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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ort außerhalb von Raum und Zeit betreten zu haben.
    »Willkommen im Palast des Poseidon.« Livanos breitete die Arme aus. »Dem Sitz und Zentrum von Daron.«
    Charlotte ging ein paar Schritte nach vorne. Die Halle war angefüllt mit großen grauen Kästen, auf deren Oberseite es gewaltig blitzte und blinkte. Unzählige Lämpchen flackerten im Rhythmus einer unhörbaren Musik und erzeugten dabei Muster, die an Schwärme fluoreszierenden Planktons erinnerten. Es wogte und waberte, dass man das Gefühl bekommen konnte, etwas Lebendigem gegenüberzustehen. In der Mitte des Saals stand auf einer Erhebung ein großer gläserner Kasten, von dem unzählige Leitungen und Kabel ausgingen, manche von ihnen so dick wie Unterarme. Die Kabel versanken unweit der Erhebung im Boden und verschwanden unter Glasplatten in der Ferne. Das Licht, das aus dem Kasten schimmerte, war von dunkelroter Färbung und erinnerte an fließende Lava.
    Doch es war niemand hier. Es war offensichtlich, dass sie allein im Tempel waren.
    »Ich sehe niemanden«, sagte Charlotte. »Der Palast ist doch leer.«
    »Oh, sie ist hier«, sagte Livanos mit einem Lächeln. »Und sie heißt euch willkommen. Nicht wahr, Daron?«
    »NATÜRLICH.«
    Eine wohlklingende Frauenstimme hallte von den Wänden wider. Sie kam von überall und nirgendwo her.
    »ICH TUE ALLES, WAS DICH GLÜCKLICH MACHT, DAS WEISST DU DOCH.«
    Humboldt runzelte die Stirn. »Daron ist eine Maschine?«
    »Ganz recht.« Livanos rollte mit seinem fahrbaren Untersatz in Richtung der blinkenden Kontrollen. »Eine künstliche Intelligenz. Eine Differenzmaschine, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat. Sie kontrolliert alle Abläufe in unserer Stadt. Die Werkstätten, die Luft- und Wasserversorgung und die Funktionsfähigkeit sämtlicher Automaten. Es gibt nichts, was ohne ihre Hilfe funktioniert. Sollte ihr etwas zustoßen, würde die Stadt in Dunkelheit versinken. Wenn ich der Kopf von Mediterrania bin, so ist sie das Herz.«
    »Sie?« Océanne blickte verwundert auf die unzähligen blinkenden Lichter. »Wie kann eine Maschine ein Geschlecht besitzen?«
    »Das kann ich dir auch nicht sagen«, antwortete Livanos. »Es hat sich einfach so ergeben. Die Verschmelzung mit dem Kristall muss das bewirkt haben.« Er deutete auf den leuchtenden Kasten. »Er war es, der uns hierhergeführt hat. Als wir die Leviathan versenkten, landeten wir unweit des Palastes auf Grund. Damals war Daron noch eine ganz gewöhnliche Differenzmaschine, die darauf programmiert war, einfache Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten an Schiffen auszuführen. Wir schickten einige unserer vollautomatisierten Drohnen aus, um nach dem Signal zu suchen und fanden den Kristall. Er war mehrere Meter tief unter Stein und Geröll begraben, doch wir gruben ihn aus und brachten ihn an Bord. Von diesem Augenblick an wurde alles anders. Daron übernahm mehr und mehr die Kontrolle, setzte das Schiff instand und begann, eine erste Biosphäre zu konstruieren. Dort pflegte sie mich gesund. Ich war bei dem Anschlag auf mein Schiff schwer verletzt worden. Es dauerte Monate, bis ich mich erholt hatte.«
    »Was wurde aus der Leviathan?«
    »Sie diente als Rohstoffspeicher. Aus ihrem Stahl wurden die Kraaken und der Golem erbaut.«
    »Der Golem?«
    »Der riesige mechanische Mann, der Ihr Schiff durch die Schlucht geschleppt hat. Er war eine von Darons ersten Konstruktionen.«
    »Verstehe.«
    »Später verlegten wir dann Darons Wohnsitz ganz hierher. Wir bauten den Palast des Poseidon wieder auf und schafften auch den Kristall hierher. Die beiden gingen eine Symbiose ein. Eine neue Lebensform entstand.«
    »DAS HAST DU SCHÖN GESAGT, SIKANDER.«
    Humboldt deutete auf das helle Licht. »Ist das der Kristall?«
    »Wir nennen ihn das Herz von Atlantis. Möchten Sie ihn sehen?« Der Forscher lächelte. »Sehr gerne.«
    »Folgen Sie mir.« Livanos betätigte einen Hebel an seinem Fahrzeug und steuerte es surrend in Richtung der Erhebung. Der Boden, über den sie gingen, war mit gläsernen Platten ausgelegt. Die Kabel breiteten sich strahlenförmig unter ihren Füßen aus, was ihnen das Aussehen eines überdimensionierten Spinnennetzes verlieh. Unter ihren Füßen summte es vor Energie.
    Als sie vor dem leuchtenden Kasten standen, konnte Charlotte den Kristall deutlicher in Augenschein nehmen. Er war etwa einen Meter lang, von schmaler Form und schien zu schweben. Langsam rotierend und von rötlichen Lichtern umspielt, sah er aus, als ob er von magnetischen

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