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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ihren Hals trug.
    »Alles klar«, erwiderte Oskar hustend. »Aber um nichts in der Welt möchte ich noch mal dieses Zeug einatmen. Es brennt wie Feuer im Hals.«
    »Das soll es ja auch«, sagte der Forscher und nahm einen weiteren Schluck.
    »Was ist das eigentlich für ein Zeug?«, fragte Charlotte mit gerümpfter Nase.
    »Chlorgas«, antwortete Humboldt. »Gewonnen aus Braunstein unter Verwendung von Salzsäure und Elektrizität. Ich hätte nie vermutet, ein so perfekt ausgestattetes Labor vorzufinden. Dieser Huascar ist wirklich ein Teufelskerl. Einen solchen Spezialisten könnte ich in Berlin gut brauchen.« Er ging zu dem zusammengekrümmten Leib der Riesenschrecke und begann, ihn eingehend zu examinieren. »Ein furchtbares Gas«, sagte er, während er die weit geöffneten Tracheen untersuchte. »In einem engen Stollen würde seine Wirkung noch viel stärker zum Einsatz kommen. Ich glaube, es könnte uns gelingen, den gesamten Staat ein für alle Mal aus dieser Gegend zu vertreiben. Voraussetzung ist natürlich, dass wir bis morgen genug davon herstellen können.«
    »Bis morgen?« Charlotte spürte, wie eine kalte Hand ihr Herz ergriff. »Hat das nicht noch etwas Zeit?«
    Humboldt schüttelte den Kopf. »Die Zeit drängt. Der Angriff heute hat mir klargemacht, wie gefährlich diese Wesen sind. Ihr hättet die riesigen Wasserstofftanks sehen sollen. Ein Funke …« Er machte eine explodierende Handbewegung. »Wir müssen zuschlagen, ehe der nächste Angriff erfolgt.« Grimmige Entschlossenheit spielte um seinen Mund. »Ich werde mich sofort auf den Weg machen und mehr von diesem Gas herstellen. Jetzt, wo wir wissen, wie wir die Biester vertreiben können, zählt jede Sekunde.«
    »Und was sollen wir so lange tun?«, fragte Oskar.
    »Ruht euch aus. Ihr alle.« Er warf seinen Mitstreitern ein aufmunterndes Lächeln zu. »Morgen wird ein anstrengender Tag. Wir werden alle unsere Kräfte brauchen. Kommen Sie, Yupan. Bringen Sie mich zu Huascar zurück. Es gibt viel zu tun. Bereiten wir der Königin der Unterwelt einen angemessenen Empfang.«

46
     
     
    Hoch über der Stadt zog ein einzelnes Schiff seine Kreise. Wie ein Kondor auf Beutefang schwebte das schlanke Scoutschiff über der Stadt.
    Valkrys Stone stand an der Reling und blickte besorgt auf den Horizont. Hinter den Bergen näherten sich dunkle Regenwolken, an deren tintenschwarzer Basis vereinzelte Blitze zuckten. Der ganze Himmel war bedeckt von ihnen und sie kamen rasch näher. Es würde eine ungemütliche Nacht werden, so viel stand fest. Sie und Max würden sich bald irgendwo einen geschützten Platz suchen müssen, wo sie ihr Luftfahrzeug vertäuen und ruhigstellen konnten. Der beste Ort war zweifelsohne tief unten im Tal. Wenn irgendwo Blitze einschlugen, dann im oberen Bereich der Schlucht.
    »Wie geht es Ihrem Bein, Val?« Das Gesicht des Redakteurs war mit einem stacheligen Dreitagebart bedeckt. Sein Hemd und seine Hose hatten eine braune Patina bekommen und seine Schuhe waren aufgeschürft und zerkratzt. Dennoch leuchtete ungezügelte Lebensfreude in seinen Augen. Wenn man ihn so betrachtete, konnte man glatt auf die Idee kommen, einen hartgesottenen Abenteurer vor sich zu haben. Was für ein Unterschied zu dem Max Pepper, den sie in San Francisco kennengelernt hatte! Was seine Ehefrau wohl sagen würde, wenn sie ihn jetzt so sähe?
    »Der Kratzer?«, fragte Valkrys. »Nicht der Rede wert. Das Gift hat die Entzündung gestoppt.« Sie strich sich über den Oberschenkel. »Hat zwar verdammt wehgetan, aber besser so, als wenn man den Schnitt noch mal hätte öffnen müssen.«
    Max verzog den Mund.
    »Nun haben Sie sich doch nicht so«, sagte sie. »Sie haben das hervorragend gemacht. Noch ein paar Monate hier in der Wildnis und aus Ihnen wird noch ein richtiger Kerl.«
    »Was meinen Sie, wie lange wir hier noch herumhängen müssen?«, fragte er. »Irgendwann werden uns die anderen Schiffe entdecken. Ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Die sind gerade viel zu beschäftigt«, sagte Valkrys. »Die meisten Schiffe werden beim Wiederaufbau eingesetzt. Der Angriff der Rieseninsekten hat große Teile der Stadt verwüstet. Die werden noch eine ganze Weile zu tun haben.«
    »Irgendwie bezweifle ich, dass Humboldt und seine Begleiter noch am Leben sind«, sagte der Redakteur. »Eigentlich hätten wir sie längst sehen müssen. So groß ist die Stadt ja nun wirklich nicht.«
    »In der Tat.« Valkrys’ Ausdruck wurde ernst. »Die Chancen, dass wir sie finden,

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