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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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bedeutet das ›keine Luft‹, wenn ich Zeige- und Ringfinger der rechten Hand kreisen lasse, ›mir ist schwindelig‹, und wenn ich mit gespreizten Fingern wackele, ›etwas ist nicht in Ordnung‹. Das müsste für den Anfang reichen. Alles verstanden so weit?«
    Die anderen nickten.
    »In Ordnung, dann wollen wir mal. Ich werde jetzt die Hauptschleuse öffnen und das Wasser einlassen. Sie werden schnell merken, wie kalt es wird. Bleiben Sie in Bewegung, treten Sie auf der Stelle. Auch der Druck wird noch einmal zunehmen, vergessen Sie also nicht, sich die Nase zuzuhalten und ab und zu einen Druckausgleich zu machen. Wenn die Kugel zur Hälfte gefüllt ist, werden wir unsere Helme aufsetzen und an die Sauerstoffflasche anschließen. Das Gemisch ist bereits eingestellt. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig. Es könnte sein, dass ich die Mischung noch einmal verändern muss. Wenn Sie also Probleme haben, verfallen Sie nicht gleich in Panik. Sie würden uns damit alle in Gefahr bringen. Signalisieren Sie mir, dass etwas nicht stimmt, dann regele ich das. Alles klar? Gut, dann los!«
    Er drehte an einem Eisenrad und trat einen Schritt zurück. Zuerst geschah gar nichts, doch dann hörte Oskar ein tiefes Brausen. Der Boden unter seinen Füßen fing an zu vibrieren. Ein Wasserstrahl schoss in die Höhe. Die Gefährten pressten sich mit ihren Rücken an die Eisenwand. »Das ist gleich vorbei!«, rief ihnen Rimbault zu. »Das dauert nur so lange, bis der Boden bedeckt ist.«
    Tatsächlich, kaum stand das Wasser einen halben Meter hoch, begann sich die Fontäne zu beruhigen. Das Wasser strömte nun ruhig und gleichmäßig.
    Oskar spürte die Kälte emporkriechen. Er erinnerte sich an die Worte des Schiffsbaumeisters und begann auf der Stelle zu treten. Seine Ohren knackten. Er hielt die Nase zu und erzeugte einen Innendruck. Als ihnen das Wasser bis zur Brust stand, rief Rimbault: »Setzen Sie jetzt Ihre Helme auf. Sollten Sie Probleme haben, machen Sie Zeichen, ich helfe Ihnen dann. Wenn Sie so weit sind, wird meine Tochter Sie mit den Atemschläuchen verbinden.«
    Oskar hob die schwere Metallkugel über seinen Kopf, ließ sie heruntersinken und schloss die Metallklammern. Im Innern des Helms war es kalt und feucht. Atemgeräusche drangen an seine Ohren. Die Sichtscheibe beschlug. Winzigste Wassertröpfchen bildeten sich auf der Innenseite des Glases. Er konnte nur hoffen, dass sie wieder verschwanden, sobald sie an die Sauerstoffflasche angeschlossen waren, ansonsten würde es ein sehr nebliger Ausflug werden. Océanne nahm einen Schlauch und schraubte das Ende an seinem Helm fest. Er atmete ein paarmal tief ein, spürte jedoch keine Veränderung. Erst als Rimbault das Ventil auf der Oberseite der Flasche öffnete, spürte er einen frischen Wind. Ein Zischen war zu hören und ein Schwall sauberer Atemluft drang in Oskars Anzug. Der Niederschlag auf dem Sichtglas verschwand. Rimbault blickte ihn fragend an und Oskar formte das Zeichen für »Alles in Ordnung«.
    Das Wasser stand ihnen jetzt bis zum Hals. Nicht mehr lange und die gesamte Kugel war überflutet. Die Kälte war atemberaubend. Oskar hörte seine eigenen Zähne klappern. Hoffentlich ging es bald los. Er spürte, dass er es ohne Bewegung bald nicht mehr aushalten würde.
    Als hätte der Schiffsbaumeister seine Gedanken gelesen, zog er einen Hebel. Es gab ein tiefes Knacken, dann zeichnete sich ein Spalt in der Außenhülle ab. Er zog sich rings um das Panoramafenster und endete an zwei riesigen bolzenförmigen Verdickungen auf Bodenhöhe. Erst jetzt erkannte Oskar, dass es Scharniere waren, durch die sich ein Großteil der Außenwand wegklappen ließ. Die dicke Metallplatte, einschließlich des Fensters, kippte vornüber und bildete einen Durchgang, der ein wenig an die Zugbrücke einer mittelalterlichen Burg erinnerte.
    Océannes Taschenlampe erzeugte einen hellen Kegel auf dem schlammigen Untergrund. Ein paar bleiche Fische schossen davon. Weiße Krebse krabbelten über den Meeresboden. Sie hatten dieselbe Farbe wie der Sand, sodass man sie erst sehen konnte, wenn sie sich bewegten. Humboldt gab ein Zeichen, dann verließen die vier den Schutz der Tauchkugel und marschierten in die Dunkelheit.

 
35
     
     
    Ein weiteres Donnern erschütterte die Calypso. Wieder erzitterte der Raum. Schreie ertönten. Charlotte hatte Mühe, nicht auszurutschen und gegen einen der scharfkantigen Eisenträger zu schlagen. Es gelang ihr gerade noch, Wilma zu packen, sie zu sich

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