Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
wieder?«
    »Euer Exzellenz. Wollt ihr wirklich diese Fremden in den Tempel führen?«
    »Das hatte ich vor. Gibt es daran etwas auszusetzen?«
    »Es sind Fremde. Wir wissen nicht, ob wir ihnen trauen können.«
    »Papperlapapp.« Der Herrscher wedelte mit der Hand. »Was sollten sie denn schon groß ausrichten? Es ist Jahre her, dass ich mich mit Menschen unterhalten durfte, die meinen geistigen Horizont haben.«
    »Aber Exzellenz, die Vorschriften …«
    »Vorschriften?« Livanos richtete sich in seinem Rollstuhl auf. Sein Gesicht war puterrot angelaufen. »Du wagst es, mir mit Vorschriften zu kommen? Ich bin der Herrscher von Mediterrania, hast du das vergessen?«
    »Vergebt mir, Exzellenz. Es ist nur … man sagte mir, dass die Anwesenheit von Fremden im Tempel unerwünscht sei.«
    Livanos wischte die Bedenken seines Adjutanten beiseite. »Ich verbürge mich für meine Gäste. Dies sind Herrschaften von Stand und Ansehen und sie sind frei von niederträchtigen Gedanken. Ganz anders als du, mein Lieber. Wenn das hier vorbei ist, werden wir beide ein ernsthaftes Gespräch führen. Und jetzt geh mir aus den Augen! Ich wünsche keine weiteren Unterbrechungen mehr.«
    Der Adjutant senkte seinen Kopf und gab den Wachdrohnen den Befehl, wieder nach hinten zu gehen. Charlotte konnte sehen, wie er in ein kleines Gerät am Kragen seines Mantels sprach.
    »Verdammte Lakaien!«, fluchte Livanos. »Manchmal frage ich mich wirklich, wer hier das Sagen hat.«
    Mit dieser rätselhaften Bemerkung erklomm er die breite Treppe, die zum Tempel hinaufführte.
     

     
    Zwei mal fünfundsechzig Stufen später kamen sie oben an. Rechts und links des gläsernen Tunnel erhoben sich riesenhaft die mächtigen Säulen des Tempels. Charlotte konnte sehen, wie das gewaltige Kuppeldach des Gebäudes vom Dämmerlicht des Ozeans verschluckt wurde. In zwanzig Metern Entfernung führte eine Tür ins Innere des Würfels. Sie war so klein, dass sie vom Zug aus nicht zu sehen gewesen war. Knapp zwei Meter hoch und eins fünfzig breit war sie zu klein, als dass die Drohnen hindurchgepasst hätten. Die mechanischen Kreaturen schienen das zu wissen und reihten sich rechts und links der Pforte auf. Niemand, nicht mal eine Maus, wäre ohne ihre Zustimmung hinein- oder herausgekommen.
    »Der Palast des Poseidon war bis auf die Grundmauern zerstört. Was Sie hier sehen, ist eine Rekonstruktion. Ein Wiederaufbau mithilfe alter Pläne und den Originalbauteilen, die wir fanden.«
    »Wie sind Sie überhaupt auf die Stadt gestoßen?« Humboldts Stimme hallte durch den engen Durchgang. »War das Zufall oder wussten Sie, wonach Sie zu suchen hatten?«
    »Oh, mit Zufall hatte das nichts zu tun«, antwortete Livanos. »Der Kristall hat mich geleitet.«
    »Wie das?«
    »Sie müssen wissen, dass ich die Leviathan mit Langwellentechnologie ausgestattet hatte, um sie später mit anderen Werften kommunizieren zu lassen. Die Signale, die wir während des Sturms empfingen, waren stark und von einer absolut ungewöhnlichen Kennung. Ich wusste sofort, dass sie nicht von Menschenhand stammen konnten. Wir steuerten die havarierte Leviathan genau bis zu diesem Ort und schalteten die Motoren ab.«
    »Und dann versenkten Sie sie.«
    Livanos nickte. »Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Aber ich hatte mit den Menschen abgeschlossen. Die verbrecherischen Reeder hatten meine Familie auf dem Gewissen und jetzt wollten sie auch noch meine Erfindung. Ich hatte mir geschworen, dass es dazu nicht kommen würde.«
    Humboldt strich mit seiner Hand über den meterdicken Marmor. »Es ist an sich schon bemerkenswert, dass Sie das Schiff alleine gesteuert und versenkt haben. Was mir aber absolut nicht in den Kopf will, ist, wie Sie unter Wasser diese Stadt erbauen konnten. Ganz allein und ohne fremde Hilfe.«
    Livanos blickte ihn überrascht an. »Oh, aber ich war nicht allein. Das war ich nie und bin es auch heute nicht. Daron stand mir immer zur Seite.«
    »Daron? Wer ist das?«
    »Erwähnte ich das nicht? Nun, Sie werden ihr gleich begegnen. Dies hier ist ihr Reich.«
    Charlotte betrat den riesigen Kubus. Was sie sah, verschlug ihr die Sprache.

 
48
     
     
    Charlotte konnte sich nur an einen einzigen Augenblick in ihrem Leben erinnern, in dem sie ein ähnliches Gefühl gehabt hatte wie jetzt. Das war, als sie im zarten Alter von acht Jahren zum ersten Mal den Petersdom in Rom betreten hatte.
    Der Eindruck unendlicher Weite und Höhe umfing sie und gab ihr das Gefühl, einen

Weitere Kostenlose Bücher