Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
spürte ein mulmiges Gefühl im Magen, das mit jeder Minute stärker wurde. Und als sich sämtliche Mitglieder des Suchtrupps wieder an ihrem ursprünglichen Tisch versammelt hatten, fühlte sie sich, als hätte sie ein Glas eiskaltes Wasser hinuntergestürzt.
»Simon ist nicht mehr hier«, stellte sie fest.
Jordan fluchte und schaute dann schuldbewusst in Maias Richtung. »‘tschuldigung.«
»Ach, ich hab schon Schlimmeres gehört«, sagte sie. »Also wie sieht der nächste Schritt aus? Hat schon jemand versucht, ihn anzurufen?«
»Die Anrufe werden direkt auf seine Mailbox weitergeleitet«, erklärte Jordan.
»Irgendwelche Vorschläge, wohin er gegangen sein könnte?«, fragte Alec.
»Im besten Falle: zurück zur Wohnung«, überlegte Jordan. »Und im schlimmsten Falle haben ihn die Typen geschnappt, die die ganze Zeit hinter ihm her waren.«
»Die Typen, die was gemacht haben?«, fragte Alec verwirrt — Isabelle hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihren Bruder auf den neuesten Stand zu bringen.
»Ich fahr zur Wohnung zurück«, verkündete Jordan. »Falls er dort ist — prima. Falls nicht, ist das immer noch der beste Ausgangspunkt für eine Suchaktion. Die Typen wissen, wo Simon wohnt; sie haben uns mehrere Nachrichten an der Haustür hinterlassen. Vielleicht liegt ja auch schon ein Zettel mit einer Botschaft dort«, fügte er hinzu, klang dabei aber nicht sehr hoffnungsvoll.
Sekundenschnell traf Isabelle eine Entscheidung. »Ich komme mit.«
»Das musst du nicht …«
»Doch, das muss ich sehr wohl. Ich hab Simon gesagt, er solle heute Abend vorbeikommen — also trage ich die Verantwortung dafür. Außerdem langweile ich mich auf dieser Party ohnehin zu Tode.«
»Ja, geht mir genauso«, pflichtete Alec seiner Schwester erleichtert bei. Er war froh, dass er von hier verschwinden konnte. »Vielleicht sollten wir uns alle auf den Weg machen. Meint ihr, wir müssen Clary Bescheid geben?«
Isabelle schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist der Polterabend ihrer Mutter. Das wäre echt nicht fair. Wir sollten erst mal schauen, was wir zu dritt herausfinden können.«
»Zu dritt?«, fragte Maia leicht aufgebracht.
»Möchtest du mitkommen, Maia?«, bot Jordan an.
Isabelle erstarrte; sie war sich nicht sicher, wie Maia darauf reagieren würde, dass ihr Ex sie direkt ansprach.
Einen kurzen Moment lang zeigte sich ein verkniffener Zug um Maias Mundwinkel und sie musterte Jordan, allerdings nicht hasserfüllt, sondern nachdenklich. »Es geht um Simon«, sagte sie schließlich, als würde dies den entscheidenden Ausschlag geben. »lch hol nur schnell meinen Mantel.«
Die Aufzugstür schwang auf und dahinter erstreckte sich ein dunkler Raum voll undurchdringlicher Schemen und Schatten. Maureen stieß ein weiteres hohes Kichern aus und tanzte hinaus in die Dunkelheit, woraufhin Simon ihr seufzend folgte.
Sie befanden sich in einem großen, marmorverkleideten Raum ohne Fenster, allerdings führte links vom Aufzug eine riesige Glastür hinaus ins Freie. Durch die Glasscheiben erkannte Simon eine flache Dachterrasse, über die sich der schwarze Nachthimmel wölbte, nur von schwach funkelnden Sternen durchsetzt.
Simon folgte Maureen durch die Tür hinaus in die Kälte. Hier oben wehte ein starker Wind und ihr Kleid flatterte um ihre Beine wie die Flügel eines Nachtfalters im Sturm. Der elegante Dachgarten entsprach tatsächlich den Verheißungen auf dem Werbeplakat: Der Boden war mit glatten, sechseckigen Steinplatten gepflastert, Glaskästen schützten empfindliche Blumenrabatten und sorgfältig gestutzte Ziersträucher überraschten mit Tier- und Monsterfiguren. Der Weg, der sich durch die Gartenanlage schlängelte, war von winzigen funkelnden Lichtern gesäumt. Um Simon und Maureen herum ragten hohe Gebäude aus Glas und Stahl in den Himmel, deren Fenster hell erleuchtet waren.
Schließlich endete der Weg am Fuß einer Steintreppe, die zu einer erhöhten, breiten Terrasse führte, welche an drei Seiten von einer hohen Mauer umgeben war. Dieser Bereich sollte wohl einmal als gemeinschaftlicher Treffpunkt für die zukünftigen Bewohner dienen. In der Mitte der Terrasse befand sich ein wuchtiger Betonsockel — vermutlich eine Art Grillplatz, überlegte Simon. Und das gesamte Gelände war von ordentlich geschnittenen Rosensträuchern eingefasst, die wohl im kommenden Frühsommer blühen würden, genau wie die noch nackten Spaliere an den Mauern sicher bald unter dichtem Blattwerk verschwinden würden. Eines
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