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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Hüfte und hob sie heraus. Schimpfend und strampelnd wurde sie auf eine Liege geworfen und von kleinen Automaten an Händen und Füßen festgeschnallt. Dann kam Océanne an die Reihe. Eine Kaskade wüster Beschimpfungen hallte durch den Saal. Die Tochter des Schiffsbaumeisters wurde auch auf eine dieser komischen Liegen gelegt und ebenfalls gefesselt.
    Charlotte blickte sich um. An die fünfzehn Liegen standen in dem Raum, alle auf hydraulischen Podesten montiert und mit Lampen versehen. Über jeder Einzelnen dieser Liegen schwebte ein mechanischer Arm, an dem Dutzende gefährlich aussehender Werkzeuge angebracht waren. Operationswerkzeuge, wie man unschwer erkennen konnte. Was immer das hier war, ein Spielkasino war es sicher nicht. Kleine Automaten wuselten durch die Gegend. Sie trugen weiße Kittel und Stoffhauben, so, als wären sie Pfleger in einem Krankenhaus.
    Weitere Drohnen betraten den Raum, öffneten ihre Brustklappen und entluden Gefangene, unter ihnen Eliza und Rimbault. Der Schiffsbaumeister schrie und schlug um sich, doch es nützte ihm nichts. Wie jeder andere vor ihm bekam er eine eigene Liege zugewiesen und wurde mit stoischer Ruhe und der größten Selbstverständlichkeit darauf festgeschnallt. Dann wurde das Licht heller. Die Messer und Sägen glänzten wie poliertes Silber.

 
59
     
     
    »Und was machen wir jetzt?«
    Oskar blickte betroffen auf die Phalanx von Wachrobotern, die wie ein Empfangskomitee an der Druckschleuse auf sie wartete. Sie waren so postiert, als erwarteten sie den Eindringling im Tunnelsystem. Oskars Hoffnungen schwanden.
    »Gibt es noch einen anderen Eingang?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Humboldt. »Vielleicht weiter unten. Aber wir haben keine Zeit, danach zu suchen. Abgesehen davon – selbst wenn wir ihn fänden, würde das unsere Position nicht verbessern. Wir müssten immer noch an diesen Burschen vorbei.«
    Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Es hilft nichts, wir müssen an dieser Stelle rein. Aber wir werden den Blechköpfen eine schöne Überraschung bereiten.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Das möchte ich dir noch nicht verraten. Es könnte sein, dass mich sonst selbst der Mut verlässt.«
    »So schlimm?«
    »Schlimmer.« Humboldt strich über seinen Mund. »Na gut, bring mich zur Schleusentür und dann drück die Daumen, dass der Plan funktioniert.«
    Oskar stapfte bis zu dem großen Metalltor und ging dann in Ruhestellung. Es war eine Wohltat, seine Beine endlich mal wieder entspannen zu können. Während Humboldt die mächtige Türverriegelung öffnete und den Schleusenraum flutete, grübelte Oskar darüber nach, was der Forscher wohl vorhaben mochte. Das war doch Wahnsinn, dort hineinspazieren zu wollen. Noch ehe sie den ersten Fuß auf die Treppe gesetzt hatten, würde man sie gefangen nehmen.
    Wozu also das Ganze?
    Mit einem dumpfen Dröhnen schwenkte die riesige Tür auf.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Humboldt und gab Oskar einen Klaps auf die Schulter. »Bring mich zum Kontrollpult.«
    Oskar betrat die Schleusenkammer und brachte den Roboter vor dem Pult in Position. Der Öffnungsmechanismus bestand aus einem einfachen Zahlencode, der Unbefugten den Zutritt zum Allerheiligsten verwehren sollte.
    »Livanos hat mir die Kombination verraten«, erklärte Humboldt. »Hoffen wir, dass Daron sie nicht geändert hat. Diese Maschine ist ziemlich clever.«
    Oskar verstand immer noch nicht. »Haben Sie wirklich vor, diesen Wachen in die Arme zu laufen?«
    »Aber natürlich«, erwiderte Humboldt. »Und je näher wir an sie herankommen, desto besser.« Er deutete ins Tunnelsystem.
    Die Roboter hatten bereits bemerkt, dass jemand die Schleuse öffnen wollte. Sie eilten herbei und versammelten sich auf der anderen Seite der Doppeltür.
    Humboldt zog einen Zettel aus seiner Manteltasche und tippte die Ziffernfolge ein. Über dem Schaltpult begann eine rote Warnlampe zu leuchten. Ein durchdringender Ton war zu hören. Humboldt drückte die Bestätigungstaste. »Und jetzt zurück durch die erste Tür, schnell!«
    »Ich soll was?«
    »Zurückgehen, aber ein bisschen plötzlich!«
    Jetzt verstand Oskar überhaupt nichts mehr. Der Forscher war ja bekannt für seine exzentrischen Ideen, aber das hier übertraf alles bisher Dagewesene. Trotzdem tat er, was man ihm aufgetragen hatte, und wendete den Roboter.
    Sie waren gerade am Türrahmen angelangt, als Humboldt rief: »Und jetzt anhalten. Halt an!«
    »Aber dann kann sich die Tür doch nicht mehr

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