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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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hat.« Er zupfte an einer hartnäckigen Klette herum, die sich um seinen Schnürsenkel gewickelt hatte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, sie mit seinen Fingernägeln herauszuziehen, gab er einen leisen Fluch von sich. Er tastete an seiner Hose herum und wandte sich dann an Oskar. »Leihst du mir mal kurz dein Taschenmesser?«
    »Klar doch.« Oskar griff in seine Hosentasche. Verblüfft hob er die Augenbrauen. Da war nichts. Auch in den anderen Taschen konnte er nichts finden. Voller Enttäuschung ließ er die Arme sinken. »Ich glaube, ich habe es verloren.«,
     
    ***
     
    »Treffer.« Die Söldnerin beugte sich nieder und klaubte etwas Braunes, Stabähnliches aus dem Gras. Es war ein Taschenmesser. Alt und abgewetzt, aber immer noch gut in Schuss. Sie klappte die Klinge auf und strich mit dem Daumen über die Schneide.
    »Kommen Sie mal her!«, rief sie dem Redakteur zu, der in einiger Entfernung mit missmutigem Gesicht im Gras herumstromerte. »Ich habe etwas gefunden.«
    Der Reporter kam herüber und blickte sie finster an. Valkrys schenkte ihm ein knappes Lächeln. »Jetzt schauen Sie doch nicht immer so grimmig, mein lieber Pepper. Sie sollten die Dinge nicht so persönlich nehmen. Freuen Sie sich, dass ich Ihnen eine zweite Chance gegeben habe, und sagen Sie mir, was das Symbol auf diesem Stein zu bedeuten hat.«
    Der Reporter überlegte eine Weile, dann sagte er: »Welle oder fließen. Auf jeden Fall hat es etwas mit Wasser zu tun.«
    »Interessant.«
    »Jeder einzelne Stein in diesem verflixten Kessel ist irgendwie markiert. Was soll daran interessant sein?«
    Sie hielt das Messer in die Höhe. »Das hier.«
    Plötzlich spitzte sie die Ohren.
    »Haben Sie nicht eben etwas von Wasser gesagt?«
    Der Redakteur nickte stumm.
    Sie atmete tief ein: »Lassen Sie uns nachsehen.«
    Keine zwei Minuten später hatten sie die Quelle des Geräusches gefunden. Wie aus dem Nichts war vor ihnen eine Treppe im Fels erschienen. Augenscheinlich das Relikt einer uralten Zivilisation. Ihre ausgetretenen Stufen wanden sich höher und höher, bis sie in den Wolken verschwanden. Auf dem untersten Absatz waren jede Menge Fußabdrücke zu sehen.
    »Da hast du dich also versteckt, mein alter Freund«, flüsterte sie. »Glaubst wohl, du wärst cleverer als ich.« Sie spuckte ins Gras, dann drehte sie sich zu ihrem Begleiter um.
    »Zurück zu den Pferden! Jeder nimmt so viel, wie er tragen kann, den Rest lassen wir hier.«
    »Sie wollen Humboldt ins Gebirge folgen?«
    »Selbstverständlich. Dachten Sie, ich bleibe hier unten sitzen und drehe Däumchen, während er da oben frei und ungehindert herumspaziert?«
    »Und was ist mit den Pferden?«
    »Um die machen Sie sich mal keine Sorgen«, sagte sie. »Wir werden sie einfach laufen lassen. Der Kessel ist so in sich abgeschlossen, dass sie nicht weglaufen werden. Wasser und Gras gibt es hier unten genug. In dieser Beziehung sind sie besser dran als wir. Wir müssen unsere Nahrungsmittel den Berg hochschleppen.« Sie steckte das Taschenmesser ein. »Auf geht’s. Packen Sie Ihren Rucksack und dann nichts wie rauf. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«

29
     
     
    Die Sicht war gleich null. Eiskalter Nebel hatte sich auf Haut, Kleidung, Taschen und Schuhe gelegt. Charlotte schlug den Kragen ihrer Jacke hoch. Langsam und gleichmäßig marschierend, starrte sie auf einen Fleck auf dem Boden, etwa zwei Meter von ihren Füßen entfernt. Die Treppen hatten irgendwann aufgehört und waren in einen schmalen Pfad übergegangen, der eine langsame Kurve in Richtung Westen beschrieb. Wilma, die wieder aus dem Rucksack herausgedurft hatte, stromerte mit sichtlichem Vergnügen durch das Unterholz. Von Zeit zu Zeit konnte man ihren stumpfen kleinen Körper sehen, dann verschwand sie wieder.
    Seitlich des Weges wuchsen schattenhaft Bäume in die Höhe, an denen Barte aus Flechten hingen. Wie verkrüppelte Bergtrolle ragten sie zu beiden Seiten in die Höhe. Obwohl der Weg weitaus angenehmer war als die Treppe, spürte Charlotte, dass sie ihre Grenze erreicht hatte. Ihre Beine fühlten sich an, als wären sie nicht mehr Teil ihres Körpers. Die Füße in ihren Schuhen drückten mit jedem Schritt.
    Unglücklicherweise befanden sie sich gerade mitten in der Wolkenschicht. Die nächste Rast würden sie erst einlegen, wenn sie den Nebel hinter sich gelassen hatten. Ihr Onkel hatte diesbezüglich keinen Zweifel aufkommen lassen. Eher würde er seine Nichte über die Schulter werfen und tragen, als hier

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