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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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neben dem Herrscher.
    »Abenteuergeschichten, soso«, sagte Livanos. »Und was zum Beispiel?«
    »Ich habe ein Exemplar von Moby Dick in Ihrer Bibliothek gefunden. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich es lese.«
    »Ah, Melville«, sagte Livanos. »Der ewige Kampf Mensch gegen Natur. Ein gutes Buch. Natürlich darfst du es lesen. Schon mal was von Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer gehört?«
    »Aber natürlich«, erwiderte Oskar. »Ich hab’s gelesen. Sogar in der ungekürzten Originalversion. Eine fabelhafte Geschichte.«
    »Oh, es ist weit mehr als nur eine Geschichte«, erwiderte Livanos und blickte hinaus. »Ich kann gar nicht ermessen, wie viel ich diesem Buch zu verdanken habe. Wenn du es kennst, wirst du vielleicht bemerkt haben, wie viele von Vernes Ideen hier unten verwirklicht wurden. Der Traum vom freien Leben unter Wasser, die endlosen Weiten, das unentdeckte Land.« Er deutete nach draußen. »Wusstest du, dass über siebzig Prozent unseres Planeten von Wasser bedeckt sind? 361 Millionen Quadratkilometer unentdeckten Landes. Kannst du dir vorstellen, was das für eine Fläche ist? Ich wage die Prognose, dass wir eher die Weiten des Weltenraumes erforscht haben als die letzten Winkel unseres Heimatplaneten. Die Besiedelung des Meeresbodens ist eine enorme Herausforderung. Gerade deswegen hat der Roman mich seinerzeit so begeistert. Wusstest du, dass ich mich sogar entschloss, Jules Verne persönlich aufzusuchen und mit ihm über die Möglichkeiten einer Unterwasserstadt zu diskutieren?«
    »Ich habe ihn getroffen«, entfuhr es Oskar.
    Livanos blickte ihn überrascht an. »Du bist Jules Verne begegnet?«
    »Kurz bevor die Calypso in See stach.«
    Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Herrschers aus. »Was für ein unglaubliches Glück! Du ahnst gar nicht, wie sehr ich dich darum beneide. Wie war er so?«
    »Sehr nett. Wir plauderten ein wenig über Bücher. Sein Deutsch war nicht besonders gut, aber wir haben uns trotzdem prima verstanden. Ich habe erst hinterher erfahren, wer er war.«
    Livanos stieß ein tiefes Seufzen aus. »So ist es bei vielen Dingen, nicht wahr? Man erfährt erst hinterher, was sie wirklich bedeuten.« Er lächelte. »Aber reden wir von etwas anderem. Dein Vogel hat einen interessanten kleinen Kasten auf dem Rücken. Darf ich erfahren, was es damit auf sich hat?«
    »Oh, das ist eine Übersetzungsmaschine«, erläuterte Oskar. »Sie analysiert die Laute, die der Vogel ausstößt und übersetzt sie in menschliche Worte. Wir stehen noch am Anfang der Forschung, aber die ersten Ergebnisse sind bereits recht vielversprechend.«
    »Willst du damit andeuten, der Vogel kann sprechen?«
    Oskar nickte. »Und nicht nur das, wir können mit Wilma sogar über einige Entfernungen hinweg kommunizieren. Wir haben ein zweites Gerät. Wenn man die beiden koppelt, hat man eine Art Sende-/Empfangseinrichtung. Nur für den Fall, dass sie uns mal abhanden kommt.« Oskar kraulte Wilma das Köpfchen. Der Vogel blickte neugierig aus seiner Tasche heraus.
    »Interessant.« Livanos strich über Wilmas Kopf. »Ausgesprochen interessant.«

 
45
     
     
    Die Zeit verging wie im Flug. Livanos zeigte ihnen die Werkstätten und Biosphären, die Schiffswerften und Stromaggregate. Er führte sie durch die überkuppelten Erntefelder und Nahrungsplantagen, wo die Arbeiter lebten. Leider waren sie zu weit entfernt, als dass man sie genauer in Augenschein nehmen konnte, aber es war zu erkennen, dass sie die gleiche Kleidung trugen wie Cagliostro. Lange Mäntel, dunkle Stiefel und eigenartige Brillen. Auffällig war, dass sie immer allein gingen. Nirgendwo gab es Paare oder Gruppen. Jeder arbeitete für sich und in völliger Abgeschiedenheit, so, als wolle er mit den anderen nichts zu tun haben.
    Der nächste Abschnitt der Führung betraf die Kraaken, das Flaggschiff von Livanos. Oskar erkannte die langen metallischen Fangarme, die die Calypso in die Tiefe gerissen hatten. Er schauderte, als er die scharfen Stahlspitzen bemerkte. Nur allzu gut erinnerte er sich an Charlottes Schilderung, wie sie von den falschen Leuchtsignalen in die Irre geführt und dann unter Wasser gezogen worden waren. Er war froh, an Bord der Tauchkugel gewesen zu sein, als der Angriff stattgefunden hatte, vermutlich hätte er die Kraaken sonst nicht so unvorbelastet betrachten können. Eliza und Charlotte wurden bei ihrem Anblick sehr schweigsam und baten darum, die Führung baldmöglichst fortzusetzen.
    Als Abschluss und Höhepunkt

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