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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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schätzen«, sagte er nach einer Weile, »ganz ehrlich.« So ein Mist, dachte er. Es musste doch irgendeinen anderen Weg geben, das zu formulieren, ohne gleich wie jemand zu klingen, der eine Einladung zum Abschlussball ablehnt: Ich fühle mich wirklich geschmeichelt, aber … Dann kam ihm ein anderer Gedanke: Genau wie Raphael sprach auch Camille sehr förmlich und steif, als befände sie sich in einem Märchen. Vielleicht könnte er das ja mal versuchen … »Ich benötige etwas Zeit, um eine Entscheidung zu treffen«, setzte er an. »Das werden Sie doch gewiss verstehen.«
    Ein feines Lächeln umspielte Camilles Lippen, das nur die Spitzen ihrer Fangzähne zum Vorschein kommen ließ. »Du hast fünf Tage und keine Minute länger«, erwiderte sie und hielt ihm ihre behandschuhte Hand entgegen, in der irgendetwas schimmerte: eine kleine Glasphiole, etwa von der Größe eines Parfümpröbchens. Allerdings schien das Glasröhrchen ein dunkelbraunes Pulver zu enthalten. »Graberde«, erklärte Camille. »Wenn du die Phiole zerbrichst, werde ich wissen, dass du mich zu sprechen wünschst. Falls ich innerhalb der nächsten fünf Tage nichts von dir höre, werde ich Walker aussenden, um deine Antwort einzuholen.«
    Simon nahm das Glasröhrchen entgegen und steckte es in seine Jackentasche. »Und wenn meine Antwort Nein lautet?«, fragte er.
    »Das würde mich sehr enttäuschen. Aber wir würden als Freunde scheiden«, verkündete sie und schob dann ihr Weinglas von sich fort. »Auf Wiedersehen, Simon.«
    Als Simon sich erhob, erzeugte der Metallstuhl ein quietschendes Geräusch auf den Steinplatten, ein zu lautes Schleifen … Simon hatte das Gefühl, als müsste er noch irgendetwas sagen, aber er hatte keine Ahnung, was. Einstweilen schien er jedoch entlassen zu sein. Er beschloss, sich lieber wie einer dieser merkwürdigen modernen Vampire mit schlechten Manieren zu verhalten, als das Risiko einzugehen, erneut in ein Gespräch verwickelt zu werden. Also machte er ohne ein weiteres Wort auf dem Absatz kehrt.
    Auf seinem Weg durch das Restaurant kam er an Walker und Archer vorbei, die in ihren langen grauen Mänteln und mit hängenden Schultern in der Nähe der wuchtigen Marmortheke warteten. Er spürte, wie sie ihn anstarrten, und winkte ihnen im Vorbeigehen kurz mit den Fingern zu — eine Mischung aus einer freundlichen Abschiedsgeste und einer Abfuhr. Archer fletschte die Zähne — stumpfe, menschliche Zähne — und marschierte dann in Richtung Gartenterrasse, dicht gefolgt von Walker, Simon sah, wie sie sich auf den Stühlen gegenüber von Camille niederließen, die allerdings nicht aufschaute, als die beiden Platz nahmen. Doch im nächsten Moment erloschen die weißen Lichterketten, die den Garten beleuchtet hatten, schlagartig — nicht einzeln, sondern alle gleichzeitig, sodass Simon auf eine vor seinen Augen verschwimmende dunkle Fläche starrte, als hätte jemand die Sterne ausgeschaltet. Und als die Kellner den Schaden bemerkten und nach draußen eilten, um das Problem zu beheben und die Terrasse wieder in sanftweißes Licht zu tauchen, waren Camille und ihre menschlichen Domestiken in der Dunkelheit verschwunden.
    Simon schloss die Tür zu seinem Elternhaus auf — einem jener identisch aussehenden Reihenhäuser mit den Zielgelsteifassaden, die typisch für sein Viertel in Brooklyn waren — und drückte sie einen Spalt auf, wobei er angestrengt lauschte.
    Er hatte seiner Mutter erzählt, er würde bei Eric mit den anderen Bandmitgliedern für den Auftritt am Samstag proben. Und es hatte einmal eine Zeit gegeben, wo sie ihm einfach geglaubt hatte, ohne jede Nachfrage. Elaine Lewis war als Mutter immer ziemlich entspannt gewesen und hatte weder Simon noch seiner Schwester irgendwelche Vorschriften gemacht, auch nicht, wenn es darum ging, wann sie abends zu Hause sein sollten, nicht einmal an ganz normalen Schultagen. Simon war daran gewöhnt, bis spätnachts bei Clary zu bleiben, um dann gegen zwei Uhr morgens leise nach Hause zu kommen und in sein Bett zu fallen — ein Verhalten, das seiner Mutter früher nur selten einen Kommentar entlockt hatte.
    Aber inzwischen sah die Sache völlig anders aus. Er war fast zwei Wochen lang in Idris gewesen, dem Heimatland aller Schattenjäger, und einfach von zu Hause verschwunden, ohne jede Möglichkeit zu einer Entschuldigung oder Erklärung. Im Anschluss hatte der Hexenmeister Magnus Bane eingreifen und Simons Mutter mit einem Amnesiezauber belegen müssen, sodass sie

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