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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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vorhatte.
    »Wir müssen uns beeilen!«, rief sie Humboldt zu. »Ich glaube, hier wird es gleich sehr ungemütlich. Wenn mich nicht alles täuscht, wird sie gleich ihre Leibgarde zu Hilfe rufen.«
    Als hätte die Königin ihre Worte verstanden, hob sie den Kopf und stieß einen scharf klingenden Schrei aus. Es war ein schreckliches Geräusch. Als würde man mit Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzen, nur um ein Vielfaches lauter.
    Einige der Indianer ließen vor Schreck die Fackeln fallen. Andere pressten die Hände auf die Ohren. Die Angst stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Die darauffolgende Stille war ohrenbetäubend. Dann hörten sie es.
    Aus der Ferne war das Geräusch scharfkantiger Füße zu hören. Und es wurde rasch lauter.
    Noch einmal hob die Königin den Kopf zum Schrei. Jetzt oder nie.
    Mit erhobener Waffe rannte Valkrys, so schnell sie konnte, auf die ungeschützte Halspartie zu. Ihr Daito hielt sie wie ein Bajonett nach vorn gerichtet. Noch vier Meter … zwei … Der Aufprall riss sie fast von den Füßen. Die Klinge bohrte sich bis zum Heft in die Kehle des Königsinsekts.
    Humboldt sah das Heben des Insektenkopfes, das Entblößen der Halspartie und den Angriff der Söldnerin. Alles bewegte sich wie in Zeitlupe. Es war, als würde er durch ein Glas mit zähflüssigem Honig blicken. Das Schwert drang in den Körper der Königin, genau dort, wo bei diesen Tieren das Herz saß. Er sah, wie der riesige Leib sich aufbäumte, wie die bootslangen Beine durch die Luft schlugen und die Zangen und Scheren ins Leere schnappten. Ein ohrenbetäubender Schrei ertönte. Der Metalldraht, der um die Klaue geschlungen war, riss und flog mit einem surrenden Geräusch durch die Luft. Valkrys, die wie durch ein Wunder den durch die Luft zuckenden Klauen entkam, zog ihr Schwert aus dem mächtigen Leib und stieß erneut zu. Das Rieseninsekt stieß ein Röcheln aus, bäumte sich auf, dann brach es zusammen. Zuckungen liefen durch seinen Leib. Arme und Beine tanzten wild durch die Luft. Ein letztes Zucken, ein letztes Erbeben, dann blieb es ruhig liegen.
    Es wurde still.
    Humboldt ging um den massigen Kopf herum und prüfte die Atmung, dann gab er Entwarnung. Die Königin der Ukhu Pacha war tot.
    Valkrys stützte sich schwer atmend auf ihr Schwert. Breitbeinig stand sie da und sah zu Humboldt hinüber. Ihre Blicke trafen sich.
    Er deutete eine Verbeugung an.
    Die Söldnerin nickte. Es gab Augenblicke, die ohne Worte auskamen.
    Lächelnd steckte sie ihr Daito zurück in die Scheide. Dann wickelte sie ihr Fangseil von den Scheren des toten Insekts. Sie wollte gerade zu Humboldt herüberkommen, als hinter ihr eine Bewegung zu sehen war. Eine der mächtigen Klauen hob sich und sauste auf die Söldnerin zu, ein letzter Reflex des toten Körpers. Der Forscher öffnete den Mund, doch es war zu spät. Die Scheren schlossen sich um den Körper der Söldnerin. Ein fürchterliches Knirschen ertönte.
    »Nein!« Humboldt hörte seine Stimme wie aus weiter Ferne. Er ließ die Fackel fallen und rannte auf sie zu.
    Das Schwert war Valkrys Händen entglitten. Ihr Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet. Humboldt rannte zu ihr und versuchte, die mächtigen Klauen auseinanderzuziehen. Seine Muskeln spannten sich. Die Sehnen traten hervor. Die Zacken und Kanten schnitten in seine Haut, doch das störte ihn nicht. Zentimeterweise gelang es ihm, die verkrampften Scheren zu lösen.
    Valkrys Gesicht hatte eine aschfahle Färbung angenommen. Warum nur hatte sie sich nicht in Sicherheit gebracht? Ein Schritt nach vorn oder hinten und die Klaue hätte sie verfehlt. Einer zur Seite und sie wäre unverletzt geblieben. War sie abgelenkt gewesen? Hatte er sie abgelenkt?
    Endlich hatte er die Scheren so weit auseinandergebogen, dass die tödliche Umklammerung nachließ. Aus den dornigen Spitzen drang Gift. Valkrys fiel ohnmächtig in seine Arme.
    Er spürte sofort, dass die Verletzungen tödlich waren. Noch niemals hatte er sie so kraftlos gesehen. Der Stoff unter dem roten Leder war blutgetränkt. Das Material hatte den scharfen Stacheln nicht standhalten können. Wenn hier überhaupt noch jemand helfen konnte, so war es Eliza.
    Er warf sich Valkrys über seine Schulter und rannte los.
    »Raus hier, alle Mann!«, schrie er. »Wir müssen uns beeilen, ehe die anderen Insekten hier eintreffen. Und vergesst nicht, euch zur Sicherheit noch einmal mit dem Duftstoff zu besprühen.«
    Yupan gab diese Aufforderung an seine Krieger weiter, die sich

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