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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ihm das Fell über die Ohren«, sagte Charlotte.
    Schweigend ritten sie weiter. Als Oskar meinte, die Stille nicht mehr ertragen zu können, sagte er zu Eliza: »Könntest du uns nicht ein bisschen was über dich und Humboldt erzählen? Ich weiß so wenig über euch. Wie habt ihr euch kennengelernt?«
    »Das war vor sieben Jahren«, sagte Eliza. »Humboldt war auf einer Expedition in meiner Heimat Haiti unterwegs. Er erforschte die Magie meines Volkes, den sogenannten Voodoo. Schon mal davon gehört?«
    »Ich glaube schon.« Hatte Humboldt dieses Wort nicht neulich erwähnt?
    »Eine Zauberkunst, mit der ich von klein auf aufgewachsen bin«, erläuterte Eliza. »Ich bin eine sogenannte Mambo, eine Priesterin und Weißmagierin. Im Gegensatz zu den schwarzen Bokor nutze ich meine Fähigkeiten ausschließlich für gute Zwecke. Humboldt kam uns besuchen und durfte an einem Ritual zu Ehren der Schlangengöttin Dambailab teilnehmen. Während dieser Zeremonie sah ich meine eigene Zukunft. Ich sah meinen Weg an der Seite dieses Mannes und wusste, dass ich meine Heimat verlassen musste. Also bin ich mit ihm gegangen.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so.« Sie zuckte mit den Schultern. »Manche Dinge weiß man einfach. Eines Tages, wenn meine Aufgabe erfüllt ist, werde ich wieder zu meinem Volk zurückkehren.«
    »Von welcher Aufgabe sprichst du?«, fragte Charlotte.
    Eliza lächelte. »Ich werde es wissen, wenn es so weit ist.«
    Sie schien noch etwas sagen zu wollen, doch ihr Mund blieb offen stehen. Ihre Augen wurden glasig und blickten in weite Ferne. Oskar zog an den Zügeln und hielt ihr Maultier an. Er kannte diesen Ausdruck. »Herr Humboldt!«
    Der Forscher, der etwa fünfzig Meter vorausgeritten war, wendete sein Muli und kam eilig zurück.
    »Ich glaube, Eliza hat wieder eine Vision.«
    Der Forscher sprang ab und legte seine Hände auf Elizas. »Was hast du gesehen? War es Boswell?«
    Die dunkelhäutige Frau blickte betrübt. »Leider nein.«
    »Was dann?«
    »Zwei Personen zu Pferd. Sie folgen uns.«
    »Eine Patrouille?«
    »Nein. Keine Patrouille. Etwas anderes.«
    »Freund oder Feind?«
    »Kann ich nicht erkennen. Ihre Gesichter liegen im Dunkeln. Nur eines sehe ich: Eine von ihnen ist eine Frau. Eine Frau mit roten Haaren und einem roten Mantel.«

19
     
     
    Valkrys Stone ritt wie der Teufel. Ihr roter Mantel flatterte im Wind wie eine Flamme, die man ans offene Fenster gestellt hatte. Camaná hinter sich lassend, galoppierte sie die schmale Straße entlang, die ins Landesinnere führte. Schweiß bedeckte die Flanken ihres Apfelschimmels und Speichel troff aus seinem Maul. Immer wieder hieb sie mit der Gerte auf das arme Tier ein, obwohl ersichtlich war, dass der unebene Untergrund ein schnelleres Vorwärtskommen unmöglich machte.
    Max Pepper hatte Schwierigkeiten, mit der Söldnerin Schritt zu halten. So konnte es nicht weitergehen. Er nahm die Zügel fester in die Hand, drückte seinem eigenen Pferd die Absätze in die Seiten und trieb es bis zum Letzten an. In weiten Sprüngen preschte der Schecke über den steinigen Weg. Jeden Moment drohte das Pferd sich in den ausgewaschenen Fahrrinnen den Fuß zu vertreten, doch wie durch ein Wunder blieb es unverletzt. Pepper überholte die Söldnerin und setzte sich vor sie.
    »Halt!«, rief er und zog an den Zügeln. Das Pferd riss den Kopf hoch und stieg auf die Hinterbeine. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre aus dem Sattel geflogen. Doch er war ein guter Reiter und seine jahrelange Erfahrung verhinderte das Schlimmste. Valkrys, die nicht ausweichen konnte, musste notgedrungen abbremsen. Um ein Haar wären ihre Pferde zusammengeprallt. Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelang, ihr verwirrtes und erschöpftes Tier unter Kontrolle zu bringen.
    »Sind Sie noch bei Trost, Pepper?«, fauchte sie. »Wollen Sie, dass wir uns beide das Genick brechen?«
    »Das Gleiche wollte ich Sie gerade fragen«, schnauzte der Redakteur zurück. »Was soll denn dieses halsbrecherische Tempo? Ich habe gesagt, Sie sollen langsamer reiten.«
    »Sie haben das gesagt?« Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Seit wann haben Sie denn hier irgendetwas zu sagen?«
    »Dieses Unternehmen steht unter meiner Leitung«, sagte Max mit erhobenem Kopf. »Sie wurden engagiert, um mir bei meiner Reise behilflich zu sein. Hat Vanderbilt Ihnen das nicht gesagt?«
    »Muss er irgendwie vergessen haben«, sagte Valkry abfällig. »Er hat mich beauftragt, dieses Unternehmen zu einem erfolgreichen

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