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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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möglicherweise waren sie einfach nur nicht mehr in der Lage, sich selbst im Spiegel wiederzuerkennen.
    Nachdem Simon sich frisch gemacht hatte, kehrte er ins Wohnzimmer zurück, wo Jace quer auf der Futoncouch lag und in Kyles zerlesener Ausgabe von Der Herr der Ringe blätterte. Als er Simon sah, warf er das Buch auf den Couchtisch. Seine Haare glänzten feucht, als hätte er sich an der Küchenspüle etwas Wasser ins Gesicht gespritzt.
    »Ich verstehe, wieso es dir hier gefallt«, sagte Jace und deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf Kyles Sammlung von Filmplakaten und Science-Fiction-Büchern. »Über allem liegt ein Hauch von Nerd-Kultur.«
    »Danke — das weiß ich echt zu schätzen.« Simon musterte Jace scharf. Im grellen Schein der nackten Glühbirne, die von der Decke baumelte, wirkte Jace irgendwie … krank. Die Schatten unter seinen Augen waren dunkler als je zuvor, seine Haut schien zu straff über seine Wangenknochen gespannt und seine Hand zitterte leicht, als er sich auf charakteristische Weise die Haare aus der Stirn wischte.
    Simon schüttelte den Kopf, als versuchte er, seine Gedanken zu sortieren. Seit wann kannte er Jace so gut, dass er mit Sicherheit sagen konnte, welche Gesten für ihn charakteristisch waren? Schließlich konnte man sie nicht gerade als beste Freunde bezeichnen. »Du siehst echt miserabel aus«, verkündete er.
    Jace blinzelte verwundert. »Das scheint mir zwar ein merkwürdiger Zeitpunkt für einen Beleidigungswettbewerb zu sein, aber wenn du darauf bestehst, kann ich mir bestimmt irgendwas Übles einfallen lassen.«
    »Nein, ich meine es ernst. Du siehst echt nicht gut aus.«
    »Und das aus dem Mund eines Kerls mit dem Sexappeal eines Pinguins. Hör zu, mir ist ja bewusst, dass du möglicherweise neidisch bist, weil der gütige Herr im Himmel dir keine so exzellenten Karten ausgeteilt hat wie mir, aber das ist noch lange kein Grund …«
    »Ich versuche doch gar nicht, dich zu beleidigen«, unterbrach Simon ihn genervt. »Ich meine: Du siehst wirklich nicht gesund aus. Wann hast du das letzte Mal was gegessen?«
    Jace zog eine nachdenkliche Miene. »Gestern?«
    »Du hast also gestern etwas gegessen. Bist du dir sicher?«
    »Na ja, ich würde nicht unbedingt darauf schwören«, erwiderte Jace achselzuckend, »aber ich meine, es war gestern.«
    Simon hatte den Inhalt von Kyles Kühlschrarik schon am Tag zuvor, als er sich die Wohnung angesehen hatte, gründlich inspiziert und wusste, dass darin nichts Nennenswertes zu finden war: eine verschrumpelte Limette, ein paar Getränkedosen, ein Pfund Rindergehacktes und unerklärlicherweise ein einzelnes Frühstücks-Toastie im Gefrierfach. Seufzend schnappte er sich die Schlüssel von der Küchentheke. »Komm«, sagte er. »Um die Ecke ist ein Supermarkt. Da können wir dir was zu essen besorgen.«
    Einen Moment lang wirkte Jace, als wollte er protestieren, doch dann zuckte er nur die Achseln. »Von mir aus«, erwiderte er im Tonfall eines Menschen, dem es herzlich egal war, wohin er ging und was er dort tat.
    Auf den Treppenstufen vor dem Haus drehte Simon sich um und verriegelte die Tür mit den Schlüsseln, an die er sich noch immer gewöhnen musste, während Jace die Liste der Namen neben dem Klingelbrett studierte. »Das hier ist doch eure Wohnung, oder?«, fragte er und zeigte auf das Schild 3A. »Wieso steht denn da nur ›Kyle‹? Hat er keinen Nachnamen?«
    »Kyle arbeitet daran, ein Rockstar zu werden«, erklärte Simon und marschierte die Stufen hinunter. »Ich vermute, er macht auf diese Ein-Name-Masche. So wie Rihanna.«
    Jace folgte ihm, die Schultern gegen den kalten Wind leicht hochgezogen; allerdings verzichtete er darauf, den Reißverschluss der Wildlederjacke hochzuziehen, die er sich von Clary zurückgeholt hatte. »Ich hab keine Ahnung, wovon du redest«, näselte er.
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Als sie um die Ecke in die Avenue B bogen, warf Simon Jace einen Seitenblick zu. »Also«, setzte er an. »Bist du mir eben eigentlich gefolgt? Oder war es ein erstaunlicher Zufall, dass du dich ausgerechnet auf dem Dach eines Gebäudes befunden hast, an dem ich gerade vorbeiging, als die Typen mich angegriffen haben?«
    Jace blieb am Straßenrand stehen und wartete darauf, dass die Ampel umsprang. Offensichtlich mussten sich selbst Schattenjäger an die Straßenverkehrsordnung halten. »Ich bin dir nachgegangen«, sagte er.
    »Und kommt jetzt der Teil, wo du mir gestehst, dass du heimlich in mich verliebt

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