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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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zu gebrauchen und ich musste ihn von seinem Leid erlösen. Äußerst ärgerlich. Nach diesem Vorfall kam ich zu dem Schluss, dass ich mich selbst um dich kümmern musste. Also folgte ich dir zu dieser lächerlichen Musikveranstaltung, und als ich dich anschließend aufsuchte, sah ich es. Dein Mal. Da ich Kain persönlich gekannt habe, ist mir die Form des Mals sehr vertraut.«
    »Kain persönlich gekannt?« Simon schüttelte den Kopf. »Sie können nicht erwarten, dass ich das glaube.«
    »Es spielt keine Rolle, ob du das glaubst oder nicht«, erwiderte sie. »Denn ich bin älter als die Träume deiner Art, mein Kleiner. Ich wandelte auf den Pfaden des Garten Eden. Ich kannte Adam noch vor Eva. Ich war seine erste Frau, aber ich wollte ihm nicht gehorchen und deshalb hat Gott mich aus dem Paradies geworfen und für Adam ein neues Weib geschaffen … aus Adams eigenem Leib, damit sie ihm auf immer unterworfen sei.« Sie lächelte matt. »Ich trage viele Namen. Doch du darfst mich Lilith nennen, Mutter aller Dämonen.«
    Bei diesen Worten begann Simon, der seit Monaten keine Kälte gespürt hatte, am ganzen Körper zu zittern. Den Namen Lilith hatte er schon einmal gehört — er konnte sich zwar nicht mehr erinnern, wo genau, aber er wusste, dass dieser Name mit Finsternis assoziiert wurde, mit dunklen und schrecklichen Mächten.
    »Dein Mal stellte mich vor ein Problem«, fuhr Lilith fort. »Denn du musst wissen, dass ich dich brauche, Tageslichtler. Deine Lebenskraft … dein Blut. Aber ich kann dich nicht direkt zwingen oder dir Schaden zufügen.« Sie konstatierte dies in einem Ton, als sei es das Natürlichste der Welt, dass sie sein Blut benötigte.
    »Sie … trinken Blut?«, stieß Simon verwirrt hervor und fühlte sich, als wäre er in einem absurden Traum gefangen. Das hier konnte doch nicht real sein.
    Lilith lachte. »Blut dient Dämonen nicht als Nahrung, du dummes Kind. Was ich von dir haben will, brauche ich nicht für mich selbst.« Sie streckte ihm ihre schlanke Hand entgegen. »Tritt näher.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde diesen Kreis nicht betreten.«
    »Wie du willst.« Sie zuckte die Achseln. »Ich wollte dir lediglich eine bessere Sicht ermöglichen.« Im nächsten Moment machte sie eine leichte, fast lässige Bewegung mit den Fingern — so als würde man einen Vorhang ein wenig zur Seite schieben — und das schwarze Tuch, das den sargähnlichen Gegenstand zwischen ihr und Simon bedeckte, löste sich in Luft auf.
    Simon starrte auf das, was unter dem Tuch zum Vorschein kam. Der Gedanke, dass das Objekt ihn an einen Sarg erinnerte, war gar nicht so abwegig gewesen: Es handelte sich um einen großen Glaskasten, gerade lang und breit genug, dass eine Person darin liegen konnte. Ein gläserner Sarg, dachte Simon, so wie bei Schneewittchen. Doch dies hier war kein Märchen. Im Inneren des Sargs befand sich eine trübe Flüssigkeit und in dieser Flüssigkeit schwebte eine Gestalt mit nacktem Oberkörper und weißblonden Haaren, die ihr Haupt wie bleicher Seetang umgaben: Sebastian.
    Weder an Jordans Haustür noch unter der Fußmatte fand sich eine Nachricht und auch innerhalb der Wohnung war auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Während Alec unten Wache hielt und Maia zusammen mit Jordan Simons Rucksack im Wohnzimmer unter die Lupe nahm, warf Isabelle einen Blick in Simons Zimmer — der Ort, an dem er die letzten Nächte verbracht hatte. Der Raum wirkte so leer: vier kahle Wände, ein nackter Fußboden mit einer Futonmatratze und einem gefalteten weißen Laken und ein kleines Fenster, das auf die Avenue B hinausging.
    Isabelle konnte die Stadt hören, die Stadt, in der sie aufgewachsen war, deren Geräusche sie seit ihrer Kindheit ständig umgeben hatten. Dagegen war ihr die Stille in Idris beklemmend vorgekommen — ohne schrille Alarmanlagen, ohne laut lachende oder streitende Menschen, heulende Blaulichtsirenen, dröhnende Musik, ohne ein einziges der Geräusche, die in New York nie ganz verstummten, nicht einmal mitten in der Nacht, hatte ihr etwas gefehlt. Doch nun, da sie hier in Simons winzigem Zimmer stand, erschienen ihr all diese Geräusche plötzlich einsam und weit entfernt und sie fragte sich, ob Simon nachts wohl einsam gewesen war, ob er von seinem Futon aus an die Decke gestarrt und sich schrecklich allein gefühlt hatte. Andererseits war sie nicht ein einziges Mal in seinem alten Zimmer gewesen, das vermutlich bis oben hin vollgestopft war mit

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