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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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die Anschlüsse, dann warf sie einen Blick auf das Voltmeter. »Merde.«
    »Was ist los?«
    »Die Batterie. Offenbar ist Salzwasser in die Kammer eingedrungen und hat einen Kurzschluss verursacht.« Sie blickte zu ihnen hoch. »Es tut mir leid.«
    Die Lampe zuckte noch einmal auf, dann erlosch sie. Finsternis hüllte sie ein.

 
31
     
     
    »Ich soll was?«
    »Das Schiff wenden. Sofort!«
    Der Kapitän hob verblüfft die Augenbrauen. Die dunkelhäutige Frau hatte wohl nicht alle Tassen im Schrank!
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein«, sagte er. »Sie wollen, dass ich aufgrund eines vagen Gefühls das Schiff wende und umkehre? Bei allem Respekt, Madame, aber das kann ich nicht tun.«
    Eliza Molina verschränkte demonstrativ die Hände vor der Brust.
    »Ich verstehe ja, dass Sie betroffen sind.« Er hob beschwichtigend die Hände. »Mir selbst geht es ähnlich. Diese Sache geht mir mehr an die Nieren, als Sie vielleicht ahnen. Hippolyte Rimbault war mein Freund. Wir kennen uns seit über zwanzig Jahren. Ich war damals noch ein junger Kadett, da konstruierte er schon die schönsten und schlanksten Dampfschiffe, die die Welt je gesehen hatte. Ich wünschte, es wäre nicht zu diesem Unglück gekommen, doch jetzt kann ich nichts daran ändern. Ich muss die Schifffahrtsbehörde informieren. Was meinen Sie, was die mir sagen, wenn ich denen erzähle, dass ich die Calypso gewendet habe, nur weil einer der Passagiere eine Vision hatte. Tut mir leid, ich -«
    »Kapitän!« Der Steuermannsgehilfe klang aufgeregt.
    »Was ist denn los?«
    »Da vorne.« Der junge Mann deutete voraus in die Nacht. »Ein Leuchtturm!«
    Der Kapitän runzelte die Stirn. »Bitte entschuldigen Sie mich.« Er ließ die Frau stehen und ging zu seinem Assistenten. Er hob sein Fernglas und blickte hindurch. Was er sah, ließ ihn vor Verwunderung innehalten.
    »Da hol mich doch … da ist tatsächlich ein Leuchtturm. Der Kennung nach zu urteilen der Leuchtturm von Thera.« Er senkte das Glas. »Aber wie kann das sein? Das hieße ja, wir hätten eine Kehrtwende gemacht und würden wieder zurückfahren.«
    Er trat ans Fenster und suchte nach einem Orientierungspunkt am Himmel. Es war nichts zu erkennen. Die Wolken hatten Mond und Sterne ausgelöscht. Mit einem mulmigen Gefühl ging er zu seinem Steuermann. »Was sagt der Kompass?«
    »Das ist ziemlich rätselhaft … sehen Sie selbst.«
    Die Nadel rotierte wie ein wildgewordener Kreisel. Es war, als würden die Magnetpole fortwährend wechseln.
    »Was ist los?« Die dunkelhäutige Frau war unbemerkt zu ihm herangetreten.
    »Keine Ahnung. Erst dieser Leuchtturm und jetzt das. Bis ich die Sache untersucht habe, ist es wohl besser, wenn ich die Maschinen anhalte.«
    »Nein. Tun Sie das nicht.« Zwischen den Brauen der Frau hatte sich eine steile Falte gebildet. »Ich habe ein komisches Gefühl bei der Sache. So, als hätte ich das schon einmal erlebt.«
    Der Kapitän kräuselte amüsiert die Lippen. »Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Das Schiff auf die Klippen setzen?«
    »Da sind keine Klippen«, sagte sie. »Schieben Sie den Regler hoch und geben Sie Vollgas. Machen Sie, dass wir von hier wegkommen!«
    Er schüttelte den Kopf. »Eben noch wollten Sie, dass ich umkehre, jetzt wollen Sie geradeaus weiter. Es wäre schön, wenn Sie sich mal entscheiden würden.«
    »Es würde zu lange dauern, Ihnen das jetzt zu erklären«, fuhr die Frau ihn an. »Es ist mein voller Ernst. Geben Sie Stoff. Bringen Sie das Schiff aus der Gefahrenzone!«
    »Sie sind ja wahnsinnig. Sie wollen tatsächlich, dass ich mit Volldampf weiterfahre? Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Da vorne ist doch ein Leuchtturm!«
    »Das ist kein Leuchtturm!« Sie legte ihre Hände auf seinen Arm. »Hören Sie mir zu, Kapitän, wir haben nicht viel Zeit«, sagte sie mit eindringlicher Stimme. »Wir werden in den nächsten Minuten angegriffen. Hat Rimbault Ihnen denn nichts über unseren Auftrag erzählt?«
    »Er hat nur vage Andeutungen über ein Seeungeheuer gemacht. Um ehrlich zu sein, ich habe das nicht so ernst genommen. Wir hatten uns an diesem Abend ordentlich einen hinter die Binde gekippt.«
    »Was immer Sie gehört haben, es war noch untertrieben. Das Wesen, das hier haust, soll angeblich Leuchttürme imitieren und die Schiffe damit in die Irre leiten. Ich weiß, wie verrückt sich das anhört, aber es stimmt.«
    Der Kapitän hatte jetzt endgültig genug. Er zog den Hebel des Maschinentelegrafen erst auf Voll zurück, dann auf

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