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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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reagierte nicht. Doch dann spürte sie, wie zwei kräftige Hände sie von hinten an den Schultern packten und sie vorwärts nach draußen schoben. Sie hörte noch Isabelles verwunderte Frage »Alec, was zum Teufel machst du da …«, als sie auch schon aus dem Fahrstuhl hinausstolperte und sich verdutzt umdrehte. Die Tür schwang bereits wieder zu, aber sie konnte gerade eben noch einen Blick auf Alec erhaschen, der ihr ein kleines, reumütiges Lächeln schenkte und die Achseln zuckte, als wollte er sagen: Was hätte ich denn sonst machen sollen? Clary trat einen Schritt vor, doch es war zu spät — die Aufzugstür hatte sich mit einem metallischen Klicken geschlossen.
    Sie war allein — allein mit Jace.
    Der Raum war übersät mit Toten — schlaffe Körper in grauen Trainingsanzügen, zusammengekrümmt, zerschlagen oder an der Wand zusammengesunken. Maia stand schwer atmend am Fenster und schaute voller Unglauben auf die Szenerie vor ihr. Sie hatte an der Schlacht auf der Brocelind-Ebene in Idris teilgenommen und bisher immer geglaubt, dass dies das Schlimmste gewesen sei, was sie je miterleben würde. Doch irgendwie war dieser Anblick noch schrecklicher. Das Blut der toten Sektenmitglieder war kein Dämonensekret, sondern echtes menschliches Blut. Und erst die Säuglinge — stumm und tot in ihren Krippen, die kleinen, krallenbewehrten Klauen gefaltet, wie Puppen …
    Sie sah hinab auf ihre eigenen Hände. Ihre Klauen waren immer noch ausgefahren und vom Ansatz bis zu den Spitzen mit Blut bespritzt; als sie sie einzog, lief das Blut ihre Handgelenke hinunter und gerann dort zu klebrigen Flecken. Auch ihre nackten Füße klebten vor Blut und über eine ihrer nackten Schultern zog sich eine lange Schnittwunde, die zwar bereits zu heilen begonnen hatte, aber immer noch rötlich glänzte. Sie wusste, dass sie trotz der schnellen Heilkräfte der Lykanthropen morgen beim Aufwachen am ganzen Körper blaue Flecken haben würde. Glücklicherweise verschwanden solche Prellungen bei Werwölfen meistens innerhalb eines Tages. Mit Schaudern erinnerte sie sich daran, wie ihr Bruder Daniel sie früher immer genau dort gekniffen hatte, wo man die blauen Flecken nicht sehen konnte.
    »Maia.« Jordan betrat durch eine der Türöffnungen den Raum, wobei er sich unter einem Kabelstrang ducken musste, der von der Decke hing. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, bewegte er sich vorsichtig zwischen den Leichen hindurch auf sie zu. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Bei seinem besorgten Gesichtsausdruck zog sich ihr der Magen zusammen. »Wo sind Isabelle und Alec?«, fragte sie.
    Statt einer Antwort schüttelte Jordan den Kopf. Offenbar hatte er wesentlich weniger Wunden davongetragen als sie — seine schwere Lederjacke, die Stiefel und seine Jeans hatten ihn davor bewahrt. Allerdings zog sich ein langer Kratzer über seine Wange und Maia entdeckte Blutspritzer in seinen hellbraunen Haaren und auf der Klinge seines Messers. »Ich hab die gesamte Etage abgesucht, sie aber nicht gefunden. In den anderen Räumen liegen noch mehr Leichen. Vielleicht haben sie …«
    Plötzlich wurde die Nacht grell erleuchtet wie von einer Seraphklinge — vor den Fenstern blitzte es weiß auf und ein gleißendes Licht durchströmte den Raum. Einen Augenblick lang glaubte Maia, die Welt würde in Flammen aufgehen. Sie konnte Jordan, der sich durch das Licht auf sie zubewegte, kaum noch erkennen — er verschwand beinahe in einem flirrenden Feld aus Silber. Sie hörte sich selbst aufschreien, stolperte geblendet rückwärts und stieß mit dem Hinterkopf gegen die Glasfläche des Fensters. Schützend riss sie die Hände vor die Augen …
    Und dann war das Licht vergangen. Maia ließ die Hände wieder sinken, während die Welt um sie herum sich zu drehen schien. Blindlings griff sie ins Leere und bekam Jordan zu fassen. Sie schlang die Arme um ihn — warf sie ihm um den Hals, so wie sie es immer getan hatte, wenn er sie zu Hause abholen kam. Und er hatte sie dann in die Arme genommen, durch die Luft geschwenkt und ihr mit den Fingern die Locken aus dem Gesicht gestrichen.
    Damals war er hagerer gewesen, mit schmaleren Schultern. Heute überzogen dicke Muskelstränge seinen Körper, und als sie sich an ihm festhielt, hatte sie das Gefühl, etwas absolut Solides zu umfassen — einen Granitpfeiler inmitten eines tosenden Sandsturms. Sie klammerte sich an ihn und hörte den Schlag seines Herzens dicht an ihrem Ohr, während seine Hände ihre Haare

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