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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Stopp.
    Ein Glockenton bestätigte die Befehle. Die Maschine wurde hörbar langsamer.
    »Was tun Sie denn da?«
    »Die Maschinen stoppen, was sonst.«
    »Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ich werde auf keinen Fall blindlings irgendwohin steuern. Nicht, ohne zu wissen, wo wir sind und nicht, ohne zu wissen, was das für ein Turm ist.«
    »Aber …«
    »Ich weiß, was Sie gesagt haben, aber Sie werden doch nicht ernsthaft annehmen, dass ich so einen Unfug glaube. Erst mal geht es um die Sicherheit des Schiffes und der Mannschaft. Sobald ich in Erfahrung gebracht habe, was da draußen ist, werde ich mir Ihre Vorschläge anhören.«
    »Aber dann ist es zu spät. Machen Sie wenigstens die Rettungsboote startklar. Bereiten Sie alles für eine schnelle Evakuierung vor.«
    »Madame Molina …«
    »Verdammt noch mal, lassen Sie die Rettungsboote zu Wasser!«
    Der Kapitän versteifte sich. »Antoine, begleiten Sie die beiden Damen in ihr Quartier.«
    Der Steuermannsgehilfe reagierte nicht.
    »Antoine?«
    Der junge Mann blickte unschlüssig zwischen der seltsamen Frau und seinem Vorgesetzten hin und her, dann nickte er. »Sehr wohl, mon Capitaine. Bitte kommen Sie, meine Damen.«
    »Kapitän …«, drängte die dunkelhäutige Frau.
    »Raus!«
    Der Steuermannsgehilfe nahm die beiden Frauen am Arm und bugsierte sie von der Brücke. Einen Moment lang sah es so aus, als würde die Frau handgreiflich werden, dann fügte sie sich und ging zusammen mit dem Mädchen die Eisentreppe hinunter.
    »Hat man so was schon erlebt?!«, schnaubte der Kapitän in Richtung seines Steuermanns. »Verlangt von mir, ich solle mein Schiff geradewegs gegen die Klippen steuern. Ich habe ja schon einige Geschichten über diese Leute gehört, aber das schlägt dem Fass doch wirklich den Boden aus.«
    »Frauen sollten auf Schiffen gar nicht mitgenommen werden«, pflichtete ihm der Steuermann bei. »Machen nur Ärger.«
    »Sie sagen es. Und jetzt wollen wir doch mal sehen, was wir da haben.«
     

     
    Die Decklampen sandten ein trübes Licht in die Nacht. Charlotte musste sich an dem Handlauf festhalten, während sie die Treppe hinunterstieg. Die Umhängetasche mit der besorgt dreinblickenden Wilma schaukelte hin und her. Der Vogel schien die Gefahr zu spüren, die von dem Wasser ausging.
    Eliza indessen tobte vor Zorn. Die Auseinandersetzung mit dem Kapitän war für sie noch nicht beendet. Immer wieder drangen Flüche und Beschimpfungen an Charlottes Ohr, von denen Idiot oder Kretin noch die freundlichsten waren.
    Kaum unter Deck, kamen ihnen auch schon etliche Seeleute entgegen, die sich über das Stoppen der Maschinen wunderten. Einige von ihnen deuteten nach Backbord und gestikulierten dabei aufgeregt. Ein wildes Durcheinander von französischen und marokkanischen Wortfetzen wehte ihr entgegen. Der Steuermannsgehilfe wechselte ein paar hastige Worte mit ihnen und eilte dann in Richtung Reling.
    »Was ist denn los?«, rief Charlotte.
    »Die Männer sagen, sie hätten einen zweiten Leuchtturm ausgemacht. Da vorne, sehen Sie?«
    Sie verengte ihre Augen. Tatsächlich! Da war tatsächlich ein Leuchtturm. Genauso groß und genauso weit entfernt wie der erste. Sie musste ein paarmal zwischen ihnen hin und her blicken, um sicherzugehen, dass sie sich nicht täuschte.
    Plötzlich spürte sie, wie eine Hand sie packte. »Komm«, flüsterte Eliza. »Machen wir, dass wir hier wegkommen.«
    »Wohin willst du?«
    Eliza deutete in die Dunkelheit. »Siehst du, dass die Lichter näher kommen? Ich fürchte, wir haben es hier mit einem bevorstehenden Angriff zu tun. Wir müssen unter Deck und zwar schnell.«
    »Sollten wir nicht lieber die Rettungsboote zu Wasser lassen?«
    »Dafür ist keine Zeit mehr. Komm unter Deck!«
    »Aber wozu denn das?«
    »Wir müssen in den Sonarraum. Humboldt hat gesagt, es wäre der sicherste Raum im ganzen Schiff. Er meinte, wenn uns etwas angreift, sollten wir dort Zuflucht suchen. Er ist gleich da vorne, die Treppen runter.«

 
32
     
     
    Oskar bemerkte ein ganz feines Schimmern in der Dunkelheit – ein Leuchten, das langsam heller wurde. Zuerst glaubte er, er würde fantasieren, aber nach einer Weile stand fest, dass es kein Irrtum sein konnte.
    Das Licht kam von draußen. Es war rötlich und ließ die Strukturen des Meeresbodens klar hervortreten.
    »Seht ihr das auch?«
    »Und ob«, erwiderte Humboldt.
    »Was ist das?«
    »Das wüsste ich selbst gerne. Es scheint aus einer Erdspalte zu kommen. Da drüben, siehst

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