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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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versichern, dass mein Rudel mit diesen Vorfallen nichts zu tun hat. Ich weiß nicht, wer dahintersteckt, aber das Ganze ist ein ziemlich stümperhafter Versuch, Zwietracht zu säen, wenn du mich fragst. Und ich hoffe doch sehr, dass der Rat dies durchschaut.«
    »Das ist noch nicht alles«, verkündete Maryse. »Wir haben zwei der Toten identifizieren können, auch wenn es eine Weile gedauert hat, weil die erste Leiche fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und die zweite bereits stark verwest war. Möchtest du vielleicht eine Vermutung anstellen, wer die beiden gewesen sind?«
    »Maryse …«
    »Anson Pangborn«, fuhr Maryse fort, »und Charles Freeman. Von beiden hatte man, nebenbei bemerkt, seit Valentins Tod nichts mehr gehört …«
    »Aber das ist doch nicht möglich«, mischte sich Clary ein. »Luke hat Pangborn getötet, im August … in Renwicks Ruine.«
    »Er hat Emil Pangborn getötet«, stellte Maryse richtig. »Anson war Emils jüngerer Bruder. Sie haben beide dem Kreis angehört.«
    »Genau wie Freeman«, sagte Luke. »Dann tötet also irgendjemand nicht nur willkürlich Schattenjäger, sondern ganz gezielt ehemalige Mitglieder des Kreises? Und lässt ihre Leichname in Schattenweltlerterritorium zurück?« Er schüttelte den Kopf. »Das klingt danach, als würde jemand versuchen, einige der eher … widerstrebenden Mitglieder der Schattenjägergemeinschaft aufzurütteln. Vermutlich damit sie sich ihre Zustimmung zum neuen Abkommen noch einmal überlegen. Damit mussten wir rechnen.«
    »Vermutlich schon«, räumte Maryse ein. »Na, jedenfalls habe ich mich bereits mit der Königin des Lichten Volkes getroffen und Magnus eine Nachricht zukommen lassen. Wo auch immer er sich gerade aufhält«, fügte sie hinzu und verdrehte die Augen. Maryse und Robert hatten die Nachricht von Alecs Beziehung mit Magnus erstaunlich gelassen aufgenommen, aber Clary konnte Maryse ansehen, dass sie das Ganze nicht sonderlich ernst nahm. »Ich dachte nur …« Maryse seufzte. »Ich bin in letzter Zeit so furchtbar erschöpft. Es kommt mir so vor, als ob ich kaum noch einen vernünftigen Gedanken fassen kann. Und ich hatte gehofft, dass du vielleicht eine Vermutung hättest, wer hinter diesen ganzen Morden stecken könnte … irgendeinen Vorschlag, eine Idee, die mir noch nicht gekommen ist.«
    Bedauernd schüttelte Luke den Kopf. »Irgendjemand mit einem Groll gegen das neue Abkommen. Aber das könnte jeder sein. Ich vermute mal, dass sich an den Leichnamen keinerlei Spuren finden lassen?«
    Maryse seufzte. »Jedenfalls keine schlüssigen Beweise. Ach, wenn die Toten doch nur reden könnten, was, Lucian?«
    In diesem Moment erschien es Clary, als hätte Maryse eine Hand gehoben und ihr ruckartig einen Schleier vor die Augen gezogen. Denn um sie herum wurde alles dunkel — bis auf ein einziges Symbol, das wie ein glühendes Zeichen vor einem sternenlosen Nachthimmel schwebte.
    Offenbar war ihre besondere Gabe doch nicht spurlos verschwunden.
    »Was wäre …«, setzte sie an und schaute zu Maryse. »Was wäre, wenn sie tatsächlich reden könnten?«
    Während Simon sich in Kyles Badezimmerspiegel anstarrte, fragte er sich, woher dieses Gerücht wohl kam, dass Vampire sich angeblich nicht im Spiegel sehen konnten. Denn er war durchaus in der Lage, sein Spiegelbild in der ramponierten Oberfläche zu betrachten: zerzauste braune Haare, große braune Augen, weiße, makellose Haut. Mit einem feuchten Tuch hatte er sich das Blut von der aufgebissenen Lippe getupft, wobei die darunterliegende Haut bereits wieder verheilt war.
    Selbst wenn er es objektiv betrachtete, hatte die Verwandlung zum Vampir ihn attraktiver gemacht. Isabelle hatte ihm erklärt, dass seine Bewegungen eleganter, anmutiger geworden waren, und während er früher eher ungepflegt gewirkt hätte, sähe er nun irgendwie attraktiv zerknautscht aus, als wäre er gerade aus dem Bett gestiegen. »Einem fremden Bett«, hatte sie hinzugefügt — was er durchaus schon vorher kapiert hatte, vielen Dank auch.
    Aber all das sah er nicht, wenn er sich selbst betrachtete. Die porenfreie Glätte seiner weißen Haut beunruhigte ihn eher, genau wie die dunklen, sich verästelnden Adern an den Schläfen — Beweis für die Tatsache, dass er an diesem Tag noch kein Blut zu sich genommen hatte. Irgendwie kam er sich völlig fremd vor, gar nicht wie er selbst. Vielleicht war die angebliche Unfähigkeit der Vampire, sich im Spiegel sehen zu können, ja nur ein frommer Wunsch —

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