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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Abschluss zu bringen. Und genau das werde ich tun. Aber auf meine Art.« Sie sprach die Worte aus, als hätten sie einen bitteren Beigeschmack.
    Max blickte in ihre grünen Augen und ihm wurde unwohl. Sein Chef hatte mit keinem Wort erwähnt, dass Stone und der Forscher sich kannten.
    »Ich fürchte, Sie haben Ihren Auftrag nur zur Hälfte verstanden«, sagte er. »Lesen Sie noch mal Ihren Vertrag. Solange keine Gefahr besteht, haben Sie meinen Anweisungen Folge zu leisten.« Er blickte sich um. »Ich sehe hier weit und breit keine Gefahr. Also habe ich das Sagen, verstanden?«
    Valkrys verzog ihren Mund. »Sie erbärmlicher kleiner Bücherwurm. Sie reden wie ein Winkeladvokat. Wollen Sie mir im Ernst vorschreiben, was ich zu tun habe? Lachhaft.« Sie packte die Zügel und schickte sich an weiterzureiten.
    Doch Pepper gab nicht klein bei. Er blieb stehen und begann sein Pferd langsam zu wenden. »Dann werde ich umkehren«, sagte er. »Ich habe mich nicht um diesen Job gerissen. Die Morning Star liegt bis morgen früh vor Anker. Wenn Sie nicht tun, was ich sage, werde ich an Bord gehen und zurück nach San Francisco fahren. Ihren Ruf können Sie sich danach sonst wohin stecken.«
    Die Frau gab ein trockenes Lachen von sich, doch in ihren Augen war ein leichtes Flackern zu sehen. Sie schien zu zögern. Konnte es sein, dass er tatsächlich ihren wunden Punkt erwischt hatte?
    »Alle Achtung, Pepper. So viel cochones hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.« Sie überlegte noch eine Weile, dann sagte sie: »Also schön. Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?«
    »Zuerst mal mäßigen Sie Ihr Tempo.« Max deutete auf den Boden. »Sehen Sie sich doch mal diesen schwierigen Untergrund an. Es hat keinen Sinn, die Pferde zu schinden. Wenn sie schlappmachen, haben wir nichts gewonnen.«
    »Humboldt und seine Leute haben zwei Tage Vorsprung«, sagte Valkrys. »Wollen Sie allen Ernstes, dass sie uns die Entdeckung vor der Nase wegschnappen?«
    »Natürlich nicht. Aber Alvarez hat uns gesagt, sie seien auf Maultieren unterwegs. Der Canon del Colca liegt etwa fünf Tageritte von hier entfernt. Mit unseren Pferden werden wir sie gewiss vorher einholen.«
    »Und dann?«
    Max strich sich über seinen Oberlippenbart. »Humboldt ist kein Dummkopf. Er wird sich zweimal überlegen, mit wem er sich anlegt. Wenn alles gut läuft, können wir uns friedlich einigen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich sogar eine Zusammenarbeit.«
    »Friedlich.« Stone gab ein abfälliges Schnauben von sich. »Nie im Leben. Aber na gut. Machen wir es auf Ihre Weise. Wenn das scheitert, können wir ja immer noch zu Plan B wechseln.« Sie wendete ihr Pferd und setzte ihren Weg fort, diesmal in erheblich langsamerem Tempo.
    Pepper atmete auf. Er hatte vorerst gewonnen. Was ihm allerdings Sorgen bereitete, war, was sie wohl mit Plan B meinen könnte.

20
     
     
    Es war spät am Abend, als Oskar, Charlotte, Eliza und Humboldt ums Lagerfeuer saßen. Gemeinsam warteten sie auf das Einbrechen der Dunkelheit. Weder Mond noch Sterne waren am wolkenverhangenen Himmel zu sehen. Das Land war öde und leer. Bäume gab es hier so gut wie keine, nur trockenes, dorniges Buschwerk. Die niedrige Wolkendecke hatte sich wie ein Leichentuch herabgesenkt und erstickte jeden Laut. Es dauerte nicht lange, da war auch der Rest des Tageslichts verschwunden. Rabenschwarze Dunkelheit breitete sich aus. Das einzige Licht kam von den Flammen, die knisternd und knackend in die Höhe stiegen.
    Wilma hockte in ihrer Transportkiste und gab unzufriedene Laute von sich. Ihr schien die Gegend nicht zu behagen und Oskar verstand sie gut. Er mochte dieses Tal auch nicht. Die Reisenden kauerten gedankenverloren um den brennenden Holzstapel und starrten in die Glut.
    »Und sie hatte wirklich einen roten Mantel an?« Humboldts Gesicht wirkte im zuckenden Schein der Flammen wie aus Stein gemeißelt.
    »Weinrot«, erwiderte Eliza. »Genau wie ihr Haar.«
    »Hmm.« Der Forscher nahm sich einen Stock und stocherte in der Glut herum.
    »Wer war das?«, erkundigte sich Oskar. »Wen hat Eliza da gesehen? Kennen Sie die Frau etwa?«
    »Allerdings«, gab der Forscher zurück. »Wenn Eliza sich nicht getäuscht hat, dann stecken wir möglicherweise in großen Schwierigkeiten.«
    Oskar schüttelte verwirrt den Kopf. »Was ist denn so Besonderes an ihr?«
    Humboldt zog den Ast aus dem Feuer und prüfte die brennende Spitze. »Ich habe mal gesehen, wie sie zehn bewaffnete und gut trainierte Kämpfer binnen weniger

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