Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
…?«
»Als Gegengewicht«, warf Clary ein.
»Genau. Und diese Rune auf Jace’ Brust … dieses Mal, das Lilith ihm verpasst hat …« Scheinbar unbewusst berührte Simon seine eigene Brust, die Stelle direkt über dem Herzen. »Sebastian hat genau dasselbe Runenmal. Und ich habe gesehen, wie sie beide gleichzeitig aufblitzten, als Jace den Kreis betrat.«
Isabelle stand wütend da, die Peitsche zuckte an ihrer Seite und sie biss sich auf die rote Unterlippe. »Und?«, fragte sie ungeduldig.
»Ich glaube, Lilith hat auf diese Weise eine Verbindung zwischen den beiden hergestellt«, erläuterte Simon. »Wenn Jace da draußen auf dem Dach von ihr getötet worden wäre, hätte Sebastian auch nicht mehr leben können. Und wenn du nun Sebastian zerstückelst …«
»… könnte das Jace verletzen«, ergänzte Clary hastig, da sie den Zusammenhang plötzlich erkannte. »Oh, mein Gott. Izzy, das darfst du nicht tun.«
»Dann schlagt ihr also vor, wir sollen ihn einfach am Leben lassen?«, konterte Isabelle ungläubig.
»Zerreiß ihn in der Luft, wenn du willst«, sagte Jace. »Meine Erlaubnis hast du.«
»Halt die Klappe«, knurrte Alec. »Und hör endlich auf, so zu tun, als ob dein Leben keinen Wert hätte. Izzy, hast du denn nicht zugehört? Sebastian lebt nicht mehr.«
»Er ist aber auch nicht tot. Jedenfalls nicht tot genug.«
»Wir brauchen die Division«, verkündete Alec. »Wir müssen ihn den Stillen Brüdern übergeben. Sie können diese Verbindung zu Jace kappen und dann bekommst du deine Rache, Izzy. Sebastian ist Valentins Sohn. Und ein Mörder. In Alicante hat fast jeder einen Angehörigen oder Freund in der Schlacht verloren. Glaubst du ernsthaft, sie würden ihn freundlich behandeln? Nein, sie werden ihn Stück für Stück auseinandernehmen, langsam und qualvoll.«
Isabelle schaute zu ihrem Bruder hoch. Tränen stiegen ihr in die Augen, rannen ihr die Wangen hinab und hinterließen helle Spuren auf ihrer blutigen und schmutzigen Haut. »Ich hasse es«, murmelte sie. »Ich hasse es, wenn du recht hast.«
Alec zog seine Schwester an sich und küsste sie auf den Scheitel. »Ich weiß.«
Einen kurzen Moment drückte Isabelle Alecs Hand, dann löste sie sich aus seiner Umarmung. »Also gut«, sagte sie. »Ich werde Sebastian nicht anrühren. Aber ich ertrage es nicht, hier in seiner Nähe zu sein.« Sie warf einen raschen Blick in Richtung der Glastür, wo Jace noch immer reglos stand. »Lasst uns nach unten fahren. Wir können in der Eingangshalle auf die Division warten. Außerdem müssen wir nach Maia und Jordan sehen. Sie fragen sich wahrscheinlich schon, wo wir geblieben sind.«
Simon räusperte sich. »Irgendjemand sollte hier oben bleiben, um ein wachsames Auge auf … na ja, auf die ganze Szenerie da draußen zu haben. Ich kann das gern übernehmen.«
»Nein.« Jace hat sich von der Glastür gelöst. »Ihr fahrt runter und ich bleib hier oben. Schließlich ist das alles meine Schuld. Ich hätte mich vergewissern müssen, dass Sebastian endgültig tot war, als ich die Chance dazu hatte. Und was den Rest betrifft …« Er verstummte.
Doch Clary erinnerte sich, wie er ihr Gesicht in einem dunklen Gang im Institut berührt und dabei geflüstert hatte: Mea culpa, mea maxima culpa. Meine Schuld, meine übergroße Schuld. Sie drehte sich zu den anderen um und sah, dass Isabelle bereits den Aufzugknopf gedrückt hatte: Das Paneel leuchtete und in der Ferne war bereits das leise Summen des heranrauschenden Fahrstuhls zu hören.
Die junge Schattenjägerin musterte ihren Bruder mit gerunzelten Augenbrauen. »Alec, vielleicht solltest du hier bei Jace bleiben.«
»Ich brauch keine Hilfe«, murrte Jace. »Hier gibt es nichts mehr zu tun. Ich komm schon allein zurecht.«
Im nächsten Moment traf der Aufzug mit einem Ping ein und Isabelle warf genervt die Hände in die Luft. »Okay. Wie du willst. Dann bleib doch allein hier oben und schmoll vor dich hin.« Damit stolzierte sie in den Fahrstuhl, dicht gefolgt von Simon und Alec.
Als Clary die Kabine betrat, schaute sie sich noch einmal zu Jace um. Er war zur Glastür zurückgekehrt und starrte wieder hinaus, aber sie konnte sein Spiegelbild in der Scheibe erkennen: Seine Lippen waren zu einer dünnen, blutleeren Linie zusammengepresst und seine Augen schauten düster.
Jace, dachte sie, als die Aufzugstür sich zu schließen begann. Clary versuchte, ihn mit der Kraft ihrer Gedanken dazu zu bringen, sich umzudrehen und sie anzuschauen. Aber Jace
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