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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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war.
    Das Geplärre wollte einfach nicht aufhören.
    Mit einem ganz miesen Gefühl in der Magengrube drehte Oskar sich um. Die Augen der Königin waren weit geöffnet.
    Ein durchdringendes Schnauben erfüllte die Höhle. Eine Wolke feinsten Staubes stieg in die Luft und drang ihm in die Nase. Knochenstaub, schoss es ihm durch den Kopf. Dann musste er niesen.
    Das mächtige Wesen stieß einen donnernden Laut aus, dann erhob es sich auf seine Vorderbeine.
    »Renn, Oskar, renn!« Humboldt schwenkte seine Fackel.
    Die Königin fuhr herum und richtete ihre Augen auf den Forscher. Sie bewegte ihren massigen Leib auf ihn zu, als von der anderen Seite ein weiterer Ruf ertönte: »Nein, hierher, du Mistvieh!«
    Es war Valkrys. Ihr Schwert schimmerte im roten Licht der Fackeln.
    Einen Moment lang blickte die Königin zwischen den beiden hin und her. Oskar war nicht länger im Mittelpunkt des Interesses. Er nutzte seine Chance, legte seine Arme um Charlotte und rannte mit ihr in Richtung Ausgang.

51
     
     
    Valkrys ließ ihr Schwert auf eines der Beine niedersausen. Die Klinge prallte vom Chitinpanzer ab und federte mit sirrendem Klang in ihre Hand zurück. Der Schlag war so heftig, dass er ihr bis in die Schulter fuhr. Mit einem Fluch auf den Lippen hob sie ihre Waffe ein weiteres Mal. Ein kleines Stück Chitin blätterte ab, das war alles.
    »Das gibt’s doch nicht!«, keuchte sie wütend. »Der Panzer ist unzerstörbar.«
    »Komm hinter mich, Val!«, rief Humboldt ihr zu. »Hier ist es sicherer.«
    Die Söldnerin schüttelte den Kopf. »Besser, wir verteilen uns. Das Biest ist ziemlich langsam. Wenn wir es umkreisen und ablenken, kann es seine Kraft nicht zum Einsatz bringen.«
    »Das hat doch keinen Sinn!«, rief Humboldt. »Du hast doch gemerkt, dass du gegen die Panzerung nichts ausrichten kannst. Warum weiter angreifen? Komm zu mir rüber, dann machen wir diesem Spuk ein Ende.« Eine Gaskartusche glitzerte in seiner Hand.
    Valkrys atmete schwer. »Ich habe für deine wissenschaftlichen Experimente noch nie viel übrig gehabt, Carl Friedrich.«
    »Nun mach schon.«
    »Was du da vorhast, ist unehrenhaft!«, rief Valkrys. »Es ist kaltblütig und berechnend. Auch wenn es nur ein Insekt ist, so hat es trotzdem einen fairen Kampf verdient. Immerhin ist sie eine Königin.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Wir müssen an ihre Kehle gelangen.« Sie deutete mit dem Schwert auf die Kehle. »Die Biester haben einen schwachen Punkt: eine rosa Stelle unten an der Kehle, kaum größer als meine Hand, siehst du? Ich kann sie nur erreichen, wenn das Tier seinen Kopf hebt. Ihr müsst sie ablenken, verstanden?«
    Eine der gewaltigen Klauen sauste auf sie zu. Sie duckte sich und tauchte unter dem mörderischen Werkzeug hindurch. Dann rollte sie sich ab und kam einige Meter weiter hinten wieder auf die Beine. »Kannst du ihn sehen?«, keuchte sie. »Unten an der Kehle, der helle Fleck.« Wieder musste sie unter einer der tödlichen Klauen hindurchtauchen, doch diesmal war sie vorbereitet. Sie wartete, bis die Klaue über ihr zuschnappte, dann feuerte sie eines ihrer Fangseile ab. Das Kabel wickelte sich mehrmals um die beiden Scheren und verschlang sich zu einem Knoten. Voller Wut versuchte die Königin, sie wieder zu öffnen, aber es gelang ihr nicht. Der dünne Draht war stark genug, um eine Kutsche daran hochzuheben.
    »So macht man das!«, rief Valkrys. »Es ist wie beim Stierkampf. Erst reizt du deinen Gegner, dann beginnst du ihn zu schwächen und am Schluss versetzt du ihm den Gnadenstoß.«
    Humboldt murmelte etwas, das wie »verdammtes Weibsbild« klang, dann steckte er die Gaspatronen weg.
    »Gut so.«
    »Verteilt euch zu beiden Seiten und irritiert sie mit euren Fackeln«, befahl er. »Schwenkt sie hoch in die Luft und macht dabei so viel Lärm wie möglich.«
    Valkrys nickte. »Ich werde versuchen, unter sie zu kommen und ihren Hals zu treffen. Oh, und eines noch: Nehmt euch vor den Klauen in Acht. Sie verströmen ein ziemlich effektives Gift.«
    Humboldt nickte und instruierte seine Begleiter. Valkrys fiel auf, dass die Dienerinsekten anfingen, sich zu verdrücken. Sie verschwanden durch Tunnels und Öffnungen, wobei jedes von ihnen ein Ei mitnahm. Valkrys spürte, dass die Königin etwas im Sinn hatte. Ihre Bewegungen wirkten zu zahm und zurückhaltend, um eine wirkliche Bedrohung darzustellen. Es war ganz klar, dass sie auf Zeit spielte. Aber Zeit wofür?
    Mit einem Mal wusste sie, was das Biest

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