nicht, dass ich mit Euch gehe?
    SEBASTIAN: Mit Eurer Erlaubnis, nein. Meine
    Gestirne schimmern dunkel auf mich herab; die
    Missgunst meines Schicksals könnte vielleicht das
    Eurige anstecken. Ich muss mir daher Eure
    Einwilligung ausbitten, meine Leiden allein zu
    tragen. Es war ein schlechter Lohn für Eure Liebe,
    Euch irgendetwas davon aufzubürden.
     
     
    W ILLIAM S HAKESPEARE , Was ihr wollt  

 
     
    1O
    F EUER U ND S CHWERT
     
    »Es ist verdammt spät«, sagte Isabelle gereizt und zog die Spitzengardine wieder vor das hohe Wohnzimmerfenster. »Er sollte längst zurück sein.«
    »Nun sei mal vernünftig, Isabelle«, bemerkte Alec in seinem typischen Großer-Bruder-Ton, der immer so klang, als wäre sie ständig einem hysterischen Anfall nahe, er dagegen jederzeit die Ruhe in Person. Selbst seine Haltung - er lümmelte in einem der schweren Polstersessel neben dem Kamin, als hätte er keinerlei Sorgen - schien nur demonstrieren zu wollen, wie unbekümmert er war. »Jace macht das doch jedes Mal, wenn er sich über irgendetwas ärgert… dann marschiert er los und läuft durch die Gegend. Er hat doch gesagt, er würde spazieren gehen. Er wird schon wiederkommen.«
    Isabelle seufzte. Fast wünschte sie, ihre Eltern wären da, doch sie befanden sich noch immer in der Garnison. Worüber die Schattenjägerkongregation auch immer diskutieren mochte, die Tagung zog sich verdammt in die Länge. »Aber Jace kennt sich in Alicante doch gar nicht aus …«, überlegte Isabelle weiter.
    »Wahrscheinlich kennt er die Stadt besser als du«, warf Aline ein, die auf der Couch saß und ein Buch auf dem Schoß balancierte, das in dunkelrotes Leder gebunden war. Ihre schwärzen Haare hatte sie nach hinten gekämmt und zu einem französischen Zopf geflochten, den Blick fest auf den Wälzer geheftet.
    Isabelle, die nie eine begeisterte Leseratte gewesen war, hatte andere Leute immer um deren Fähigkeit beneidet, vollkommen in ein Buch eintauchen zu können. Es gab viele Dinge, um die sie Aline früher beneidet hätte - zum Beispiel darum, dass sie ein zartes, hübsches Mädchen war und nicht so amazonenhaft und groß wie sie selbst, die in hochhackigen Schuhen fast jeden Jungen überragte. Allerdings hatte Isabelle auch erst kürzlich begriffen, dass andere Mädchen gar nicht dazu da waren, dass man sie beneidete, ihnen aus dem Weg ging oder sie nicht mochte.
    »Jace hat doch bis zu seinem zehnten Lebensjahr hier gelebt, während ihr nur ein paarmal zu Besuch in der Stadt wart«, nahm Aline den Faden wieder auf.
    Stirnrunzelnd griff Isabelle sich an die Kehle: Der Anhänger an ihrer Halskette hatte einen plötzlichen, heftigen Elektroimpuls ausgesandt. Normalerweise schlug er nur in Gegenwart von Dämonen aus, aber sie befanden sich doch in Alicante -

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