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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zergehen. Geheimwaffe hin oder her, das klingt nicht nur vermessen, das klingt einfach nur dumm.«
    »Ich vertraue meinem Onkel«, sagte Charlotte kurz angebunden. »Er weiß, was er tut, und er verlässt sich auf uns. Also reiß dich gefälligst ein wenig zusammen.« Mit einem vorwurfsvollen Blick wandte sie sich um und ging zu den anderen hinüber.
    »Wir hätten an unserem Plan festhalten und die Hurakan stehlen sollen«, murmelte Oskar.
    Er war noch ganz in Gedanken versunken, als mit einem Mal Bewegung ins Schiff kam. Rufe ertönten, Hilfspersonal rannte herbei und löste die Seile, dann wurden die Motoren gestartet. Mit einem tiefen Surren beschleunigten die Propeller.
    Ihr Schiff, ein mittelgroßer Transporter namens Pachacutec, stieg langsam empor, hinein in das immerwährende Grau des Tages. Rechts und links von ihnen starteten zwei weitere Schiffe, randvoll besetzt mit Yupans besten Männern. Zähe, erfahrene Krieger, die bei ihrem Blut geschworen hatten, die Königin der Ukhu Pacha zu töten.
    Auf den nassen Körperpanzerungen schimmerten in silbernen Lettern die Insignien ihres Ranges. Ihre Gesichter waren – bis auf die schwarze Augenpartie – mit roter Farbe bemalt, was ihnen ein dämonisches Aussehen verlieh. Die Federn auf ihrem Rücken waren zugunsten eines wahren Arsenals todbringender Waffen entfernt worden. Lanzen, Bögen und Schwerter schimmerten wie frisch poliertes Silber. Alles an diesen Männern ließ nur einen Schluss zu, dass sie entschlossen waren, bis zum Äußersten zu gehen.
    Oskar konnte nur hoffen, dass es dazu nicht kam.
    Das Schiff stieg immer höher und ließ die nebelige Stadt hinter sich zurück. Der Aufstieg dauerte diesmal viel länger. Kein Wunder, der Regen hatte das Schiff schwer und fast manövrierunfähig gemacht. Die Propeller hatten jede Menge zu tun, die Pachacutec überhaupt vom Boden zu heben, und so dauerte es eine ganze Weile, bis sie die äußeren Stadtbezirke erreichten und auf die Öffnung zusteuerten, aus der gestern die Insekten geschwärmt waren.
    Aus der Nähe betrachtet, war der Anblick relativ unspektakulär. Es war einfach ein Loch im Fels, etwa drei Meter im Durchmesser und von annähernd kreisrunder Form. Hatte es hier gestern noch von Feinden nur so gewimmelt, war es heute sehr ruhig. Nicht eines der verdammten Viecher ließ sich blicken. Vermutlich mochten sie das Wetter genauso wenig wie die Menschen. Die Unterseite der Öffnung war mit einem weißen Belag beschmiert, der wie Vogelkot aussah. Ein breiter Streifen dieses widerlichen Zeugs zog sich hinab in die Tiefen, wo es sich zu einem regelrechten Hügel aufgetürmt hatte. Vermutlich entledigten sich die Insekten. ihres Abfalls, indem sie ihn hinauswarfen. Ein betäubender Gestank drang aus der Öffnung.
    Oskar schüttelte es bei dem Anblick. »Und da wollen Sie hinein?« Er warf dem Forscher einen skeptischen Blick zu. »Das ist doch reiner Selbstmord. Man kann nicht mal zehn Meter weit in die Öffnung hineinsehen.«
    »Mehr brauchen wir auch nicht«, sagte Humboldt. »Wie du siehst, ist der Stollen leicht abwärts geneigt, genau wie bei allen anderen Insektenbauten auch. Chlorgas ist schwerer als Luft, wird also bergab fließen, genau bis ins Herz des Baues. Wir brauchen nichts weiter zu tun, als aufs Schiff zurückzugehen und abzuwarten. Allzu lange dürfen wir uns bei der Anbringung des Sprengsatzes allerdings nicht aufhalten, denn wir haben ein kleines Zeitproblem.«
    »Was für ein Zeitproblem?«
    »Hat etwas mit der Zündvorrichtung zu tun, aber mir ist auf die Schnelle nichts anderes eingefallen. Schau her.« Humboldt schraubte den Deckel des Kanisters auf.
    Er war für eine einfache Abdeckung relativ groß. »Dies ist der Zünder«, sagte der Forscher. »Einmal gedrückt, sickert hier oben eine kleine Menge Glyzerin in eine Schicht aus pulverisiertem Kaliumpermanganat. Die Mischung benötigt etwa drei Minuten, um sich zu erhitzen. Sie wird dann so heiß, dass sie die darunterliegende Menge aus Kaliumchlorat und rotem Phosphor zur Explosion bringt. Der Druck zerreißt den Kanister und setzt das Gas frei. Wir haben also nicht mehr als drei Minuten, um wieder an Bord des Schiffes zu gelangen.«
    »Warum nehmen Sie nicht einfach eine herkömmliche Lunte? So etwas ließe sich doch aus Schnüren und Schießpulver schnell basteln.«
    »Zu unsicher. Eine Lunte macht einen Mordsqualm, während sie abbrennt. Der Gestank würde vermutlich irgendwelche Wächterinsekten auf den Plan rufen. Außerdem

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