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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ich habe Licht im Sonarraum gesehen. Vielleicht gibt es Überlebende. Ich habe Charlotte und Eliza angewiesen, im Fall eines Angriffs sofort dorthin zu gehen. Mit ein bisschen Glück bleiben sie lange genug am Leben, bis wir bei ihnen eintreffen.«
    »Bei ihnen eintreffen? Wie meinen Sie das?«
    »Ich rede natürlich davon hinüberzuschwimmen.«
    Die Verblüffung stand Rimbault ins Gesicht geschrieben. »Sie wollen die Tauchkugel verlassen?«
    »Haben Sie eine bessere Idee? Wir müssen unsere Leute befreien. An Bord des Schiffes finden wir genug Sauerstoffflaschen und Tauchanzüge, um gefahrlos an die Oberfläche zu gelangen. Wir öffnen die Lagerräume, schaffen alles zum Sonarraum und beten, dass die Zeit reicht, alle mit Sauerstoff zu versorgen.«
    »Er hat recht, Papa.« Océanne legte ihre Hand auf die Schulter ihres Vaters. »Wir müssen es versuchen.«
    »Die Wassertemperatur beträgt nur wenige Grad über null«, gab der Schiffsbaumeister zu bedenken. »Und die Schlucht ist mindestens einen halben Kilometer entfernt. Wie wollen Sie das schaffen?«
    »Indem wir in Bewegung bleiben und keine Zeit verlieren«, sagte der Forscher. »Kommen Sie, Hippolyte, geben Sie sich einen Ruck. Es ist unsere einzige Chance!«
    Der kleine Mann warf dem Forscher einen bedeutungsvollen Blick über den Rand seiner Brille hinweg zu. »Sie wissen schon, dass wir nur diesen einen Versuch haben, oder? Eine Umkehr ist unmöglich. Sobald die Kugel geflutet ist, gibt es kein Zurück mehr.«
    Humboldt presste die Lippen aufeinander und nickte.
    »Na gut.« Der Konstrukteur seufzte. »Aber auf Ihre Verantwortung.«
    »Sie können mir ja einen Anwalt auf den Hals hetzen, falls der Plan scheitert.«
    Rimbault blickte Humboldt mit großen Augen an, dann lachte er. »Sehr gut, Monsieur. Erinnern Sie mich daran, wenn wir alle in der Hölle schmoren.« Dann wurde er wieder ernst. »Océanne, du verteilst die Helme. Ich werde die verbliebene Sauerstoffflasche mit vier Anschlüssen versehen. Wenn wir nachher über den Meeresgrund gehen, müssen wir dicht beisammenbleiben. Diese Flasche ist schwer.«
    »Ich werde sie tragen«, sagte Humboldt. »Ich bin der Kräftigste von uns. Außerdem war es meine Idee, die Kugel zu verlassen.«
    »Bon. Ich werde inzwischen alle Vorbereitungen für das Fluten der Kapsel treffen.«
     

     
    Fünf Minuten später standen die vier Abenteurer in der Mitte der Tauchkugel und warteten darauf, dass Rimbault die Schleuse öffnete. Die Anzüge spendeten tatsächlich Wärme. Oskar spürte, wie das taube Gefühl aus seinen Füßen verschwand. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Mit ihren schwarzen Anzügen, den Handschuhen und ihren Bleistiefeln sahen sie nicht nur aus wie Wesen von einem anderen Stern, sie rochen auch so. Das Gummi stank bestialisch. Es roch, als habe man ein Bügeleisen auf einer Gummiunterlage abgestellt und vergessen abzuschalten. Aber das war ihm egal, solange es ihn nur warm hielt.
    Océanne trug eine kleine Metallschachtel von der Größe eines Schuhkartons in der Hand. Sie erklärte Oskar, dass es sich um eine wasserdichte Taschenlampe handelte, ein Gerät, dessen Lichtstrahl einen durch die Nacht geleitete. Niemand wusste, wie der Meeresgrund an dieser Stelle aussah. Es konnte plötzliche Einbrüche geben oder Spalten, steile Klippen oder vulkanische Krater. Ebenso gut konnten sie irgendwelchen unheimlichen Kreaturen begegnen, die hier unten in immerwährender Dunkelheit hausten und nur darauf warteten, ihre unschuldigen Opfer ins Verderben zu ziehen. Die Meere waren der am wenigsten erforschte Teil der Erde. Seeleute erzählten sich die haarsträubendsten Geschichten über riesige Fische, tödliche Kalmare und tollwütige Wale. Vielleicht waren das alles nur Märchen und Mythen, die jeder Grundlage entbehrten. Vielleicht aber auch nicht, deshalb war ein wenig Licht unerlässlich.
    »Sind Sie bereit?« Rimbault hatte die Vorbereitungen beendet und drängte zur Eile.
    »Alles bereit.«
    »Gut.«
    Der Schiffsbaumeister nickte. »Ein Wort noch: Wir werden unter Wasser nicht miteinander sprechen können. Wir werden also anders kommunizieren müssen. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle eine kurze Einführung in die wichtigsten Handzeichen der Tauchersprache geben.« Er formte mit Daumen und Zeigefinger ein »o«. »Das bedeutet ›Alles in Ordnung‹. Wenn ich die Hand hebe, heißt das ›Halt‹. Reibe ich über beide Oberarme, ›Ich friere‹. Halte ich die ausgestreckte Hand an die Kehle,

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