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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Nacht, das war wie lebendig begraben zu sein. Trotzdem versuchte Oskar, ruhig zu bleiben. Die anderen hatten noch nicht aufgegeben, also tat er es auch nicht.
    »Sie hat gehalten«, sagte Rimbault. »Gott sei Dank, sie hat gehalten!«
    »Wie lange wird der Luftvorrat reichen?«, erkundigte sich Humboldt. Der Schiffsbaumeister machte ein unschlüssiges Gesicht. »Zwei Stunden, vielleicht drei. Wir haben noch einen kleinen Vorrat an Pressluft in einem unserer Stauräume, die können wir notfalls einsetzen. Aber viel wichtiger als Luft ist erst mal Wärme. Wenn wir die nassen Sachen nicht ausziehen, sterben wir binnen weniger Minuten an Unterkühlung. Bisher hat uns die Arbeit warm gehalten, aber Arbeit kostet Sauerstoff und wir müssen unseren Vorrat schützen. Bewegen wir uns, ersticken wir, bleiben wir ruhig sitzen, erfrieren wir. Es ist wirklich eine furchtbare Situation!«
    »Wir haben doch die Taucheranzüge«, erinnerte ihn Océanne. »Sie sind innen mit einer dünnen Schicht Lammfell ausgekleidet und außen mit Gummi beschichtet. Sie sollten uns ausreichend wärmen.«
    »Ausgezeichnete Idee, meine Kleine«, erwiderte Rimbault. »Wo hast du sie hingetan?«
    »Hier drüben, Vater.« Sie öffnete einen Wandspind. Oskar sah vier messingfarbene Helme und einige sackartige Gummianzüge, die an einer Stange hingen. Das Material war labberig und roch irgendwie komisch, aber Oskar war das egal, wenn es ihn nur wärmte.
    Océanne überprüfte die Größen und gab jedem von ihnen einen Anzug. Sie waren überraschend schwer und hatten vorne einen langen Reißverschluss. An den Hand- und Fußgelenken sowie an der Halsöffnung waren Lederbänder befestigt, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.
    »Sind natürlich nicht maßgeschneidert«, sagte Océanne zu Oskar, der skeptisch seinen Anzug betrachtete, »aber das ist nicht so wichtig. Hauptsache, wir haben überhaupt welche.«
    »Und das soll uns vor der Kälte schützen?«
    »Vergiss nicht, es wird ja noch Luft hineingepumpt. Trotzdem solltest du ständig in Bewegung bleiben. Vier Grad Raumtemperatur sind nicht eben viel.«
    Oskar war immer noch nicht klar, wo das alles hinführen sollte. Doch Humboldt ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Schon hatte er sich seiner Hose und seines Pullovers entledigt und war dabei, in den Gummianzug einzusteigen. »Sobald wir uns aufgewärmt haben, werden wir über unsere Rettung nachdenken«, sagte er.
    »Rettung?« Rimbault blickte Humboldt über den Rand seiner Brille hinweg an. »Monsieur, ich fürchte, da hoffen Sie auf ein Wunder.«

 
30
     
     
    Die Calypso wendete und nahm Kurs Nord-Nordwest. Langsam entschwanden die Klippen von Santorin. Kleiner und kleiner wurden sie und lösten sich schließlich auf. Dann verschwand der Mond hinter einer Wolkenbank.
    Dunkelheit lag über dem Meer. Eine Dunkelheit, die nur noch von der Finsternis in Charlottes Herz überschattet wurde.
    Mit ausdruckslosem Gesicht, die Hände fest an die Reling geklammert, stand sie da und starrte auf die Stelle, wo die Nautilus gesunken war. Sie versuchte, den Punkt nicht aus den Augen zu verlieren, doch die vorrückende Schwärze machte das Vorhaben unmöglich. Schon bald konnte sie nur noch raten, wo das Unglück stattgefunden hatte. Irgendwann musste sie eingestehen, dass sie den Punkt verloren hatte.
    Sie senkte den Kopf. In ihr war alles taub. Kein Gefühl, keine Regung, keine Hoffnung. Alles, was ihr wichtig gewesen war, was sie geliebt und bewundert hatte, war in den Fluten des Meeres versunken. Zurück blieb ein Gefühl endloser Leere.
    Eliza stand neben ihr, den Kopf gesenkt, die Augen auf das Wasser gerichtet. Ihr Mund bewegte sich, doch es kam kein Ton über ihre Lippen. Erst als Charlotte sie ansah, glaubte sie, geflüsterte Worte zu vernehmen.
    »… kann nicht sein. Die Prophezeiung … unmöglich.«
    Charlotte legte ihre Hand auf Elizas. Sie wusste bis zum heutigen Tage nicht genau, ob Eliza und Humboldt nur eine intensive Freundschaft pflegten oder ob es da noch mehr gab. Die beiden ließen sich nie etwas anmerken, doch Charlotte mutmaßte, dass sie ein Liebespaar waren. Die haitianische Priesterin hatte ihr Land vor vielen Jahren verlassen, um an Humboldts Seite zu leben. Seitdem war sie nicht einen Tag von ihm getrennt gewesen. Sie hatte alles geopfert, nur um bei ihm zu sein.
    Und nun war er fort. Wie schlimm der Verlust sie traf, darüber konnte Charlotte nur Vermutungen anstellen.
    Eliza zog ihre Hand weg und legte sie auf ihr Amulett,

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