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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Fenster konnte man gerade noch einen Ausschnitt des Meeresbodens und einen Teil der mächtigen Füße des Golems sehen. Die riesige Maschine taumelte und schwankte, als wäre sie betrunken.
    »Kannst du dich bewegen?«, hörte er Humboldt fragen.
    »Mein Bein ist eingeklemmt. Aber ich glaube, ich bekomme es frei. Einen Moment.«
    Eine von den Innenverkleidungen schien sich gelöst zu haben und lag quer über seiner Beinschiene. Als er seine Arme zu Hilfe nahm, konnte er das Blech einige Zentimeter anheben und dann ganz wegschieben.
    »So, ich glaube, jetzt geht’s wieder.« Er hustete. Die Dämpfe waren alles andere als gesundheitsfördernd.
    »Gut«, sagte der Forscher. »Dann lass uns versuchen, den Roboter wieder aufzurichten. Eins … zwei … drei.«
    Es kostete sie einige Anstrengung, aber schließlich gelang es ihnen, die Lasteneinheit in eine kriechende Position zu bringen. Oskar winkelte sein Knie an, stemmte den Automaten hoch und zog das andere Bein nach. Mit einiger Mühe bekam er die Drohne wieder in die Vertikale.
    Doch was war mit dem Golem? Der riesige Automat war von irgendetwas angegriffen worden, aber von was?
    Oskar spähte durch den Rauch. Was er sah, verschlug ihm die Sprache. Riesige Fangarme hatten sich um den Leib des Golems geschlungen und zerrten ihn immer weiter von ihnen weg.
    Schlamm wurde hochgewirbelt und trübte die Sicht. Als die beiden Kontrahenten ihre Position veränderten, konnte Oskar sehen, was es war.
    »Es ist die Kraaken«, rief er. »Livanos’ Schiff.«
    »Was tut er denn da?«
    »Ich glaube, er will den Golem zu dem Spalt ziehen. Dort drüben, sehen Sie?«
    »Ich sehe es. Beten wir, dass es ihm gelingt.«
    »Das war Rettung in letzter Sekunde«, keuchte Oskar. »Nur wenige Augenblicke später und wir wären zermalmt worden.«
    »Ob wir wirklich gerettet sind, bleibt abzuwarten«, sagte Humboldt. »Unsere Lasteneinheit ist schwer beschädigt. Ich kann den linken Arm kaum noch bewegen, dein rechtes Bein lahmt, außerdem haben wir irgendwo einen Wassereinbruch. Ist nur noch eine Frage der Zeit, bis uns die Luft ausgeht. Wir müssen so schnell wie möglich von hier weg.«
    »Sollten wir nicht versuchen, Livanos zu Hilfe zu kommen?«
    »Nein.« Humboldt schüttelte entschieden den Kopf. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn wir Daron abschalten wollen, dann müssen wir es gleich tun. Jede Minute, die verstreicht, bringt unsere Freunde mehr in Gefahr. Ist der Rechner erst außer Kraft, wird der Golem seine Funktion aufgeben, genau wie alle anderen Roboter. Livanos weiß das. Er hat mir erklärt, dass die Maschinen alle untereinander vernetzt sind.«
    »Und die Kraaken? Wird sie nicht auch funktionslos werden?«
    »Wenn ich Livanos richtig verstanden habe, nicht«, erwiderte Humboldt. »Die Kraaken und unsere Lasteneinheit sind die einzigen Maschinen, die unabhängig vom Hauptkomplex agieren können.«
    »Wieso das?«
    »Weil wir vom Zentralrechner abgekoppelt sind. Darin liegt unsere Chance. Also schnell jetzt, ehe Cagliostro wieder die Oberhand gewinnt.«
    Oskar hängte sich in die verbogenen Metallscharniere und begann loszumarschieren. Das Gestänge ächzte und quietschte, doch irgendwie schaffte er es, den humpelnden Roboter vorwärts zu bewegen. Sie waren jetzt im Ruinenfeld. Immer wieder mussten sie Gebäuderesten ausweichen oder über umgestürzte Säulen steigen. Die Zeit verging mit quälender Langsamkeit.
    Kurze Zeit später erreichten sie die Basis des Tempels. Von der Kraaken oder dem Golem fehlte jede Spur. Offenbar hatte weder der eine noch der andere der beiden Titanen einen Sieg erringen können. Alles hing jetzt von Oskar und Humboldt ab.
    Die Bahnstation war von Dutzenden von Scheinwerfern erhellt. Rechts, kurz unterhalb der Treppenstufen, lag die Druckschleuse. Der einzige Ein- und Ausgang in den Tempel.
    »Los jetzt«, sagte Humboldt. »Bereiten wir dem Spuk ein Ende.«
    »Ich glaube, es gibt da ein Problem.« Oskar kniff die Augen zusammen. Hinter dem beschlagenen Glas waren undeutlich dunkle Silhouetten zu erkennen. Sie standen neben den Gleisen. Zwanzig riesenhafte Roboter. Jeder einzelne genauso groß und genauso stark wie ihr eigener.
    »Verdammt«, flüsterte Humboldt. »Und ich dachte, wir könnten Daron überrumpeln.«
     

     
    Charlotte spürte, wie ihr Roboter anhielt. Die Servomotoren kamen zu einem jaulenden Halt, dann öffnete sich die Frontklappe. Licht strömte herein. Eine riesige mechanische Hand griff ins Innere, umschloss Charlottes

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