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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Holzbrücke, die sich an der zerklüfteten Steilwand entlangschlängelte, und einem plattformartigen Vorbau gab es hier keine nennenswerte Architektur. Die Hurakan schwebte bereits vor dem Haupteingang und wartete auf weitere Befehle. Von dem Insekt war nichts zu sehen.
    Humboldt, der schnell wieder in seine normale Kleidung geschlüpft war, eilte mit der übel riechenden Flasche voraus. Flankiert von dem Priester und dem Alchemisten, trug er das Ergebnis seiner Arbeit mit großen Schritten in Richtung des eisernen Tores. Etliche Krieger erwarteten sie dort. Es war das erste Mal, dass Oskar die Elitekämpfer aus nächster Nähe betrachten konnte. Sämtliche Rüstungsteile waren aus gefärbten Chitinplatten gefertigt. Brustpanzer, Helme, Arm- und Beinschienen und Schilde bestanden aus Teilen erlegter Rieseninsekten. Geschmückt mit farbigen Federn sahen die Kämpfer beinahe selbst aus wie Insekten. Yupan trat auf den Hauptmann zu und wechselte einige Worte mit ihm. Dann kam er wieder zurück.
    »Er sagt, der Ukhu Pacha sei vor wenigen Minuten erwacht«, übersetzte er die Antwort des Kommandanten. »Er scheint verletzt zu sein und man rät uns dringend davon ab, die Festung zu betreten.«
    »Ich muss aber dort hinein«, sagte Humboldt. »Ohne eine Verifizierung meiner Theorie wäre mein gesamter Plan sinnlos. Sagen Sie Ihrem Hauptmann, dass ich keine Hilfe benötige. Ich werde allein gehen.«
    »Nein, nicht allein«, sagte Oskar. »Ich werde Sie begleiten.«
    Humboldt blickte ihn überrascht an. »Das könnte ziemlich gefährlich werden.«
    »Bin ich nun Ihr Diener oder nicht? Sie werden da drinnen einen guten Assistenten brauchen, glauben Sie mir.«
    Über das Gesicht des Forschers huschte ein Ausdruck der Freude.
    »Wir beide also.«
    Yupan gab ein Zeichen. Der Hauptmann zog einen Schlüssel und winkte den beiden Abenteurern, ihm zu folgen.
    »Sei bloß vorsichtig, hörst du?« Charlotte sah Oskar besorgt an. »Das gilt für euch beide. Eure Königin braucht euch noch, vergesst das nicht.« Sie schenkte ihnen ein aufmunterndes Lächeln.
    »Wir geben schon acht«, sagte Oskar und versuchte dabei, möglichst tapfer auszusehen. Tatsache war allerdings, dass er eine Heidenangst vor dem hatte, was dort in der Dunkelheit lauerte.
    Der Hauptmann steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Inmitten der riesigen Pforte öffnete sich eine zweite, kleinere Tür. Quietschend und knarrend drehte sie sich in ihren Scharnieren und schwenkte langsam nach innen auf. Tintenschwarze Dunkelheit schlug ihnen entgegen.
    Zögernd betrat Humboldt das düstere Gewölbe. Oskar schluckte seine Angst hinunter und folgte ihm. Schritt für Schritt bahnten sie sich ihren Weg ins Innere der steinernen Festung.
    Die Luft roch muffig und abgestanden. Durch die Schießscharten drang gedämpftes Tageslicht herein. Genug, um die ungefähren Dimensionen dieser Halle einzuschätzen, doch zu wenig, um Details zu erkennen.
    Mit einem Krachen fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Ein Orchester von Echos hallte von den Wänden zurück. Dem Klang nach zu urteilen, war es ein Raum von enormer Größe. Eine einzige riesige Kaverne, vor langer Zeit von Menschenhand aus dem Stein geschlagen. Wie ein riesiges Grab, ging es Oskar durch den Kopf. Und hier irgendwo verbarg sich der Unterirdische? Die Frage war nur, wo. Im Gegensatz zu ihnen konnte er bei Dunkelheit gut sehen. Er war im Vorteil. Es war durchaus möglich, dass er ihnen irgendwo auflauerte. Bei der Intelligenz, über die diese Viecher verfügten, war das sogar durchaus wahrscheinlich. Humboldts Flasche gab leise blubbernde Geräusche von sich, während der Forscher langsam weiterging. Oskar spürte, wie es ihm kalt den Rücken runterlief. Am liebsten hätte er auf der Stelle kehrtgemacht und wäre zurückgelaufen, doch er wagte es nicht, seinen Herrn zu enttäuschen. Abgesehen davon: Zwei Paar Augen sahen immer noch mehr als eines.
    Oskar spähte zu den Seiten, nach oben und nach hinten. Er merkte, wie sich seine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Plötzlich hörte er ein vertrautes Geräusch. Eine Art Reiben oder Scharren. Unter normalen Umständen hätte sein erster Gedanke irgendwelchen Ratten gegolten, so aber klingelten bei ihm alle Alarmglocken. Er blieb stehen und fasste den Forscher am Arm. »Warten Sie«, sagte er.
    Angestrengt starrte er in die Dunkelheit. Plötzlich sah er ein paar winzig kleine Punkte schimmern. Sie befanden sich an der dunkelsten Stelle des ganzen

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