Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
vom Erdgeschoss zu den Räumen des Instituts.
Jace, schoss es Clary sofort durch den Kopf und ihr Herz machte einen Satz. Aber natürlich konnte es auch jemand anderes sein, ermahnte sie sich. Genauso gut konnte es sich um Izzy handeln oder Maryse oder …
»Luke?«, stieß sie erstaunt hervor, als sich die Tür des Aufzugs öffnete. »Was tust du denn hier?«
»Dasselbe könnte ich dich auch fragen«, erwiderte Luke, trat aus der Aufzugkabine und zog das Gitter hinter sich zu. Er trug eine gefütterte karierte Flanelljacke mit Reißverschluss, die Jocelyn schon seit Langem ein Dorn im Auge war und von der sie wünschte, er würde sich von ihr trennen. Aber Clary fand es eigentlich ganz schön, dass nichts und niemand in der Lage schien, Luke zu verändern, ganz gleich, was in seinem Leben auch passierte. Er wusste nun mal, was ihm gefiel, und darüber gab es keine Debatte — selbst wenn es sich um eine leicht schäbig wirkende, alte Jacke handelte.
»Allerdings kann ich mir denken, was du hier tust«, fuhr er nun fort. »Und, ist er hier?«
»Jace? Nein«, antwortete Clary achselzuckend und versuchte, einen unbekümmerten Eindruck zu machen. »Ist schon okay. Ich seh ihn ja morgen.«
Luke zögerte. »Clary …«
»Lucian.« Hinter ihnen ertönte eine kühle Stimme — Maryse. »Danke, dass du so schnell kommen konntest.«
Luke drehte sich um und begrüßte sie mit einem Kopfnicken. »Maryse.«
Maryse Lightwood stand in der Tür, eine Hand leicht gegen den Rahmen gestützt. Ihre hellgrauen Handschuhe passten farblich perfekt zu ihrem maßgeschneiderten grauen Hosenanzug. Clary fragte sich, ob Maryse jemals Jeans trug — sie hatte Isabelles und Alecs Mutter nicht ein einziges Mal in etwas anderem als ihren Businessanzügen oder ihrer Schattenjägermontur gesehen.
»Clary«, sagte Maryse. »Ich wusste gar nicht, dass du im Haus bist.«
Clary spürte, wie sie errötete. Maryse schien ihr Kommen und Gehen nicht sonderlich zu interessieren, andererseits war sie auf Clarys und Jace’ Beziehung auch noch mit keinem Wort eingegangen — was man ihr nicht zum Vorwurf machen konnte. Maryse hatte immer noch mit Max’ Tod zu kämpfen, der gerade einmal sechs Wochen zurücklag, und sie musste die Trauerarbeit allein leisten, da Robert Lightwood noch immer in Idris war. Sie hatte ganz gewiss andere Sorgen, als sich um Jace’ Liebesleben zu kümmern.
»Ich wollte gerade gehen«, erklärte Clary.
»Warte doch kurz, ich nehm dich nachher mit nach Haus, sobald ich hier fertig bin«, sagte Luke und legte Clary eine Hand auf die Schulter. »Maryse, ist es ein Problem, wenn Clary hier wartet, während wir uns unterhalten? Ich möchte nämlich lieber, dass sie hier bleibt.«
Maryse schüttelte den Kopf. »Nein, das ist völlig in Ordnung.« Dann seufzte sie und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Glaub mir, ich wünschte, ich müsste dich überhaupt nicht belästigen. Ich weiß ja, dass du nächste Woche heiratest. Übrigens: Herzlichen Glückwunsch … falls ich das nicht schon gesagt haben sollte.«
»Nein, hast du nicht. Aber trotzdem vielen Dank«, erwiderte Luke.
»Gerade einmal sechs Wochen.« Maryse schenkte Luke ein mattes Lächeln. »Du hast ja wirklich keine Zeit verloren.«
Lukes Hand auf Clarys Schulter verspannte sich — das einzige Anzeichen dafür, dass Maryses Worte ihn verstimmten. »Vermutlich hast du mich nicht hierhergebeten, um mir zur Verlobung zu gratulieren, oder?«, bemerkte er.
Maryse schüttelte den Kopf. »Nein. Ich nehme an, du hast von den Toten gehört, die im Lauf der vergangenen Woche aufgefunden wurden?« Sie sah sehr erschöpft aus, fand Clary — und jetzt entdeckte sie auch mehrere graue Strähnen in ihren dunklen Haaren, die zuvor nicht da gewesen waren.
»Die toten Schattenjäger? Ja, davon habe ich gehört.«
»Heute Abend wurde ein weiterer entdeckt. In einem Müllcontainer in der Nähe des Columbus Park. Das Territorium deines Rudels …«
Skeptisch zog Luke die Augenbrauen hoch. »Das stimmt, aber die anderen …«
»Der erste Leichnam wurde in Greenpoint gefunden — Hexenwesen-Revier. Der zweite trieb in einem Teich im Central Park — das Gebiet des Lichten Volkes. Und jetzt haben wir einen Toten im Werwolfterritorium.« Maryse fixierte Luke. »Welche Vermutung legt das nahe?«
»Dass irgendjemand, der mit dem neuen Abkommen nicht einverstanden ist, nun versucht, die Schattenweltler gegeneinander aufzuhetzen«, erwiderte Luke. »Aber ich kann dir
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