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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ermöglichen, ungehindert durch mein Land zu reisen. Für diesen Diebstahl werde ich ihn zur Rechenschaft ziehen. Ich war gerade dabei, ihm einen bewaffneten Reitertrupp hinterherzuschicken.«
    »Das werden Sie nicht tun«, sagte die Frau. Auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln, bei dem es Alvarez kalt den Rücken hinunterlief. »Humboldt gehört mir.«
    Sie blickte aus dem Fenster. Immer noch stürmten Soldaten ins Haus. Alvarez grinste. Spätestens jetzt musste ihr klar sein, in welch misslicher Lage sie sich befand. Doch angesichts der Bedrohung blieb sie erstaunlich ruhig.
    »Nur der Neugier halber«, fragte sie, »wie viel Geld wollten Sie ihm dafür abknöpfen?«
    »Zwanzigtausend Pesos«, sagte der Gouverneur. »Die übliche Summe für derlei Papiere.«
    Valkrys Stone brach in schallendes Gelächter aus. »Zwanzigtausend? Warum nicht gleich zwanzig Millionen? Humboldt hatte ganz recht, sich die Dokumente einfach zu nehmen und von hier zu verschwinden.« Ihre grünen Augen bekamen einen gefährlichen Glanz. »Damit eines klar ist, Sie lächerlicher kleiner Popanz: Sie werden mir und meinem Partner die Papiere ebenfalls ausstellen, und zwar ohne dass ich dafür auch nur einen müden Peso zahlen muss. Haben Sie das verstanden?« Sie zog ihr Schwert und richtete die Klinge auf Alvarez’ Hals.
    Auf einmal wurde die Tür aufgetreten. Acht uniformierte Gardisten stürmten mit gezogenen Waffen herein.
    »Ergreift Sie!«, kreischte der Gouverneur und eilte hinter seinen Schreibtisch. »Verhaftet diese Bande von Halsabschneidern und führt sie mir in Ketten vor!«
    Max Pepper konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter einem Tisch in Sicherheit fallen lassen, als um ihn herum die Hölle losbrach.
    Mit einem Surren schlug ein Wurfstern knapp über seinem Kopf in die Wand. Er hörte Valkrys’ Fangleine durch die Luft pfeifen, gefolgt vom schweren Aufschlagen eines Körpers. Einer der Gardisten taumelte gegen ein Bücherregal und brachte dieses mit seinem Gewicht zu Fall. Holz zerbarst. Dutzende wertvoller Bände prasselten auf den Boden, wo sie von den aufgebrachten Soldaten zertrampelt wurden. Pepper hörte das Klirren von Säbeln, dumpfe Schläge, die Tritte von Stiefeln und dazwischen immer wieder die Schreie von Alvarez, der seinen Leuten Befehle zubrüllte. Wie sinnlos das war, merkte man daran, dass keiner der Gardisten auch nur ein Wort befolgte. Unter den Soldaten war ein heilloses Chaos ausgebrochen. Sie behinderten sich gegenseitig – traten sich auf die Füße, stolperten übereinander und verletzten sich mit ihren eigenen Waffen.
    Dazwischen Valkrys: Ihre Bewegungen wirkten wie ein Tanz. Einstudiert, präzise und von unglaublicher Eleganz. Kein Schlag war unüberlegt, keine Bewegung zu viel. Es sah aus, als wäre sie eine Marionettenspielerin, die die Soldaten an unsichtbaren Fäden dirigierte.
    Der Kampf war genauso schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Der Staub hatte sich noch nicht gelegt, da lagen die acht Männer am Boden, allesamt unverletzt. Die Söldnerin hatte sie in ihre eigenen Umhänge gewickelt, sie mit Fangleinen gefesselt oder ihre Uniformen mit Wurfmessern am Boden festgenagelt.
    Max wagte wieder aufzustehen und blickte zur großen Standuhr des Gouverneurs hinüber. Es hatte nicht mal zwei Minuten gedauert, Alvarez’ komplette Wachmannschaft zu überwältigen. Selbst nach den Maßstäben von Valkrys Stone ein Rekord.
    Der Provinzverwalter stand immer noch dort, wohin er sich zu Beginn des Kampfes geflüchtet hatte. Nur sein Ausdruck hatte sich verändert. War er vorhin noch zornesrot gewesen, so war seine Gesichtsfarbe nun ein käsiges Weiß.
    »Töten Sie mich nicht«, winselte er, während er Anstalten machte, sich hinter dem Papierkorb zu verstecken. »Ich gebe Ihnen alles, was Sie wollen.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, was ich will.« Die Söldnerin ließ das Schwert zurück in die Scheide gleiten. »Reisepapiere, Pferde und Proviant. Und das Ganze ein bisschen plötzlich.« Sie bedachte ihn mit einem abfälligen Gesichtsausdruck. »Für Pferde und Proviant werden wir natürlich zahlen. Schließlich sind wir keine Diebe.«
    Alvarez unterzeichnete die Papiere mit zitternder Hand, dann rief er Capac herbei und beauftragte ihn, zwei Pferde zu satteln und mit Proviant zu beladen.
    »Na also«, sagte die Söldnerin. »War doch gar nicht so schwierig, oder? Und jetzt zeigen Sie uns genau, wohin Humboldt geritten ist.«

18
     
     
    Das Tal des Camana war von herber Schönheit. Die vier

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